Ein sicheres Haus
schwarz wie ein Panther. Was ist deine Lieblingsfarbe?«
Elsie schien nicht zu merken, daß Finn nicht antwortete. Sie zeigte ihr das Bild ihres Hauses mit einer Tür, die bis zum Dach reichte, und zwei schiefen Fenstern. Sie zeigte ihr, wie sie Purzelbäume schlagen konnte, wobei sie gegen die Beine des Stuhls krachte. Und dann verlangte sie ein Video, und zusammen sahen sie sich den ganzen Film 101 Dalmatiner an, Finn im Sessel, Elsie auf dem Teppich. Sie starrten beide auf den Bildschirm voll junger Hunde, Finn mit leerem Blick, Elsie gierig, und als ich Elsie aufhob und mit nach oben ins Bad nahm (»Warum muß ich immer baden?«), blieb Finn zurück und hielt weiter ihren Blick auf den leeren Bildschirm gerichtet.
Die Abende würden am schlimmsten werden, dachte ich; über lange Zeitspannen nur wir beide, keine Struktur, Finn einfach dasitzend und wartend, aber auf was? Ich dachte daran, wie sie mich angesehen hatte. Ich kramte im Tiefkühlschrank herum: Steak and Kidney Pudding von Marks and Spencer, Chicken Kiev von Sainsbury’s, eine Packung Lasagne (zwei Portionen), Spinat- und Käseauflauf (eine Portion). Ich nahm die Lasagne heraus und stellte sie zum Auftauen in die Mikrowelle.
Vielleicht waren noch Tiefkühlerbsen da. Ich fragte mich, wo Danny war; ich fragte mich, ob er anderswo Trost und Vergnügen gefunden, seine Wut ihn in ein anderes Bett getrieben hatte. War er jetzt mit jemand anderem zusammen, während ich eine stumme Kranke versorgte? Legte er seine rauhen Hände auf den willigen Körper einer anderen? Bei dem Gedanken verschlug es mir ein paar Augenblicke lang den Atem. Ich nehme an, er hätte gesagt, daß ich ihm untreu war, auf meine Art. Finn, die passiv im Zimmer nebenan saß, repräsentierte eine Art Verrat. Ich wünschte mir, er wäre jetzt hier, und ich würde statt für sie für Danny Lasagne und Erbsen wärmen; dann hätten wir uns im Fernsehen einen Film ansehen und zusammen nach oben ins Bett gehen und dicht aneinandergekuschelt im Dunkeln liegen können. Ich wünschte, ich könnte Finn und meinen ganzen dummen und übereilten Entschluß, sie aufzunehmen, ungeschehen machen und zu der Vergangenheit von vor zwei Tagen zurückkehren.
»So, fertig.« Ich trug das Tablett ins Wohnzimmer, aber Finn war nicht dort. Ich rief nach oben, zuerst verhalten, dann etwas ungeduldiger. Keine Antwort. Schließlich klopfte ich an ihre Schlafzimmertür und öffnete sie dann. Sie lag, voll bekleidet, auf dem Bett und hatte den Daumen im Mund. Ich deckte sie zu, und dabei öffnete sie die Augen. Sie schaute mich an und drehte dann den Kopf zur Wand …
Und so endete Finns erster Tag. Nur, daß ich später, als ich selbst zu Bett gegangen und es draußen so dunkel geworden war, wie es nur auf dem Land sein konnte, aus Finns Zimmer einen dumpfen Schlag hörte. Dann noch einen, lauter. Ich zog meinen Morgenrock an und tappte durch den eisigen Korridor.
Sie schlief, beide Hände vor dem Gesicht wie jemand, der sich vor einer aufdringlichen Kamera versteckt. Ich ging zurück in mein warmes Bett und hörte bis zum Morgen nichts außer dem Schrei einer Eule, dem Seufzen des Windes, schrecklichen, unverfälschten Landgeräuschen.
10. KAPITEL
Finns Gegenwart im Haus verströmte eisige Kälte. Ich konnte sie aus dem Augenwinkel sehen: irgendwo herumlungernd, irgendwo herumschlurfend. In allen Debatten über Sicherheit und ihren Zustand war eines nicht diskutiert worden, nämlich, was sie eigentlich die ganze Zeit über in meinem Haus tun sollte. In den ersten paar Tagen wachte sie früh auf. Manchmal hörte ich das Tappen nackter Füße auf den blanken Dielen des Treppenabsatzes. Zur Frühstückszeit klopfte ich an ihre Zimmertür und fragte, ob ich ihr etwas bringen könne. Ich erhielt keine Antwort. Ich sah nichts von ihr, bis ich zurückkam, nachdem ich Elsie zur Schule gebracht hatte. Sie saß auf dem Sofa und sah sich das Morgenprogramm im Fernsehen an, Spielshows, Talk-Shows, Nachrichtensendungen, australische Seifenopern. Ihr Gesicht war ausdruckslos, und bis auf das Gefummel am Gips um ihren Hals bewegte sie sich kaum.
Fummel, fummel, fummel. Ich brachte ihr Kaffee, schwarz und ohne Zucker, und sie nahm ihn und hielt ihre Hände um die Tasse, als wollte sie seine Wärme in sich aufnehmen. Das war für den ganzen Tag das, was menschlichem Kontakt am nächsten kam. Ich brachte ihr Toast, aber eine halbe Stunde später war er noch immer unangerührt.
Wenn ich Finn im Haus begegnete, redete ich
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