Ein reines Gewissen
Hinterrad auf dem Gehweg.« Breck lächelte kaum merklich. »Edinburghs Armee von Schnüfflern muss man einfach lieben.« Er nahm die Fernbedienung vom Sofa und stellte damit die Musik leiser. »Jedenfalls wurde es gemeldet, und irgendwann hat es auch jemand registriert. Es stellte sich heraus, dass unser besorgter Bürger sich Marke und Modell des Autos sowie einen Teil des Kennzeichens notiert hatte. Ein Nissan X-Trail.«
»So einen fährt Tony Kaye.«
»Und auch das Kennzeichen stimmt überein.«
»Teilweise«, betonte Fox.
»Teilweise«, räumte Breck ein. »Aber Billy Giles reicht es.« Fox überlegte einen Moment. »Das will gar nichts heißen«, sagte er.
»Vielleicht nicht.« Breck nahm wieder einen Schluck Wein. »Jedenfalls dachte ich, du würdest es gerne wissen, da Kaye selbst es dir gegenüber nicht erwähnt zu haben scheint.«
Da Fox nicht wusste, was er darauf antworten sollte, nickte er stattdessen bedächtig. »Weiß er, dass man ihm auf die Schliche gekommen ist?«
»Er ist gleich für morgen früh nach Torphichen einbestellt worden.«
»Giles lässt seine Leute am Sonntag arbeiten?«
»Er meint, das Budget gebe das her. Möchtest du bleiben und ein bisschen Pizza mit uns essen?«
»Ich kann nicht. Jedenfalls ... vielen Dank für die Information. Ich möchte aber nicht, dass Annabel Schwierigkeiten bekommt ...«
»Annabel ist klüger als wir beide zusammen - und ausgekochter!« Breck war aufgestanden.
»Entschuldige noch mal die Störung ...«
Breck wischte die Entschuldigung mit einer Handbewegung beiseite. Er öffnete seinem Gast die Haustür und blieb stehen, während Fox den Fußweg hinunter zur Straße ging.
»Malcolm!«, rief Breck, worauf Fox anhielt und sich umdrehte. »Woher wusstest du meine Adresse? Ich glaube, in der Nacht, als du mich abgesetzt hast, habe ich sie nicht erwähnt.«
Statt aber eine Antwort abzuwarten, schloss Breck einfach die Tür. Ein paar Sekunden später war die Musik wieder aufgedreht. Malcolm Fox stand noch wie angewurzelt da.
»Mist«, sagte er und griff in die Tasche, um sein Handy herauszuholen.
Tony Kaye war mit seiner Frau in einem Restaurant. Er hatte sich wohl bei Tisch entschuldigt und schien, während er sprach, ständig Kellnern und anderen Gästen ausweichen zu müssen. Fox saß inzwischen wieder hinter dem Steuer seines Autos, hatte den Schlüssel jedoch noch nicht ins Zündschloss gesteckt.
»Was genau hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, fragte er. »Und wann hattest du vor, es mir zu sagen?«
»Ich habe eine interessantere Frage an dich, Foxy: Wer zum Teufel hat es dir gesagt?«
»Unwichtig. Ist es wahr?«
»Ist was wahr?«
»Dass du am Montagabend zu Jude gegangen bist.« »Und wenn's so wäre?«
»Warum in Gottes Namen hast du das gemacht?« Fox massierte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken.
»Herrgott, Foxy, du hattest mir gerade erzählt, dass er deiner Schwester den Arm gebrochen hatte.« »Mein Problem, nicht deins.«
»Aber sei mal ehrlich:Wir wissen beide, dass du nicht vorhattest, deswegen irgendetwas zu unternehmen!«
»Und was wolltest du unternehmen, Tony? Ihm einen Kinnhaken verpassen?«
»Warum nicht? Hätte ihn vielleicht davon abgehalten, so was noch mal zu machen.«
»Und beide hätten gedacht, ich hätte dich dazu aufgestachelt.«
»Was spielt das für eine Rolle?« Kayes Stimme wurde lauter. »Er war ja nicht zu Hause.«
Fox stieß einen langen Seufzer aus. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Deine Schwester war sternhagelvoll. Ich dachte, sie würde es bis zum nächsten Morgen vergessen haben.«
»Und stattdessen wird Billy Giles dir im Schraubstock die Eier zerquetschen.«
»Ist doch mal 'ne Abwechslung von meiner Frau.«
»Glaub ja nicht, dass das ein Spaß ist. Giles wird alles wissen wollen, was du am Montagabend gemacht hast. Und wenn es irgendwelche Lücken gibt, wirst du ruck, zuck zum Verdächtigen. McEwan hat schon einen Mann verloren,Tony ...«
»Ja, ja.«
»Giles würde liebend gern unseren ganzen Laden in Stücke schlagen.« »Gehört und verstanden.«
Fox schwieg einen Moment. »In welchem Restaurant seid ihr?«
»CentoTre in der George Street.« »Und der Anlass?«
»Wir feiern, dass wir uns dieses Wochenende noch nicht zerfleischt haben. Was es allerdings kaum von anderen Wochenenden unterscheidet. Hast du dir das Hearts-Spiel angeschaut?«
»Sei vorsichtig morgen.«
»Du meinst, am Torphichen Place? Das bedeutet einen ganzen Sonntag weg von zu Hause ... Für mich wie
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