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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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miteinander aus. Mr. Cameron lebte sehr zurückgezogen, ganz im Gegensatz zu Mr. Sharpies. Dann muß irgend etwas zwischen ihnen vorgefallen sein, aber ich weiß nicht, was es war. Jedenfalls ließ Mr. Cameron meine Mutter zu sich kommen.«
    »Wann war das?«
    »Am Morgen seines Todestages.«
    »Ging Ihre Mutter zu ihm?«
    »Ja.«
    »Um welche Zeit?«
    »Gegen halb zehn.«
    »Weshalb wollte er sie sprechen?«
    »Ich weiß es nicht. Es kann doch nicht dabei geschehen sein, Donald?« fragte sie voll ängstlicher Spannung.
    »Nein, wenn Ihre Mutter wirklich um halb zehn bei Cameron war, nicht.«
    »Mir gegenüber hat sie behauptet, sie war um diese Zeit bei ihm.«
    »Wann hat sie Ihnen das gesagt?«
    »Am gleichen Nachmittag. Sie war sehr erregt, fast hysterisch. Daran erkannte ich, daß etwas Schreckliches geschehen sein mußte. Sie versuchte ständig, Sharpies anzurufen, konnte ihn aber nicht erreichen. Dann telefonierte sie mit Shirley und wollte zu ihr gehen, aber Shirley wollte sie erst am nächsten Tag sehen.«
    »Weiter, Dona, weiter!«
    »Schließlich erreichte sie Sharpies am Telefon, und er sagte ihr etwas, das sie sehr beruhigte. Sie war zwar auch nachher immer noch sehr er r egt, aber sie schien wieder Hoffnung zu haben.«
    »Wissen Sie, was Sharpies ihr sagte? Weshalb sie wieder hoffnungsvoller wurde?«
    »Nein, sie sagte mir kein Wort darüber.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Am Nachmittag. Ganz genau kann ich es nicht sagen.«
    »Erzählen Sie mir mehr über Shirley.«
    »Shirley ist — nun, sie tritt wie eine Fürstin auf. Ich vermute, daß Mutter sie manchmal langweilt. Trotzdem scheint Mutter Shirley aufrichtig gern zu haben. Sie stellt mir Shirley immer als Vorbild hin. Sie bewundert Shirley, ihr Auftreten, ihre Sicherheit und ihre Art, mit Menschen umzugehen. Mich würde ein solches Leben verrückt machen.«
    Ich ließ mir alles durch den Kopf gehen, was sie gesagt hatte. »Vielleicht kommen wir jetzt der Sache näher. Aber etwas brauche ich noch.«
    »Was ist das?«
    »Daß Sie mit mir sofort einen Besuch machen.«
    »Bei wem?«
    »Bei einer Señora Lérida. Wissen Sie, wer das ist?«
    »Lerida?« sagte sie nachdenklich. »Nein, ich kann mich nicht an eine Señora Lerida erinnern. Wohnt sie hier in Los Angeles?«
    »Ja.«
    »Weshalb wollen Sie mit ihr sprechen?«
    »Ich will ein paar Fragen an sie richten.«
    »Und warum soll ich dabeisein?«
    »Ich brauche einen Zeugen und einen Dolmetscher.«
    »Aber warum gerade mich?«
    »Weil ich glaube, daß es für Sie sehr interessant sein wird.«
    »Also gut!« sagte sie entschlossen. »Ich gehe mit Ihnen. Nur, ich werde nichts tun, was meiner Mutter schaden wird, falls sie...«

Vierundzwanzigstes Kapitel
    EINE ÜBERRASCHENDE ZEUGIN

    S eñora Leridas Wohnung lag in einem Viertel mit vernachlässigten und stark reparaturbedürftigen Häusern. In dieser Gegend versuchten die Hausbesitzer erfolgreich, so viel Miete wie nur möglich aus ihren Häusern herauszuschlagen, ehe sie abgerissen wurden. Das Viertel hatte Lagerhäuser und kleine Fabriken angezogen, die wegen ihres Lärms
    und der unliebsamen Gerüche, die sie verbreiteten, in keiner anderen Gegend geduldet wurden. Der Wert der Grundstücke war dort so hoch, daß niemand mehr neue Wohnhäuser baute. Die noch vorhandenen waren seit Jahren dem Verfall überlassen worden und warteten auf den Abbruch.
    Das Haus, das wir suchten, hatte seit Jahren keinen Tropfen frische Farbe mehr gesehen. Die vorgelagerte kleine Holzveranda war brüchig, die Stufen, die zu ihr hinaufführten, windschief und ausgetreten. Da an der Tür keine Klingel angebracht war, klopfte ich.
    Als nichts geschah, schlug ich nochmals gegen die Tür. Wir lauschten angestrengt. Die Trostlosigkeit, die über dem ganzen Viertel lag, schien auf uns überzugreifen.
    Der Wind trieb die Gerüche der Müllverbrennungsanlage der Stadt, die in unmittelbarer Nähe liegen mußte, zu uns herüber.
    Erst als ich schon im Begriff war, unseren Versuch aufzugeben, wurde mir wieder bewußt, welche Bedeutung ich den Aussagen dieser Señora Lerida beigemessen hatte. Entmutigt und bedrückt wollte ich schon zu unserem Wagen zurückkehren, aber Dona hielt mich davon ab.
    »Versuchen wir es noch einmal«, schlug sie vor, »vielleicht ist sie alt und schwerhörig. Klopfen Sie lauter.«
    Ich donnerte mit der Faust gegen die Tür.
    Wir lauschten dem verhallenden Klang. Dona hatte nun meinen Arm gepackt und wagte kaum zu atmen.
    »Ich höre etwas«, flüsterte sie

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