Ein schöner Ort zu sterben
tief dazwischen verborgen. Emmanuel ging zurück und studierte das Foto davor, das die Frau auf der Seite liegend zeigte, Das dahinfließende Haar verdeckte ihr Gesicht. Ein neues Element war hinzugekommen, beinahe hätte er es übersehen. Um den Hals der Frau lag jetzt ein Halsband, eine geöffnete Blüte mit einem kleinen Diamanten in der Mitte.
»Hübsch«, gurrte der Sergeant Major. »Gefällt mir gut.«
»Das Halsband oder das, was darunter ist?«
»Beides. Schmuck an einer nackten Frau ist etwas Heiliges, mein Junge.«
»Das würdest du auch sagen, wenn sie ein Montiereisen um den Hals hätte«, knurrte Emmanuel. Der Packen Fotos wurde dünner und dünner, und schließlich legte Emmanuel die letzten beiden Fotos aufs Bett. Es sah ganz danach aus, als würde die Identität der Frau ein Geheimnis bleiben. Die heiße Tottie kam wegen der schmalen Taille nicht in Frage, und Davida Ellis war wegen der langen Haare und der schieren körperlichen Präsenz der Frau eine unwahrscheinliche Kandidatin. War das Modell des Captains jemand aus einem der umliegenden Höfe oder Dörfer? Emmanuel legte das letzte Foto aus, und war im selben Moment wie hypnotisiert.
»Sieh mal einer an«, sagte er. Schlagartig waren die Schmerzen in seinem Körper verschwunden und machten einem alles durchdringenden Wohlgefühl Platz. Vielleicht würde er die Schlacht ja doch noch gewinnen.
»Was zum Teufel bringt einen Mann dazu, etwas so … Unappetitliches zu machen?«, platzte es aus dem Sergeant Major heraus.
Emmanuel wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann beugte er sich hinab, um das letzte Foto genauer in Augenschein zu nehmen. Auf dem ungemachten Bett lag ein nackter Mann. Neckisch hatte er sich den Unterarm über die Augen gelegt, so als wolle er sich über die Bemühungen der Frau lustig machen, ihre Identität zu verbergen. Halb über seinen Hüften lag ein zerknittertes Laken, unter dem buschiges Schamhaar hervorlugte. Vom Hintergrund des Baumwolllakens stach der erigierte Penis des Mannes hervor, der Beweis, dass er schon wieder konnte, obwohl das Lächeln in seinem Gesicht vermuten ließ, dass er im Verlauf der letzten Stunde in den Himmel vorgestoßen war.
»Mein Gott!« Der Anblick war dem abgebrühten Sergeant Major unangenehm. »Es ist einfach nicht richtig, dass ein Mann sich derart zur Schau stellt.«
»Sie hat ihn eben gebeten, für sie zu posieren, und er hat ja gesagt.«
»Manche Männer machen für ein bisschen Rammeln wirklich alles.«
»Da steckt mehr dahinter«, widersprach Emmanuel, während er seinen Finger über die gebrochene Nase und die unverwechselbare Armbanduhr gleiten ließ, die dieses Prachtexemplar kapholländischer Männlichkeit eindeutig als die moralische Stütze von Jacob’s Rest und den begeisterten Hobbyfotografen Captain Pretorius auswies. »Rammeln«, wie es der Sergeant Major vermutete, war nur einer von mehreren Gründen für eine derart unverhohlene Selbstentblößung. Indem Willem Pretorius so vor der Kamera posiert hatte, war er ein tödliches Risiko eingegangen.
»Es gefällt ihm, dass sie ihn ansieht. Ihn als das sieht, was er wirklich ist. Man muss sich nur mal seinen Gesichtsandruck anschauen. Das hier ist nicht Captain Pretorius, der Streiter für den heiligen Bund mit Gott. Das hier ist ein schlimmer Finger, der den ganzen Nachmittag lang schlimme Sachen mit einer Frau gemacht, die seine eigene Sippschaft für unrein hält. Und er könnte ums Verrecken nicht glücklicher sein.«
»Vielleicht hat er es aus Liehe gemacht?«
»Das bezweifle ich«, sagte Emmanuel. Das beinahe wie von Drogen herbeigeführte Hochgefühl ließ langsam nach, und der Schmerz fuhr ihm nun bis in den Hals. »Über vierzig Bilder, auf denen sie zu seinem Vergnügen alles Mögliche anstellt, und dann ein Foto, auf dem er aussieht wie der größte Stecher aller Zeiten. Der weiße Induna zu sein – darauf war er scharf.«
»Und das Halsband?«
»Irgendein Nippes«, antwortete Emmanuel und begann, die Fotos wieder einzupacken. Dunkle Gedanken hatten von ihm Besitz ergriffen. »Ein billiger Trick, um sich ihrer Ergebenheit zu versichern. Glaubst du wirklich, dass er zu ihr gestanden hätte, wenn es seine perfekte Burenfamilie betroffen hätte. Dann hätte er sie entweder mit zehn Pfund in der Tasche nach Swasiland verfrachtet oder mit gar nichts zwei Meter unter die Erde.«
»Warum zum Teufel bist du eigentlich so wütend? Ich habe doch nur gesagt, dass er ihr Geschenke gemacht und dafür gesorgt
Weitere Kostenlose Bücher