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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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irgendjemand vorbeikam, der ihnen den Rücken kratzte. Diese Schweine hier besaßen ein braunes, struppiges Fell und waren extrem agil. Sie wirkten außerdem kampflustig. Vielleicht waren sie hungrig.

    »Sie bleiben da stehen, Sir!«, brüllte der Schweinehirte.
    »Ich bring sie weg.« Er begann umherzurennen und seine lärmende Horde zusammenzutreiben, bis er, noch immer wild mit den Armen fuchtelnd, mit seiner Herde durch die Buchsbäume auf der anderen Seite des Kieswegs war und außer Sicht geriet. Nur ärgerliches Quieken und Kriegsrufe hallten noch zu Markby zurück.
    »Das wird von Minute zu Minute eigenartiger«, murmelte Markby und ließ den Motor wieder an.
    »Was erwartet mich sonst noch?« Wenigstens hatte er nun eine Erklärung für das Viehgitter an der Einfahrt. Die Fassade des Hauses bedurfte einer dringenden Totalrenovierung. Als Markby aus dem Wagen stieg, sah er, dass ganze Klumpen Putz aus den korinthischen Säulen des Vordachs gefallen waren und Moos die Fundamente sowie die Stufen überwucherte, die hinauf zum Eingang führten. Er zog an der altmodischen Türglocke, doch nichts geschah. An der Mauer neben der Tür hing ein kleines Holzschild, auf dem zu lesen stand:
    »Zum Büro bitte hier entlang«, darunter ein Pfeil, der zur Seite des Gebäudes zeigte. Es war Samstag, doch ein Versuch konnte nicht schaden. Außerdem schien es keine Alternative zu geben. Er folgte dem Pfeil und fand eine kleine, schwarz gestrichene Tür mit einem modernen Klingelknopf. Und er hatte Glück: Hinter der Tür war das Geräusch einer Schreibmaschine zu hören. Die Tür wurde geöffnet, und es bot sich ihm ein Anblick, der auf seine Weise genauso unglaublich war wie kurze Zeit zuvor der Schweinehirt mit seiner Herde. Markby sah sich einer sehr vornehm aussehenden jungen Frau gegenüber, gekleidet in ein purpurfarbenes Geschäftskostüm, bestehend aus einer Jacke mit goldenen Knöpfen und goldener Litze sowie einem sehr kurzen Rock. Die langen, wohlgeformten Beine steckten in schwarzen Strümpfen und endeten in Schuhen mit StilettoAbsätzen. Ihr weißblondes langes Haar war nach hinten gebürstet und wurde von einem schwarzen Samtband zusammengehalten. Sie trug eine Menge Make-up, gewaltige kunstvolle Ohrringe, und sah aus, als käme sie direkt von der Titelseite eines dieser aggressiveren Hochglanz-Magazine für die Frau von heute. Markby schätzte sie auf knapp über dreißig. Während er sie anstarrte, betrachtete sie ihn aus scharfen grauen Augen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sie sich mit transatlantischem Akzent. Er zog seine ID hervor und fragte, ob es möglich sei, Mr. oder Mrs. Conway zu sprechen. Sie nahm den kleinen Ausweis entgegen. Ihre Fingernägel waren passend zum Kostüm lackiert.
    »In welcher Angelegenheit? Ich bin Mr. Conways persönliche Assistentin. Mrs. Conway empfängt keinen Besuch.«
    »In einer polizeilichen«, sagte Markby entschieden und beschloss, dass der Zeitpunkt gekommen war, die Initiative wieder an sich zu reißen. Irgendwo hinter ihr im Haus erwachte eine Büromaschine zum Leben. Die Frau blickte über die Schulter.
    »Er ist im Augenblick beschäftigt.«
    »Das bin ich ebenfalls«, antwortete Markby mit noch größerer Entschlossenheit. Ihre Blicke begegneten sich, und es fand ein kurzer, lautloser Willenskampf statt.
    »Also schön, kommen Sie herein«, gab sie schließlich nach.
    »Ich werde gehen und fragen, ob er fünf Minuten erübrigen kann.«
    »Danke sehr«, sagte Markby und widerstand dem Impuls hinzuzufügen:
    »Machen Sie das.« Das Büro war – in scharfem Kontrast zum Äußeren des Hauses – ultramodern eingerichtet. Der Kontrast war so krass, dass sich die Devaux, die das Haus gebaut hatten, wahrscheinlich drüben in ihrem Mausoleum im Grabe umdrehten. Für diesen Umbau, sinnierte Markby, während er verräterische Dellen und Unebenheiten im Putz betrachtete, waren einige tiefgreifende interne Strukturänderungen erforderlich gewesen. Er war überrascht, dass Conway die dazu zweifellos erforderliche Baugenehmigung erhalten hatte. Das Haus stand sicher auf der Liste der denkmalgeschützten Gebäude. Auf der anderen Seite fanden Männer wie Conway immer einen Weg, ihren Willen durchzusetzen.
    »In welcher Branche ist Mr. Conway eigentlich tätig?«, erkundigte sich Markby bei Maria Lewis.
    »Computertechnologie, Im- und Export«, informierte sie ihn herablassend. Es gefiel ihr offensichtlich nicht, wie er sich in Conways Büroräumen

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