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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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war; ihre Beckenknochen schmerzten, und die empfindliche Haut zwischen den Beinen fühlte sich an wie
geschmirgelt. Selbst die Füße taten ihr weh, nachdem sie stundenlang vor Wonne die Zehen gekrümmt hatte.
    Nie zuvor hatte sie sich so grauenhaft gefühlt, sofern mit grauenhaft in Wirklichkeit absolut, hundert pro fantastisch gemeint war. Bei ihrer Rückkehr ins Gästezimmer fand sie Jesse aufrecht sitzend im Bett und unter der Decke nach wie vor nackt vor. Durch das Fenster fiel Licht auf sein Gesicht, und jetzt konnte Leigh auch die Uhr erkennen: 7.23. Er sah auf, und zum ersten Mal seit Stunden überkam sie ein Gefühl von Befangenheit. Da stand sie splitterfasernackt im helllichten Sonnenschein vor diesem Mann, den sie kaum kannte, ihrem Autor. Himmelherrgott. Hatte sie das wirklich getan ?
    »Leigh.«
    Sie zwang sich, ihn direkt anzusehen. Im Zimmer war es kalt, und sie spürte, wie die Härchen an ihren Beinen zu kribbeln begannen.
    »Leigh. Schatz. Komm her.« Er hob einen Zipfel der Decke an und nickte auffordernd.
    Sie schlüpfte zu ihm ins Bett. Er schlang die Arme um sie, zog die Decke über sie beide und küsste sie auf die Stirn, wie früher ihr Vater, wenn sie krank war. Was würde ihr Vater wohl denken, wenn er sie jetzt sehen könnte... nicht bloß mit einem Mann im Bett, was für einen Vater schon schlimm genug war, sondern mit dem Mann, den sie als Lektorin betreute... und was war mit Russell... ihrem Verlobten... sie trug immer noch den wunderschönen Ring, den er ihr erst vor fünf Monaten angesteckt hatte. Sie war eine dreckige, miese Schlampe und all dieser lieben Menschen nicht würdig.
    »Du siehst aus, als wärst du in Panik«, flüsterte Jesse ihr ins Ohr und zog sie noch näher zu sich heran, nicht leidenschaftlich, sondern beschützend.
    »Ich bin eine dreckige, miese, nichtswürdige Schlampe«, entfuhr es ihr, was sie im nächsten Moment bereits bereute.
    Sie hatte Widerspruch erwartet, oder zumindest eine weitere
Umarmung und mitfühlendes Glucksen - Russells Spezialität; stattdessen fing Jesse an zu lachen, was sie erst schockte und dann stinksauer werden ließ.
    Sie riss sich von ihm los und starrte ihn fassungslos an. »Findest du das komisch? Findest du es amüsant , dass ich gerade mein Leben ruiniert habe?«
    Er drückte sie noch fester an sich, und Leigh fühlte sich nicht wie sonst immer halb erstickt, sondern entspannte sich. Jesse küsste sie auf die Lippen, auf die Stirn und auf beide Wangen, dann sagte er: »Ich lache nur, weil du mich so sehr an mich selbst erinnerst.«
    »Oh, toll«, knurrte Leigh.
    »Aber wir haben doch nichts Verkehrtes getan, Leigh.«
    »Was meinst du damit, wir haben nichts Verkehrtes getan? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass ich verlobt bin? Oder dass du verheiratet bist? Oder dass wir miteinander arbeiten? «
    Sie betonte vor allem die Sache mit der Arbeit, aber erst, als sie alles aufgelistet hatte, gestand sich Leigh etwas ein: Sie hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass Jesse eine vernünftige Erklärung für seine Ehe lieferte, irgendwas in der Art wie »Wir sind geschieden« oder »Ich bin gar nicht richtig verheiratet«. Sie wusste, dass das ziemlich unwahrscheinlich war, hatte die Hoffnung aber trotzdem noch nicht aufgegeben.
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und brachte sie so zum Schweigen, was sie zu ihrem Erstaunen nicht unverschämt, sondern sehr süß fand. »Was zwischen uns geschehen ist, hat sich ganz natürlich ergeben. Wir wollten es beide. Was ist daran verkehrt?«
    »Was daran verkehrt ist?«, fuhr sie ihn an, in fiesem, ja fast schon bösartigem Ton. »Was ist mit deiner Frau ?«
    Jesse stützte sich auf einen Ellbogen und sah Leigh direkt in die Augen. »Ich komme dir jetzt nicht mit dem üblichen Sermon von wegen, wie unglücklich wir miteinander sind und
dass sie mich nicht versteht und ich sie verlassen will, denn das stimmt nicht, und ich will dich nicht belügen. Wobei das nicht heißt, dass es keine mildernden Umstände gäbe. Und es heißt mit Sicherheit nicht, dass ich dich hier und jetzt nicht heftig begehre.«
    Na, das war definitiv nicht das, was sie hatte hören wollen. Gegen den Ich-verabscheue-meine-Frau-sie-versteht-mich-nicht-Sermon hätte sie durchaus nichts einzuwenden gehabt. Dass er ausblieb, machte ihr nur noch deutlicher, wie verkehrt das alles war, ungeachtet der verwirrenden Tatsache, dass es sich so richtig anfühlte. So richtig ? Was, zum Teufel, dachte sie

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