Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
Kopf. Ich konnte den Blick nicht davon abwenden.
    »Gestern abend wurden wir zu einem ausgebrannten Auto gleich hinter der Bayle Street gerufen, ungefähr zwanzig Meilen die Küste entlang. Wir stellten schnell fest, daß es sich um einen Renault-Kombi handelte, der auf Daniel Rees zugelassen war.«
    »Mein Gott«, sagte ich, »hatte er einen Unfall?«
    »Im Wagen befanden sich zwei verbrannte menschliche Körper. Tot. Die Auswirkungen des Feuers waren sehr schwer, und die Leichen müssen noch identifiziert werden. Aber ich möchte Sie darauf vorbereiten, daß es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Leichen von Mr. Rees und Miss Mackenzie handelt.«
    Ich versuchte, den Augenblick festzuhalten, den Schock und die Verwirrung zu begreifen, als handle es sich um einen kostbaren Gemütszustand. Schlimmer konnte es nicht mehr werden.
    »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, Dr. Laschen?«
    Baird sprach leise, wie zu einem kleinen Kind, das auf seinem Schoß saß. Ich nickte. Nicht zu heftig. Keine Hysterie, kein Übereifer.
    »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, Dr. Laschen?«
    »Ja, natürlich. Also, vielen Dank, daß Sie gekommen sind, um es mir zu sagen, Mr. Baird. Ich möchte Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Haben Sie irgendwelche Fragen? Möchten Sie uns etwas sagen?«
    »Es tut mir leid«, sagte ich mit einem Blick auf meine Uhr.
    »Das Problem ist, daß ich gleich weg muß, um … äh … mein Kind abzuholen.«
    »Macht das nicht Linda?«
    »Ja? Ich kann nicht …«
    Als Baird gesprochen hatte, war mir vollkommen klar gewesen, was passiert war. Während ich der Information lauschte, hatte ich sogar mit professionellem Interesse verfolgt, in welcher Art er schmerzhafte Nachrichten überbrachte. Und ich hatte meine eigene Reaktion mit absoluter Klarheit beobachtet. Jetzt spürte ich Tränen über mein Gesicht rinnen und bemerkte, daß es mich vor Schluchzen schüttelte. Ich weinte und weinte, bis ich fast das Gefühl hatte, an Trauer und Schmerz zu ersticken. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter; dann wurde mir ein Becher Tee an die Lippen gedrückt, und ich war überrascht darüber, daß soviel Zeit vergangen war, um Wasser zu kochen und Tee aufzugießen. Ich nahm ein paar Schlucke Tee zu mir und verbrannte mir den Mund. Ich versuchte zu sprechen und konnte es nicht. Ich atmete ein paarmal tief durch und versuchte es erneut.
    »Ein Unfall?« fragte ich.
    Baird schüttelte den Kopf.
    »Was dann?« Ich brachte kaum mehr als ein Krächzen heraus.
    »Beim Wagen wurde ein Zettel gefunden.«
    »Was bedeutet das?«
    »Er war an Sie gerichtet.«
    »An mich?« fragte ich.
    »Die Nachricht wurde von Miss Mackenzie geschrieben. Sie schrieb, nachdem sie erkannt hätten, was sie getan, vor allem Ihnen angetan haben, hätten sie das Gefühl, nicht weiterleben zu können, und sich entschlossen, gemeinsam zu sterben.«
    »Sie haben Selbstmord begangen?« fragte ich töricht.
    »Das ist unsere Arbeitshypothese.«
    »Das ist lächerlich.« Die beiden Männer schwiegen. »Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Es ist lächerlich und unmöglich. Danny hätte sich niemals das Leben genommen.
    Unter keinen Umständen. Er … wie sind sie gestorben?«
    Ich sah Baird an. In einer Hand hatte er ein Paar Handschuhe gehalten, und jetzt drehte er daran herum, als wollte er sie auswringen.
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja.«
    »Der Wagen wurde mit einem Lappen angezündet, der in den Tank gesteckt wurde. Es sieht so aus, als hätten sich die beiden mit je einem Kopfschuß getötet. Die Waffe wurde am Unfallort gefunden.«
    »Die Waffe?« sagte ich. »Woher hatten sie eine Waffe?«

    Rupert schluckte verlegen und veränderte seine Haltung.
    »Die Waffe war auf Leopold Mackenzie zugelassen«, murmelte er leise.
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ich da hörte, und als ich es begriff, wurde mir schwindlig vor Zorn.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Finn sich in den Besitz der Waffe ihres Vaters gebracht hatte?« Baird zuckte beschämt mit den Achseln. »Und daß sie sie in diesem Haus hatte? Wußten Sie nicht, daß Mackenzie eine Waffe besaß und diese nicht mehr auffindbar war?«
    »Nein«, sagte Baird. »Das ist schwierig für uns, und ich weiß, daß es auch für Sie schwierig sein muß.«
    »Seien Sie nicht so herablassend mit Ihrem psychologischen Jargon, Rupert.«
    »Das meinte ich nicht, Sam«, sagte Baird leise. »Ich meinte, daß es für Sie schwierig sein

Weitere Kostenlose Bücher