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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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Hintern hier raus, Jo. Bevor ich dir zeige, was ein Despot damit macht.“
    Finn und Lucas lachten auf, verstummten jedoch schleunigst, als ich sie ansah, und taten dann so, als wären sie auf einmal ziemlich beschäftigt. Malcolm – dieser kleine Verräter – machte auf dem Absatz kehrt und eilte zum Turm, als würde seine Kehrseite auf dem Spiel stehen.
    „Das würdest du nicht wagen“, sagte ich leise und machte einen Schritt rückwärts, ohne Ryan aus den Augen zu lassen.
    In seinen Mundwinkeln zuckte es.
    „Fordere mich lieber nicht heraus, Joanna!“, flüsterte er, und seine Augen glitzerten gefährlich.
    Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich zugegebenermaßen völlig erschöpft war, an meiner Wut im Bauch oder an der Mischung aus Wut, Angst, Müdigkeit und Erregung – aber ich spürte mehr als deutlich Ryans Gegenwart, während er mich die schmalen Treppenstufen hinauf eskortierte. Ich schlich an der Außenwand entlang und zuckte fast zusammen, wenn seine Schultern mich streiften – was verhältnismäßig oft geschah, so dass ich mich schon fragte, ob es wirklich jedes Mal ein Versehen war.
    „Ich verspreche, du kannst morgen bei der Spurensuche helfen“, sagte er und warf mir einen Seitenblick zu. „Okay?“
    Ich wich seiner Hand aus und nickte.
    „Noch wütend?“, fragte er.
    „Du hast damit gedroht, mir den Hintern zu versohlen! Und das vor aller Augen!“
    „Also ja.“
    „Wie man’s nimmt“, knurrte ich und schob die Tür zu den Mansarden auf. „Wundere dich nur nicht, wenn ich es dir heimzahle!“
    „Oho!“, rief er großspurig und folgte mir in den Korridor. „Willst du mir jetzt etwa drohen?“
    „Nicht doch! Ich gebe nur zu bedenken, dass man auch mit Echos umgehen können muss.“ Ich stand an meiner Zimmertür und hatte bereits die Hand auf der Klinke. „Gute Nacht, Ryan!“
    „Was denn?“ Er hob fragend beide Arme. „Willst du mir, wenn ich schlafe, an die Gurgel gehen?“
    „Fordere mich lieber nicht heraus!“
    Schon hatten sich seine Finger um mein Handgelenk gelegt, und seine Arme zogen mich an sich.
    „Wie willst du mir an die Gurgel gehen, mo neas, wenn die Arme des Wolfes dich umschlingen?“
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, doch Ryan lächelte nur, ließ mich frei und schritt stolz den Gang in Richtung Turm zurück.
    Ich stand da wie gelähmt. Meine Knie drohten jeden Moment unter mir nachzugeben. Wackelig ging ich in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett. Je länger ich dort saß und darüber nachdachte, was Ryan gesagt und getan beziehungsweise nicht getan hatte, umso wütender wurde ich. Schlussendlich war ich so zornig, dass ich meine Schuhe auszog und sie gegen die Tür warf. Wutschnaubend kroch ich unter die Bettdecke und wünschte Ryan McKay von dort einen Fluch nach dem anderen an den Hals. Mein letzter Gedanke war ein Schwur, diesen vermaledeiten Schotten von nun an mit tödlicher Missachtung zu strafen.
    Irgendwann wurde ich wach. Ich spürte, dass jemand in meinem Zimmer war, und vernahm ein gleichmäßiges, tiefes Atmen. Leise hievte ich mich auf die Unterarme – und sah, dass Ryan in dem kleinen Sessel am Kamin saß und schlief. Die langen Beine hatte er von sich gestreckt, und sein Kopf hing über der Rückenlehne. Oberkörper und Arme waren unter einer kurzen Decke verborgen.
    Das Ganze sah so furchtbar unbequem aus, dass ich von einer Woge heftigster Zärtlichkeit überflutet wurde. Ich biss in meine Bettdecke, legte mich zurück, schloss die Augen und bemühte mich, das Kribbeln in mir zu ignorieren.
    Doch das Gefühl, das dieses Bild in mir hervorgerufen hatte, war so überwältigend, dass ich immer wieder die Augen öffnete, um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich da war. Schließlich schlief ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

Versteckte Türen
    Und ich hatte wunderbar geschlafen. Als ich aufwachte, schien die Sonne in mein Zimmer. Der Sessel, in dem Ryan die restliche Nacht verbracht hatte, war leer. Ich stand auf, reckte mich und atmete tief durch. Die furchterregenden Erlebnisse der letzten Nacht hatten auf wundersame Weise keine Spuren in mir hinterlassen. Vielleicht war es der Anblick der Sonne, vor dem sie verblassten. Ich wickelte mich in meinen Bademantel, nahm Waschtasche und frische Kleidung und verließ das Zimmer.
    Ryans Zimmertür stand sperrangelweit offen, und ich hörte, wie er telefonierte.
    „Nein, Miss Bergman geht es gut. Ich habe sie gleich danach in ihr Zimmer geschickt. Doch, doch! Ich glaube

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