Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
auf der Internetseite der Evening News. Klickte die vergangenen Tage zurück, bis sie den Artikel über die Russen und ihr Schlemmermahl fand. Und deutete auf eines der Gesichter auf dem dazugehörigen Foto.
    »Er kommt mir schon bekannt vor«, gab Colwell zu.
    »Von der Poetry Library her?«
    Die Dozentin zuckte die Achseln und stieß einen tiefen Seufzer aus. Clarke tröstete sie, sich das nicht zu Herzen zu nehmen, und rief mit ihrem Handy die Poetry Library an.
    »Ms. Thomas?«, fragte sie, als sich eine weibliche Stimme meldete.
    »Heute nicht da«, antwortete die Stimme. »Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
    »Mein Name ist Detective Sergeant Clarke. Ich untersuche den Mord an Alexander Todorow und müsste Ms. Thomas etwas fragen.«
    »Sie ist heute zu Hause … haben Sie ihre Nummer?«
    Clarke notierte sie sich und rief dann an. Sie wollte von Abigail Thomas wissen, ob sie einen Internetzugang habe, und führte sie dann durch die Links zu Word Power und der Zeitung.
    »Hmm, ja«, sagte Thomas schließlich, »beide, glaube ich. Saßen ziemlich weit vorn, zweite Reihe vielleicht.«
    »Da sind Sie sich sicher?«
    »Ja.«
    »Nur um ganz sicherzugehen, Ms. Thomas … an dem Abend hat niemand Fotos gemacht?«
    »Der eine oder andere könnte wohl mit seinem Fotohandy geknipst haben.«
    »Und Sie haben keine Überwachungskamera in der Bibliothek?«
    »Es ist eine Bibliothek«, betonte Abigail Thomas.
    »War nur so ein Gedanke … Danke für Ihre Hilfe.« Clarke beendete das Gespräch.
    »Warum ist es so wichtig?«, fragte Colwell und riss Clarke aus ihren Gedanken.
    »Ist es vielleicht gar nicht«, gab die Polizistin zu. »Aber Todorow und Andropow haben an dem Abend, an dem der Dichter ermordet wurde, in derselben Bar was getrunken.«
    »Dem Artikel zufolge ist Mr. Andropow Geschäftsmann?«
    »Die beiden sind im selben Stadtteil von Moskau aufgewachsen. DI Rebus sagt, dass sie sich kannten …«
    »Oh.«
    Clarke sah, dass sie irgendwo ins Schwarze getroffen hatte. »Was ist?«, fragte sie.
    »Könnte einiges erklären«, erwiderte Colwell nachdenklich.
    Die Dozentin hob die CD auf. »Alexanders Stegreifgedicht.« Sie ging an ein Regal und hockte sich davor. Dort stand eine tragbare Hi-Fi-Anlage. Sie legte die CD ein und drückte dann auf »Play«. Der Raum füllte sich mit den Geräuschen von Zuschauern, die sich einen Sitzplatz suchten, Stühle rückten und sich räusperten. »Ungefähr in der Mitte«, fügte sie hinzu und drückte auf die »Skip«-Taste. Damit landete sie aber direkt am Ende der Aufzeichnung. »Hatte ich vergessen«, sagte sie, »das ist ja nur ein einziger durchgehender Track.« Also sprang sie wieder an den Anfang und betätigte jetzt die Vorlauftaste.
    »Als ich mir das angehört habe«, sagte Clarke, »ist mir aufgefallen, dass er manche Gedichte auf Englisch, manche auf Russisch vorgetragen hat.«
    Colwell nickte. »Das neue Gedicht war auf Russisch. Ah, hier ist es.« Sie ging zurück an ihren Schreibtisch, holte Notizblock und Stift und begann sehr konzentriert zu schreiben. Irgendwann bat sie Clarke, auf die Rückspultaste zu drücken. Sie hörten sich den Vortrag ein zweites Mal an, und Clarke drückte jedes Mal auf »Pause«, wenn sie den Eindruck hatte, dass Colwell nicht mehr mitkam. »Ich bräuchte wirklich mehr Zeit«, entschuldigte sich die Dozentin. »Das ist nicht gerade die beste Art und Weise, ein Gedicht zu übersetzen …«
    »Nennen Sie es doch einfach ›noch unvollendet‹«, beschwichtigte Clarke sie. Colwell fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und fing wieder an. Nach zwanzig Minuten warf sie den Stift auf den Schreibtisch. Auf der CD erklärte Todorow dem Publikum gerade, das nächste Gedicht sei aus Astapowo Blues.
    »Über den neuen Text hat er nichts gesagt«, stellte Clarke fest.
    »Gar nichts«, bestätigte Colwell.
    »Auch keine einführenden Worte gesprochen.«
    Colwell schüttelte den Kopf, fuhr sich dann wieder durchs Haar. »Ich weiß nicht, wie viele der Anwesenden überhaupt begriffen haben, dass es ein neues Gedicht war.«
    »Wie können Sie sich so sicher sein, dass es neu war?«
    »In seiner Wohnung scheint es keine Entwürfe davon zu geben, und seine veröffentlichten Sachen kenne ich ziemlich gut.«
    Clarke nickte und streckte die Hand aus. »Darf ich?« Nach einigem Zögern reichte die Dozentin ihr widerwillig den Block. »Es ist wirklich noch sehr unfertig … ich hab keine Ahnung, wo jeweils eine neue Zeile beginnt …«
    Ohne auf sie zu

Weitere Kostenlose Bücher