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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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fest, dass er weinte und die Tränen lautlos über seine Wangen liefen. Er weinte wegen all dem Glück, das er einst erlebt und das nun verloren war, wegen des Mädchens, das er einst geheiratet hatte, und wegen seiner Jugendträume, und er wünschte sich, alles wäre anders gekommen.
    Er wischte sich die Tränen ab. Sie musste irgendetwas gehört haben, denn sie drehte den Kopf und blickte direkt in seine Richtung. Hastig zog er sich von der Tür zurück und drückte sich in das Dunkel unter der Treppe. Er hörte, wie sie den Raum durchquerte, und er hörte ein Klicken, als die Tischlampe ausgeschaltet wurde. Machte ein Schlafwandler so etwas? Lampen ein- und ausschalten? Adeline verließ den Salon, ging durch die Halle, ohne ihn in seinem Versteck zu bemerken, und stieg die Treppe hinauf.
    Einen Augenblick später hörte er, wie ihre Schlafzimmertür geschlossen wurde. Er löste sich aus seinem Versteck und schlich mit Füßen wie Eisblöcken in den Salon, um nachzusehen, was seine Frau so fasziniert hatte. Falls es überhaupt etwas zu sehen gab!
    Doch da war nur Mondlicht über dem Park, die ferne Silhouette der Bäume und dazwischen ein eigenartiger, wie ein Pfefferstreuer geformter Umriss, wohl einer der Türme dieses grässlichen Mausoleums, das die Devaux-Familie sich errichtet hatte. Kurz gesagt – nichts.
    Etwas Warmes, Weiches streifte an seinem nackten Unterschenkel entlang, und er zuckte zusammen und fluchte unterdrückt. Als er instinktiv austrat, erhielt er zur Antwort ein Fauchen. Es war Sam, der Kater, der Adeline wie stets auf Schritt und Tritt folgte. In früheren Zeiten, dachte er bitter, hätte Aberglaube den Kater als Adelines Schutzgeist abgestempelt, und beide wären verbrannt worden!
    Er war wieder ins Bett zurückgekehrt, entschlossen, am nächsten Morgen Prue davon zu erzählen – und dem Doktor, wenn er das nächste Mal anrief. Doch heute, nachdem er die ganze Nacht nicht hatte schlafen können, hatte er Prue gegenüber nichts erwähnt. Er wusste nicht einmal genau, warum. Stattdessen hatte er Maria überredet, am Samstag zu arbeiten, und ihr dafür zu einem späteren Zeitpunkt einen freien Tag versprochen. Er wollte in seinem Büro sein und sich beschäftigen und nicht auf der anderen Seite dieser trennenden Tür sitzen. Er wusste, dass er sich versteckte, dass er vor dem Chaos davonlief, das sein häusliches Leben darstellte. Maria hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, doch sie wusste immer gleich ganz genau, wenn irgendetwas nicht stimmte. Er hatte ihren abschätzenden Blick bemerkt, als sie eben ins Büro gekommen war und feststellte, dass er nicht arbeitete, sondern nur dumpf brütend dasaß.
    Nun hörte Matthew ihre Stimme auf der anderen Seite der Tür und schrak zusammen. Schuldbewusst scharrte er die Papiere auf seinem Schreibtisch zusammen. Dann vernahm er eine männliche Stimme, in befehlsgewohntem Ton, und er fragte sich, wer um alles in der Welt das wohl sein mochte. Niemand, der geschäftlich zu ihm wollte, nicht am Samstag.
    Maria öffnete die Tür mit gerötetem Gesicht.
    »Es ist die Polizei«, sagte sie knapp.
    KAPITEL 9
    »Also, es tut mir Leid, dass ich nicht rausgekommen bin, um Sie zu besuchen, Barney«, sagte Mrs. Pride energisch.
    »Aber ich bin im Augenblick sehr beschäftigt. Ich habe diese junge Polizistin zur Untermiete bei mir aufgenommen, und in der Damengesellschaft hausiert die Grippe wie der Assyrer.«

    »Meine Güte!«, sagte Barney.
    »Irgendein ausländischer Bursche, der den Damen reihenweise die Herzen bricht?«
    »Reden Sie keinen Unsinn! Sie wissen ganz genau, dass ich ein Gedicht zitiert habe.«
    »Ja, sicher. Lord Byron. Ah, Doris, so schreibt heute niemand mehr. Was für ein Genie, und was für ein wunderbarer Gesellschafter.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich mich um Sie sorge«, sagte Mrs. Pride ohne jeden Groll.
    »Ich habe dieses Gedicht 1943 beim Weihnachtskonzert unserer Schule aufgesagt, in der Nacht, in der ein deutscher Bomber auf Marsh Hollow abgestürzt ist. Am nächsten Tag sind wir alle hingelaufen, um das Wrack zu besichtigen, und haben dem Farmer einen Sixpence gezahlt, um in das Cockpit klettern zu dürfen. Noch etwas Tee? Was hat Sie eigentlich nach Bamford geführt? Und erzählen Sie mir nicht, Sie wären gekommen, um mich zu besuchen, das glaube ich Ihnen nämlich nicht.«
    »Offen gestanden, Doris, die Polizei hat mich nach Bamford gebracht, und bevor Sie jetzt an die Decke gehen, ich habe der Polizei

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