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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Umschläge in die Tasche und lief zurück in Richtung Hof. Zeit zu verschwinden. An der Hintertür blieb er eine Sekunde stehen, um seinen Herzschlag zu beruhigen. Nur noch ein kurzer Spurt, und der Umschlag würde ihm gehören. Genauso glatt und einfach, wie Achmed es versprochen hatte. Emmanuel trat hinaus.
    Ein greller Lichtstrahl blendete ihn. Gerade noch rechtzeitig trat er zurück, so dass ihn die Faust nur seitlich am Kopf erwischte. Emmanuel schlug hin und blinzelte benommen nach oben. Der Nachtwächter, ein drahtiger Schwarzer, ging wie eine Spitzhacke auf ihn los. Schmerz durchfuhr zuerst seinen Brustkorb und dann seinen Kiefer, als der Wächter erbarmungslos mit schweren Stiefeln auf ihn eintrat.
    Der zweite Tritt ging daneben, und Emmanuel rollte sich zur Seite. Er spürte das Gewicht der Umschläge, während er sich aufrappelte und seine Chancen abwog. Nicht gut. Der Wächter blockierte die gesamte Tür und zeigte keinerlei Absicht, Platz zu machen.
    Emmanuel blieb stehen und wartete auf die nächste Bewegung des anderen. Der Schwarze starrte ihn an, seine Nasenflügel blähten sich auf, als hätte er die verwundete Beute gewittert. Emmanuel täuschte einen Schritt nach links an und sah, wie der Nachtwächter blitzschnell auf ihn zustürzte. Er bückte sich und hebelte den Schwarzen von den Beinen. Mit einem dumpfen Klatschen schlug der Körper des anderen auf den harten Zement.
    Stöhnend hockte sich der Nachtwächter auf die Knie. Emmanuel drängte sich an dem Verletzten vorbei, machte kehrt und rannte in Richtung Mauer. Dass er gerade vor einem Mann davonlief, der ihn um Haaresbreite verdroschen hätte, erfüllte ihn nicht eben mit Stolz.
    Emmanuel erreichte das Tor. Es war verschlossen. Mit den Fäusten hämmerte er gegen das Blech.
    »Aufmachen!«
    »Sie müssen über die Mauer klettern«, erklärte Achmed ihm seelenruhig von der anderen Seite. »Hier kann ich Sie nicht rauslassen.«
    »Machen Sie die verdammte Tür auf!«
    »Sie müssen über die Mauer. Über die Mauer.«
    Emmanuel sah auf. Die Mauerbrüstung war zu hoch, um darüber zu springen, und die Oberfläche zu glatt, um irgendwo Halt zu finden. Er blickte sich um und sah, dass der Nachwächter mit erhobenem Schlagstock auf ihn zugerannt kam. Das Gewicht der Umschläge zog an seiner Schulter. Emmanuel fasste einen Plan: Erstens den Wächter verprügeln, zweitens eine Mülltonne herbeizerren und hinausklettern, drittens Achmed verprügeln. Nicht so ausgefeilt wie die D-Day-Invasion, aber es würde reichen.
    Er ließ den Wächter so nahe herankommen, dass der schon an seinen Triumph glaubte, dann machte er einen Ausfallschritt nach rechts. Der Schlagstock streifte seine Schulter, aber Emmanuel rannte weiter. In weniger als zwei Sekunden war er an der halbgefüllten Mülltonne. Gerade hatte er sie hochgehoben, da machte er erneut Bekanntschaft mit dem Schlagstock. Diesmal traf er ihn mitten auf dem Arm. Die Mülltonne schepperte zu Boden.
    Emmanuel griff nach dem Deckel der Tonne und hielt ihn schützend über sich. Immer wieder sauste der Schlagstock nieder, jeder Treffer erfüllte die Nacht mit einem dumpfen Scheppern. Eine streunende Katze heulte. Emmanuel rollte die Tonne an die Mauer, stellte sie auf und kümmerte sich wieder um den Nachtwächter, der mit wilder Entschlossenheit auf den Deckel einprügelte.
    Emmanuel duckte sich hinter den schützenden Deckel, dann griff er nach den Fußgelenken seines Gegners und zog. Der Nachwächter stürzte erneut, sein Schlagstock rollte weg, Emmanuel schnappte ihn sich und warf ihn über die Mauer. Eine Sache weniger, über die er sich Sorgen machen musste. Er knallte den Deckel fest auf die Tonne, zog sein Jackett aus und warf es über die Stacheldrahtrolle auf der Mauerbrüstung. Als er gerade einen Fuß auf den Deckel setzte, spürte er, wie der Wächter ihn mitten zwischen die Schulterblätter rammte.
    Emmanuel wirbelte herum, duckte sich unter einem Schlag weg und landete einen satten Treffer auf dem Kinn des Wächters. Der Mann taumelte. Emmanuel packte die Gelegenheit beim Schöpfe, schlug noch einmal mit der Rechten zu und schickte eine Linke hinterher. Der Nachtwächter ging endgültig zu Boden. Rasch kletterte Emmanuel auf die Mülltonne und kraxelte über die Mauer. Als er sich hinüberzog, drang ihm eine Glasscherbe in die Wade. Zerschrammt und blutend landete er in der kleinen Gasse. Dort stand Achmed und wartete. Emmanuel hob den Schlagstock auf.
    Achmed drehte sich herum und rannte

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