Ein reines Gewissen
sich, erlaubte es ihm aber dann doch. Nach dem Dessert half Fox ihr beim Tischabräumen. Die Küche war ein einziges Chaos, doch Annie Inglis behauptete beharrlich, sie werde sich später darum kümmern - »Duncan wird mir helfen, glaub mir.« Also ließen sie sich mit Kaffee und Konfekt wieder auf dem Sofa nieder. Seine Blumen hatte sie in eine Vase gestellt.
»Du warst mal verheiratet, stimmt's?«
»Stimmt.«
»Keine Kinder?«
»Wir waren nicht lange genug zusammen.« »Was ist passiert?«
»Es passte einfach vorne und hinten nicht.« »Ach?«
»Ich werde dich nicht mit den Einzelheiten langweilen.« Er schlug die Beine übereinander. »Wie geht es Duncan mit deinem Job?«
»Er weiß, dass er keine Fragen stellen darf.«
»Schön und gut, aber er weiß, was du machst, und er muss seinen Klassenkameraden irgendetwas erzählen ...«
»Wir haben nie viel darüber geredet.« Nachdem Annie die Schuhe abgestreift hatte, zog sie die Beine hoch. Fox hörte, dass irgendwo in der Nähe jemand auf einem Blechblasinstrument übte.
»Ist das Duncan?«
Sie schüttelte den Kopf. »Eins der Kinder von unten. Tuba, hat mir seine Mutter erzählt. Und hinter der Wand wohnt ein Schlagzeuger.« Sie deutete mit dem Kopf auf das Regal.
»Und Duncan?«
»Hat letztes Jahr zum Geburtstag eine elektrische Gitarre bekommen, aber er will keinen Unterricht nehmen.«
»Bei mir war es genauso, als meine Eltern mir einen Satz Golfschläger kauften - dachten, ich würde es mir selbst beibringen.«
»Jungs im Teenageralter können stur sein. Leben deine Eltern noch?«
»Mein Vater.«
»Und wie geht es deiner Schwester? Ich nehme an, dass die Beerdigung vorbereitet werden muss.«
»Kann noch eine Weile dauern, bis sie die Leiche freigeben.«
»Und es gibt immer noch nichts Neues?« Jetzt war es an ihm, den Kopf zu schütteln. »Und deshalb hast du angefangen, auf eigene Faust zu ermitteln ...«
»Mit der Folge, dass ich einen netten, bezahlten Urlaub habe.«
»Hast du vor wegzufahren?«
»Ich darf mich nicht allzu weit von zu Hause entfernen.« Er hielt inne. »Hat es wohl Sinn, Gilchrist ein paar Fragen zu stellen?«
Sie sah ihn an. »Ich glaube nicht, Malcolm. Dir ist doch klar, was das Wort >Suspendierung< bedeutet?« »Selbstverständlich.«
Ein Lächeln umspielte ihren Mund. »Ich hätte dich auch nicht für einen Rebellen gehalten.« »Nur weil ich zum Anzug Hosenträger anhabe.« Jetzt lachte sie. »Vielleicht.«
Duncan steckte den Kopf zur Tür herein. »Ich bin dann weg.« »Wo?«, fragte seine Mutter. »Princes Street.«
»Triffst du dich mit jemandem?« Er zuckte die Achseln. »Na gut. Verabschiede dich von Malcolm.«
»Tschüs«, sagte Duncan. »Noch mal danke für die ...«
»Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder«, antwortete Fox. Schweigend saß er mit Inglis da, bis die Haustür ins Schloss gefallen war.
»Ich dachte, er würde dir beim Aufräumen in der Küche helfen«, sagte Fox.
»Das macht er, wenn er zurückkommt.«
»Ist bestimmt nicht einfach für ihn.« Fox zögerte. »Ohne seinen Dad, meine ich. Helfen deine Eltern dir auch jetzt noch?«
»Wir treffen sie manchmal am Wochenende.«
»Sind sie immer noch in Fife?«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Ich habe dir nie erzählt, dass ich in Fife aufgewachsen bin.« »Bestimmt hast du das.«
Doch sie schüttelte langsam den Kopf, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Du hast es in meiner Akte gelesen, stimmt's?« »Ich mag dich, Annie ...«
»Du hast also meine Personalakte durchkämmt. Irgendetwas Interessantes gefunden, Herr Inspector?«
»Nur, dass du es nicht für nötig erachtet hast, Duncan zu erwähnen.«
Ihre Stimme war eiskalt. »Ich wollte nicht, dass jemand mich zuerst als alleinerziehende Mutter und dann als Polizistin sieht.« »Das ist nachvollziehbar.«
»Ich kann nicht glauben, dass du Nachforschungen über mich angestellt hast!«
»Das ist mein Job.« Er hielt inne. »Das war mein Job«, berichtigte er sich.
»Trotzdem war es nicht in Ordnung, Malcolm.«
Er versuchte, eine Erklärung zu formulieren, doch Annie Inglis war schon aufgestanden.
»Du solltest jetzt besser gehen.«
»Ich wollte nur etwas mehr über dich wissen, Annie ...«
»Danke noch mal für den Wein und die Blumen und ...« Sie blickte sich um, vermied Augenkontakt, wandte sich schließlich der Tür zu. »Ich muss jetzt mal in der Küche anfangen.«
Fox sah ihr nach. Er war auch aufgestanden, die Kaffeetasse noch in der Hand. Nachdem er sie auf den Tisch
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