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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zurückgestellt hatte, zog er sein Jackett wieder an. Sie hatte die Küchentür geschlossen. Er konnte hören, wie sie mit Geschirr hantierte. Seine Finger berührten den Türgriff, ohne ihn jedoch herunterzudrücken. Einen Moment lang verharrte er so, wünschte, sie würde herauskommen. Doch sie hatte das Radio angeschaltet. Classic FM, ein Sender, den er auch manchmal hörte.
    Nicht in Ordnung, Malcolm ...
    Er hätte die Tür aufmachen und sich entschuldigen können. Stattdessen trottete er den Flur entlang und verließ die Wohnung. Draußen auf dem Gehweg reckte er den Hals. Niemand schaute aus dem Erkerfenster oder dem Fenster daneben. Das Auto, das neben Fox' Wagen stand, wurde gerade von seinem Besitzer gewaschen.
    »Endlich mal ein schöner Tag!«, sagte der Mann. Ohne zu antworten fuhr Fox davon.
    Er war schon auf halbem Weg nach Hause, als sein Handy klingelte. In der Hoffnung, Annies Stimme zu hören, ging er dran. Es war jedoch Tony Kaye.
    »Was willst du?«, fragte Fox.
    »Du wolltest doch, dass ich dich anrufe«, beschwerte sich Kaye. »Es lief ganz gut, danke der Nachfrage.«
    Da fiel es Fox wieder ein: Torphichen. »Entschuldige, Tony. Ich war gerade ganz woanders.«
    »Bad Billy möchte mir nur zu gerne Faulkners Ableben anhängen, aber er weiß, dass es ihm nicht gelingen wird, und das macht ihn wahnsinnig.«
    »Gut«, sagte Fox.
    »In einem anderen Szenario, das er im Kopf hat, haust du Faulkner eine rein, während ich als Bote fungiere. Er sagte, womöglich sei es nicht meine Idee, ja nicht einmal deine gewesen - vielleicht habe Jude dich dazu gebracht.« Kaye zögerte. »Das hat sie nicht, oder?«
    »Pass auf, Tony, ich war gerade zum Mittagessen bei Annie Inglis.«
    »Wie nett.«
    »Das Ende weniger! Sie hat rausgekriegt, dass ich ihre Personalakte eingesehen hatte.« »Wann denn das?«
    »Ich war wegen Hintergrundinformationen über Jamie Breck unten in der HR ...«
    »Und dachtest, bei der Gelegenheit könntest du einen kurzen Blick auf Annie werfen? Finde ich völlig plausibel.« »Sie offenbar nicht.« »Klingt nach Überreaktion.«
    Der Meinung war Fox auch, bat ihn aber trotzdem um einen Gefallen. »Du musst mit ihr reden.«
    »Was?«
    »Du musst ihr sagen, dass ich nicht irgend so ein Stalker bin.«
    »Tja, dafür habe ich nur dein Wort ...«
    »Das wird dich morgen ein bisschen beschäftigen, während Naysmith und der Neue es sich gemütlich machen.«
    Kaye entfuhr ein zischendes Geräusch. »Ich hatte ganz vergessen, dass wir ab morgen Gilchrist am Hals haben.«
    »Während die beiden Technikfreaks miteinander plaudern, kannst du in den Chop Shop gehen.«
    »Und Fürsprache für dich einlegen? Ich hätte gedacht, Annie Inglis wäre deine allerkleinste Sorge.«
    »Im Moment kann ich mir nicht noch mehr Feinde leisten, Tony.«
    »Da ist was dran. Betrachte es als erledigt. Wenn sie aber meinem Charme statt deinem verfällt ...«
    »Werde ich garantiert dafür sorgen, dass es nach zwölf Jahren Ehe deine Frau erfährt.«
    »Blödmann.« Kaye lachte. »Ja, bestimmt würdest du das tun.«
    »Bist du mit Torphichen durch?«
    »Ich wage zu behaupten, dass Giles mich noch mal hinzitieren wird. Außerdem will Grampian anscheinend auch mit mir sprechen.«
    »Die von der Inneren?«
    »Giles hat ihnen gleich erzählt, dass ich bei deiner Schwester aufgekreuzt bin. Jetzt können sie dein Fehlverhalten nicht mehr untersuchen, ohne mich mit hineinzuziehen.«
    »Das wird ja immer besser, was?«
    »Du musst aber auch die angenehmen Seiten sehen: Das Restaurant hat gestern Abend vergessen, mir unsere zweite Flasche Wein zu berechnen.«
    Fox brachte ein schwaches Lächeln zustande, dann erinnerte er Kaye noch einmal an Annie Inglis.
    »Entspann dich«, sagte Kaye zu ihm. »Was machst du denn heute noch? Sollen wir uns im Minter's treffen?«
    »Ich habe noch einiges zu tun.«
    »Zum Beispiel?«
    »Die Bücher in meinem Regal alphabetisch sortieren.« Fox beendete das Gespräch und fuhr ganz in Gedanken nach Hause.
    Für den Rest des Tages konnte er sich auf nichts richtig konzentrieren. Die Bücherstapel blieben unberührt. Einzelne Teile der verschiedenen Zeitungen waren noch nicht durchgeblättert. Der Fernseher bot wenig Trost, und die einzige Aussicht, die sein Fenster gewährte, war die auf das Haus gegenüber, das genauso aussah wie seins. Dann, um acht Uhr, klingelte es an seiner Haustür. Er ging rasch mögliche Besucher durch: Jamie, Tony Kaye, Annie Inglis ...
    Es war Jude. Das Taxi, das sie

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