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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Alles, was du kannst, ist deutsche Nutten zu bumsen. Hast du dich deshalb freiwillig gemeldet? Du beschissener Afrikaner! Steh sofort auf, oder ich schieße dich höchstpersönlich über den Haufen. Entweder auf die Füße oder raus aus meiner Armee!«
    »Detective?«
    Emmanuel schüttelte den Kopf und sah den dunkelblauen Schatten über sich.
    »Du lässt zu, dass dieser Kraut dich von oben bis unten vollpisst? Was habe ich euch beigebracht? Wenn ihr schon sterben müsst, dann nehmt wenigstens noch einen mit!«
    »Geht es Ihnen wieder besser?«
    Er drückte sich vom Boden ab, wirbelte herum und sprang auf die Stimme zu. Er spürte, wie sich in seinem Griff die Halsmuskeln anspannten, hörte den Körper auf den Boden krachen, dann hockte er sich auf das um sich schlagende Bündel und gewann die Oberhand. Er hörte, wie jemand keuchend die Luft ausstieß.
    »De … tec … tive …!«
    Emmanuel schüttelte den Kopf. Detective. Dieses Wort sagte ihm etwas. Langsam kämpfte sich die Erinnerung daran, dass er ja Polizist war, durch den prasselnden Schmerz, der sich von der Schädeldecke bis zum Kiefer hinabwand. Er lockerte seinen Griff und spürte, wie der kleine Körper unter ihm sich ergab. Ein Kindersoldat, der sein Vaterland sinnlos gegen einen übermächtigen Feind verteidigen sollte.
    »Geh nach Hause«, sagte Emmanuel, ließ los und stierte seine Hände an, die steif waren und gekrümmt wie Tierkrallen.
    »Geh zurück zu deiner Mutter.«
    Ein unablässiges Bumm, Bumm, Bumm hämmerte mit verbissener militärischer Präzision in seinem Kopf. Urin und Blut – der typische Gestank des Schlachtfelds hing in der Luft.
    »Bitte, Detective!«
    Als er jetzt über seine Hände hinausblickte, erkannte er die Frau. Davida. Mit einem roten Striemen am Hals lag sie unter ihm.
    »Sie können ja reden«, sagte er.
    »Ja.«
    »Was machen Sie hier?«
    »Wissen Sie überhaupt, wo Sie sind?« Davida blieb still liegen, aus Angst, ihn wieder aufzuschrecken. Emmanuel stierte um sich. Wie aus einem Nebel traten allmählich Konturen hervor: ein Tisch, ein Stuhl, ein abgezogenes Bett. In seinem Kopf wummerten immer noch die Paukenschläge. Er brachte keinen klaren Gedanken zustande.
    »Wo kommt dieser Gestank her?«, fragte er. »Es ist doch so sauber hier.«
    »Der kommt von Ihnen, Detective.« Ihre Stimme zitterte leicht. Ihr Akzent war kaum herauszuhören, so als habe sie von jemandem Englisch gelernt, der Wert auf richtige Aussprache und Grammatik gelegt hatte. »Es sind Ihre Sachen, die so stinken.«
    Jackett und Hemd, die noch vor ein paar Stunden sauber gewesen waren, starrten nun vor getrocknetem Blut und Urin. Emmanuel sprang auf und betastete entsetzt seinen Hosenschritt. Der Stoff war zwar zerknittert, aber trocken.
    »Es ist vor allem hier oben.« Unsicher stand Davida auf. »Da, wo mein Kopf lag.«
    Beide starrten sie auf die dunkle Lache, die immer noch feucht war und stank. Emmanuel griff sich wieder in den Schritt. Trocken. Er riss sich die Jacke vom Leib und beschnüffelte den Stoff wie ein Hund. In einer Ammoniakwolke waberte der Uringestank hoch. Irgendwer – irgendein gottverdammter inzüchtiger Holländer – hatte auf ihn gepinkelt.
    »Verfluchte Scheiße!« Angewidert schleuderte Emmanuel das Jackett von sich. »Wo bin ich hier eigentlich gelandet? Kann man in dieser Gegend nicht einmal zwei Tage hintereinander denselben Anzug tragen?«
    Das Jackett landete am Rand des Safes, den der Captain gebaut hatte, und rutschte hinein. Einzelne Bilder blitzten in Emmanuels Kopf auf, immer klarer, bis daraus schließlich ein kompletter Film wurde. Der Fotoapparat, der Umschlag, der blaue Schatten, dann der Knüppel, der auf seinen Kopf gesaust war …
    Emmanuel ging auf die Knie und kroch auf das Versteck zu. Von der gestampften Erde des Fußbodens wirbelten Staubwölkchen hoch, während er verzweifelt nach Donny Rookes Fotoapparat und dem braunen Papierumschlag suchte.
    »Scheiße!« In der Hoffnung, dass bei seinem Sturz etwas unter einen Stuhl oder das Bett geschleudert worden war, dehnte er seine Suche aus. Wie ein Betrunkener in einem Minenfeld tastete er mit den Händen den Boden ab, doch alles, was es ihm einbrachte, waren dreckige Fingernägel.
    »Weg.« Er warf den Holzdeckel zu und hörte die Scharniere knallen.
    »Was ist weg?« Es war die Frau. Sie war so still gewesen, dass er ihre Anwesenheit vollkommen vergessen hatte.
    »Die Beweise«, knurrte er. »Jemand hat den Fotoapparat und die Fotos mitgehen

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