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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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anerkennenden Blick auffing und mich, in meinen Mantel gehüllt, in den Sitz lehnte.
    Ich liebe es, gefahren zu werden, wahrscheinlich, weil das so selten vorkommt. Michael fuhr umsichtig, sein großer Wagen glitt zügig über schmale Straßen. Er trug einen marineblauen Mantel über einem dunklen Anzug, der ziemlich teuer und weniger unordentlich wie seine übliche Kleidung aussah. Er spürte meinen Blick, drehte sich zur Seite, sah mich an, lächelte.
    »Was denken Sie, Sam?«
    Ich antwortete, bevor sich mein Gehirn einschaltete.
    »Ich frage mich, warum Sie nie geheiratet und Kinder gekriegt haben.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Sie hören sich an wie meine Mutter. Mein Leben ist so, wie ich es haben möchte.«
    »Sie sind nicht das, was ich mir unter einem Landarzt vorstelle«, sagte ich.
    »Gleich sind wir da« – wir waren in Castletown mit seinen steinernen Löwen auf Torpfosten und Rasenflächen –, »in ein paar Minuten.«
    Ich richtete mich ein bißchen gerader auf, schob eine Haarsträhne zurück, die aus dem Hut gerutscht war.
    »Wie viele Leute werden da sein?«

    »Ungefähr dreißig. Es wird ein Büffet geben. Laura ist eine der erträglicheren Ärztinnen an Ihrem Krankenhaus. Ihr Mann Gordon arbeitet in London, in der City. Sie sind sehr reich. Es werden auch ein paar andere Ärzte da sein.« Michael lächelte ein wenig spöttisch. »Ein Querschnitt durch die Gesellschaft der Provinz.«
    Er bog von der Straße ab und hielt am Beginn der Einfahrt.
    Das Haus dahinter war beeindruckend groß. War ich richtig angezogen?
    »Ich stelle mir vor, daß Finns Eltern in so einem Haus gewohnt haben«, sagte ich.
    »Es liegt nur ein paar Straßen entfernt«, sagte Michael und sah einen Moment sehr ernst aus. Er stieg aus dem Wagen, ging um ihn herum und öffnete meine Tür. So etwas würde Danny nie tun. »Laura und Gordon waren enge Freunde von Leo und Liz.
    Ich nehme an, es werden auch noch ein paar andere da sein.«
    »Denken Sie daran, daß ich sie nicht kenne, Michael.«
    »Sie kennen Finn nicht«, sagte Michael mit verschwörerischem Lächeln. »Ich werde versuchen, daran zu denken.«
    Er nahm meinen Ellbogen und führte mich die von Rhododendren gesäumte Einfahrt hinauf. Ein Mercedes parkte vor dem georgianischen Haus, dessen Veranda von einer Lampe erhellt wurde. Hinter den dünnen Vorhängen konnte ich die Umrisse von Gästegruppen sehen, das Klirren von Gläsern, Stimmengewirr und das Lachen von Leuten hören, die sich amüsierten. Ich hätte doch das zarte blaue Kleid anziehen und mir die Lippen rosa schminken sollen. Michael schnupperte demonstrativ in die Luft.
    »Können Sie es riechen?« fragte er.
    »Was?«
    »Geld. Es liegt in der Luft. Überall. Und wir können es bloß riechen.« Einen Augenblick lang klang er bitter. »Haben Sie manchmal das Gefühl, daß Leute wie Laura und Gordon drinnen und wir draußen sind und unsere Nasen gegen die Scheiben drücken?«
    »Wenn Sie läuten, lassen sie uns vielleicht auch hinein.«
    »Jetzt haben Sie mir das Bild verdorben«, sagte er.
    Er betätigte den schweren Messingklopfer, und fast sofort öffnete eine hübsche Frau mit eisgrauen Locken und bodenlangem Taftrock die Tür; die Halle hinter ihr war groß, die Wände hingen voller Gemälde. »Michael!« Sie küßte ihn nach französischer Art dreimal auf die Wangen. »Und Sie müssen Dr. Laschen sein. Ich bin Laura.«
    »Samantha«, sagte ich. Ihr Händedruck war fest. »Vielen Dank für die Einladung.«
    »Wir freuen uns so darauf, Sie am Krankenhaus zu haben.
    Jetzt dauert es nicht mehr lange, oder?«
    Aber sie wartete nicht auf Antwort. Vermutlich sollte ich nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Und Finn konnte ich nicht erwähnen. Damit blieb nicht viel, was für mich von Interesse war. Der Raum war voll mit Leuten, die in exklusiven Grüppchen herumstanden, in den Händen Gläser mit bernsteinfarbenem Wein. Alle Männer trugen dunkle Anzüge; Männer gehen nur bei ihren Krawatten Risiken ein. Die meisten Frauen waren in langen Kleidern erschienen, und feine Juwelen funkelten an ihren Ohren und Fingern. Michael schien sich überraschend zu Hause zu fühlen. Er brach in einen geschlossenen Kreis von vier Leuten ein und sagte freundlich:
    »Hallo, Bill« – ein großer Mann in, Gott, einem dieser Dinger, die man sich um die Taille wickelt, schüttelte ihm herzlich die Hand –, »Karen, Penny, Judith, nicht wahr? Darf ich Ihnen unsere neue Nachbarin vorstellen? Das ist Samantha Laschen –
    Samantha

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