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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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über ihnen war die North Bridge, auf der Busse Stoßstange an Stoß-Stange darauf warteten, dass die Ampel an der Princes Street grün wurde.
    Breck starrte die Zugfahrkarten an. »Ich hoffe, er erstattet uns das Geld«, knurrte er.
    »Ich fürchte, in der Schlange seiner Gläubiger stehen wir ganz am Ende, Jamie.«
    »Da dürftest du recht haben.«
    Fox' Handy klingelte wieder. Er hielt es sich ans Ohr. Die Stimme hatte sich verändert, vermutlich war es zu anstrengend gewesen, die vorherige Tonlage durchzuhalten.
    »Überqueren Sie die Straße, und gehen Sie in Richtung Jeffrey Street. Wenn Sie unter der Brücke durch sind, halten Sie nach einer Kirche Ausschau.« Der Anrufer legte auf. Fox wandte sich zu Breck um.
    »Ich glaube, wir stehen kurz vor der Erlösung«, sagte er, im Begriff, an der Ampel die Straße zu überqueren. Fox rechnete eigentlich nicht damit, dass irgendeine Kirche am Samstagabend für Besucher geöffnet war, und so richtete er, an der Tür von Old St. Paul's angekommen, den Blick nach links und nach rechts. Er prüfte, ob sein Handy noch ein Signal empfing, in Edinburgh gab es viele Funklöcher.
    »Was jetzt?«, fragte Breck. »Weiter warten?«
    »Weiter warten«, bestätigte Fox.
    »Was auch immer passieren wird, dieser Typ kriegt von mir eine verpasst.« Breck zögerte. »Glaubst du, dass er uns beobachtet?«
    »Kann sein.«
    Breck schaute die Straße hinauf und hinunter. »Nicht allzu viele Kandidaten«, schloss er. Hier war es ruhiger als auf der Market Street. Vor dem Jurys Inn parkte ein Reisebus, aber von seinen Insassen war nichts zu sehen. »Könnte er da drin sein?«
    »Möglich.«
    Breck fluchte leise, während Fox sich die Mauer der Kirche näher ansah. Dort hingen zwei Schilder. Eins wies darauf hin, dass Old St. Paul's der Scottish Episcopal Church gehörte, während das andere einen Eindruck von deren Geschichte vermittelte. Die Gemeinde war 1689 gegründet worden und hatte im achtzehnten Jahrhundert Jakobiten Zuflucht gewährt. Sie bezeichnete sich selbst als Ort »für alle, die den Glauben suchen«.
    »Amen«, murmelte Fox leise, als sein Handy sich wieder meldete. Er hielt es ans Ohr und hatte bereits ein knappes »Ja?« geäußert, als er merkte, dass diesmal eine SMS gekommen war. Sie bestand aus einem einzigen Wort in Großbuchstaben:
    DRINNEN
    Fox zeigte Breck das Display, worauf der nach dem Türknauf griff und an ihm drehte. Schon ein ganz leichter Druck genügte, um die Tür nach innen zu öffnen. Dahinter lag eine Steintreppe, die Fox mit einer Hand am Geländer hinaufstieg. Als er oben um die Ecke bog, betrat er eine Kirche, deren Innenraum viel größer war, als ihr Äußeres hatte vermuten lassen. An einem Ende hingen modern aussehende Gemälde, am anderen befanden sich Kanzel und Altar und, leicht zurückgesetzt, eine Kapelle. Ein junger Mann kehrte zwischen den Bankreihen. Obwohl Breck ihn anstarrte, schenkte er ihnen keinerlei Beachtung. Fox interessierte sich mehr für die erleuchtete Kapelle, deren eine Wand zum größten Teil von einem riesigen Gemälde verdeckt wurde. Davor hatte man ein paar Klappstühle aufgestellt. Er setzte sich auf einen davon und sah, dass das Gemälde aus vier quadratischen Leinwänden bestand, die zusammen den riesigen geschwungenen Faltenwurf eines weißen Stoffes bildeten. Sollte das einen Mantel oder ein Leichenhemd darstellen? Er konnte es nicht sagen, aber es faszinierte ihn.
    »Ist er das?«, flüsterte Breck. Er meinte den Mann, der den Fußboden kehrte.
    »Zu jung«, konstatierte Fox.
    »Das ist einfach idiotisch.« Breck fuhr sich durchs Haar. »Setz dich«, schlug Fox vor. »Entspann dich ein bisschen.«
    Breck schien zwar nicht überzeugt, setzte sich aber trotzdem.
    »Eins der Bilder, die Brogan verkauft hat«, sagte Fox leise, »sah so ähnlich aus, nur kleiner.« Er erinnerte sich an das Foto vom Inneren des Penthouses, das sie in der Zeitung gebracht hatten.
    »Hat er uns deswegen hierhergelockt?«
    Fox zuckte nur die Achseln und ließ den Blick über das Gemälde wandern. Jemand kam die Treppe herauf. Die Schritte klangen wie emsig bewegtes Schmirgelpapier. Breck hatte sich nach ihnen umgedreht. Die Schritte wurden leiser, als sie in die Kapelle eintraten. Breck hatte sich erhoben und Fox dabei leicht angestoßen, aber der war immer noch in das Bild vertieft. Der Neuankömmling ging vor ihm her und setzte sich auf den nächsten Stuhl in der Reihe.
    »Die Künstlerin heißt Alison Watt«, sagte Charles Brogan. »Ich

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