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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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du?“
    Nelly schluckte und versuchte zu lächeln. „Ja, Miss. Danke!“
    „Sag einfach Jo, okay?“
    „Jo?“
    „Genau.“
    Über Nellys Gesicht huschte ein Lächeln, ihre Schultern sackten ein wenig zusammen, und sie holte tief Luft. „Gerne, Jo. Danke! Haben Sie – äh, hast du noch Hunger? Soll ich …“
    „Nein, ist schon gut. Ich nehme mir nur einen Apfel. Kommst du klar?“
    „Ja.“ Sie lächelte.
    Ich drückte noch einmal kurz ihren Arm, der sich jetzt etwas weniger angespannt anfühlte, und lächelte aufmunternd. Dann nahm ich mir einen Apfel aus dem Obstkorb und machte mich schließlich auf den Weg nach unten.
    Bei Nellys Anblick war mir klargeworden, dass es mir letzte Nacht genauso ergangen war wie dem Dienstmädchen an diesem Morgen. Ich hatte auch furchtbare Angst gehabt, überlegte ich und lächelte still vor mich hin. Mit Wut im Bauch ließ sich leichter zu Bett gehen als mit lähmender Angst. Ryan wusste das. Dieser Schlawiner!
    Die Geräusche, die schon von den unteren Stufen des Turms aus zu hören waren, ließen darauf schließen, dass Milly nicht ganz damit einverstanden war, die Halle ihrem momentanen Chaos zu überlassen. „Es ist mir egal, ob hier ein Magnetfeld liegt“, brüllte sie, „ihr habt vierundzwanzig Stunden!“, und rauschte wie eine Dampflok an mir vorbei. „Die fabrizieren hier mehr Unordnung als eine Horde streikender Brownies “, hörte ich sie rufen, und dann verschwand sie mit wehendem Rock im Turm.
    „Jo! Geht es dir gut?“ Marlin stürmte von draußen herein und nahm mich erleichtert in die Arme. „Ich habe gerade Ailsa getroffen. Ist alles okay mit dir?“
    „Ja, es geht mir gut. Wo kommst du denn her? Ich dachte, du wolltest wegfahren?“
    „Ja, aber ich wollte erst nach dir sehen. A Diah! Das sieht ja aus wie in einer Schießbude.“
    „Gut, dass du da bist!“, rief Finn. „Kannst du kurz mit anpacken?“
    „Natürlich!“, rief Marlin zurück und lief hinüber, um ihm beim Raustragen der zerschlagenen Vitrinen zu helfen.
    „Wo ist Ryan?“, fragte ich.
    „Ich bin hier“, sagte dieser dicht an meinem Ohr und schob sich dann grinsend an mir vorbei. „Hast du mich gesucht?“
    Ich verdrängte das Bild, das mir plötzlich vor Augen stand, wieder in die hinterste Ecke meines Kopfes und folgte ihm auf dem Fuß.
    „Erstens!“, sagte ich leise. „Können wir bitte die Peinlichkeit von heute früh vergessen?“
    „War dir das peinlich?“
    „Na ja, nicht direkt, aber ich … Können wir also?“
    „In Ordnung“, sagte er und stutzte. „Was macht Marlin hier?“
    „Helfen“, erwiderte ich und fuhr dann fort. „Zweitens. Hast du mich letzte Nacht nur wütend gemacht, damit ich schlafen konnte?“
    Er wandte den Blick von den Männern ab, sah mich an und lächelte. „Und? Konntest du schlafen?“
    „Ja. Ich bin sogar einmal wach geworden, und rate mal, wer da in meinem Sessel lag.“
    Ryans Augen glitzerten amüsiert. Dann reichte er mir die Lampe und wies hinüber zu Malcolm und Lucas. „Bring die dahin, aye?“
    Ich überlegte kurz, ob ich ihm sagen sollte, dass ich die Karte der Pinakothek von seinem Tisch genommen hatte, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Besser, ich ginge alleine auf die Suche. „Danke!“, sagte ich, nahm ihm die Lampe ab und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Am Nachmittag verdrückte ich mich aus der Haupthalle und schlich in die Pinakothek.
    Minutenlang tigerte ich durch den Saal, hob Bilder an, klopfte Wände ab, tastete an Rahmen und Säulen entlang, doch nichts. Auf der Karte war die Geheimtür dort eingezeichnet, wo sich das Gemälde mit dem Brunnen und der Statue befand, doch weder dahinter noch daneben war auch nur der geringste Hinweis auf eine Geheimtür zu entdecken.
    Auf einmal ging die große zweiflügelige Tür hinter mir auf. Ich schoss herum und sah mich Ryan gegenüber, der noch immer den Knauf in der Hand hatte und ebenso erschrocken schien wie ich. Allerdings fasste er sich schnell.
    „Kannst du mir mal sagen, was du hier treibst? Malcolm erzählte, du wolltest dich hinlegen?“
    Flugs versteckte ich die Karte hinter dem Rücken, doch es war zu spät. Er hatte sie gesehen.
    Er kam auf mich zu und streckte die Hand aus. „Gib sie her, Jo!“
    Ich atmete resigniert aus und reichte sie ihm. „Tut mir leid!“, sagte ich. „Ich war neugierig, okay? Ich wollte sehen, ob ich die Tür hier vielleicht irgendwo finde.“
    „Das habe ich auch schon versucht“, entgegnete Ryan und klappte die Karte

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