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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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muß.«
    Ich fuhr zusammen.
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine, daß es wieder passiert ist, zum zweitenmal.«
    Ich sank auf meinen Sessel zurück, elend und resigniert.
    »Sie Mistkerl. Sie haben gründlich recherchiert, was?«

    24. KAPITEL
    »Ich kann bis hundert zählen!«
    »Kann ich mir nicht vorstellen! Dann mach mal.«
    »Eins, zwei, ein paar lasse ich aus, neunundneunzig, hundert.«
    Ich kicherte anerkennend, die Hände am Steuer, den Blick auf die Straße gerichtet, eine Sonnenbrille vor den geröteten Augen.
    »Und jetzt hör zu. Wie ruft Batmans Mutter ihn zum Abendessen?«
    »Weiß ich nicht. Wie ruft Batmans Mutter ihren Sohn denn zum Abendessen?«
    »Dinner-Dinner-Dinner-Dinner, Dinner-Dinner-Dinner-Dinner, Batman!«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Joshua, der liebt mich und küßt mich, wenn die Lehrerin nicht hinguckt, und wenn wir groß sind, heiraten wir. Und wie viele Ohren hat Davy Crocket?«
    »Ich weiß nicht, wie viele Ohren Davy Crocket hat.«
    »Drei. Ein linkes Ohr, ein rechtes Ohr und ein wildes Ohr. Den Witz verstehe ich nicht.«
    »Na ja, es ist ein wildes Ohr vorne. Wer hat dir das erzählt?«
    »Danny. Danny hat das mal gesungen, und dann hat er sehr gelacht.«
    »Sieh mal«, sagte ich fröhlich, »da ist Kirstys Haus.«
    Kirsty kam an die Tür, weiße Strümpfe bis an die rundlichen Knie hochgezogen, in einem blauen, gesmokten Kleid mit frischem weißen Kragen, einen roten Mantel hinter sich herziehend. Ihr glänzendes braunes Haar war mit einer Spange aus dem Gesicht gehalten.

    »Kommt Fing nicht mit?« fragte sie, als sie mich und Elsie sah. Hinter ihr formte Mrs. Langley lautlos die Worte: »Ich habe es ihr noch nicht gesagt.«
    »Fing ist …«, begann Elsie wichtig.
    »Heute nicht, Kirsty, aber wir werden es uns schön machen.
    Hast du deine Schwimmsachen? Komm, spring ins Auto. Du siehst aber heute hübsch aus. So, es geht los«, rasselte ich herunter, als könnte ich, wenn ich nur schnell genug sprach, die Frage wegschieben, sie durch den Gedanken an gechlortes Wasser oder die Dunkelheit in dem alten Kino, wo unter den abgewetzten Klappsesseln aus Samt Popcorn auf dem Boden liegt, wo man Zeichentrickfilme zeigte, in denen die Figuren verprügelt und zerquetscht und in kochendes Öl geworfen werden und hinterher doch weiterleben, vertreiben.
    Mrs. Langley beugte sich durch mein Fenster, sah überaus mitfühlend aus und legte eine glatte Hand auf meine schwielige, die das Lenkrad umklammerte. Sie feilt ihre Nägel, dachte ich.
    »Wenn ich irgend etwas für Sie tun kann …«
    »Danke. Ich bringe Kirsty am Nachmittag zurück.« Ich nahm meine Hand weg und drehte den Zündschlüssel. »Seid ihr beide angeschnallt, Kinder?«
    »Ja«, antworteten sie im Chor vom Rücksitz aus, Seite an Seite, mit baumelnden Füßen in Lackschuhen und von Eifer geröteten Gesichtern.
    »Okay, dann geht es los.«

    Kirsty und Elsie planschten dekorativ in ihren Gummiringen und Schwimmflügeln herum, die so fest aufgeblasen waren, daß ihre Oberkörper kaum naß wurden. Ihre weißen Beine strampelten im Wasser, und ihre Gesichter waren ganz rot vor Stolz darüber, wie mutig sie waren.
    »Sieh mich an«, sagte Kirsty. Für eine Nanosekunde tauchte sie Nase und Kinn ins Wasser und kam triumphierend wieder hoch. »Ich kann tauchen. Ich wette, das kannst du nicht.«
    Elsie sah mich einen Moment an, meine ängstliche kleine Landratte. Ich dachte, sie würde gleich weinen. Dann tauchte sie den Kopf ebenfalls kurz ins Wasser.
    »Ich hab’s getan!« krähte sie. »Ich hab’s getan! Hast du gesehen, Mummy?«
    Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen.
    »So, meine beiden kleinen Fische«, sagte ich. »Soll ich den Haifisch spielen?«
    Unter Wasser war ich gewichtslos und halb blind, meine Augen blinzelten, und die Beine bewegten sich wie Seetang; meine Hände streckten sich nach undeutlich sichtbaren Knöcheln aus. Der Beckenrand war beruhigenderweise nur wenige Zentimeter von meinem untergetauchten Körper entfernt. Ich hörte die Mädchen quietschen und kichern, als ich unter ihnen vorbeischwamm. Ich bin kein Fisch. Ich mag nur festen Boden.
    Im Umkleideraum stieß ein junges Mädchen seine Freundin an, als ich Hemden über nasse Köpfe streifte, störrische Füße in widerspenstige Schuhe zwängte, feste Schleifen band. Sie zeigte mit den Augen auf mich.

    Chicken Nuggets und Pommes frites und leuchtend rosafarbene Lutscher zum Mittagessen. Popcorn, salzig und süß durcheinander, und Orangenlimonade

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