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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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bestätigen Sie die Namen der Passagiere, Mr. D. Rees und Dr. S. Laschen.
    Mit freundlichen Grüßen, Sarah Kelly, Globe Travel.«

    Ich faltete den Brief zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag. Rom mit Danny. Hand in Hand, in T-Shirts, verliebt.
    Unter den gestärkten Laken in einem Hotelzimmer mit einem Ventilator an der Decke, der die Hitze verteilte. Pasta und Rotwein und riesige, antike Ruinen. Kühle Kirchen und Brunnen. Ich war noch nie in Rom gewesen.
    »Von wem ist der Brief, Mummy?«
    »Ach, von niemand.«
    Warum hatte er es sich so plötzlich anders überlegt? Was hatte ich getan oder nicht getan, daß er Rom mit mir für den Tod in einem ausgebrannten Auto mit einem verstörten Mädchen aufgab? Ich zog den Brief noch einmal heraus. »Wir danken Ihnen für Ihre heutige Anfrage …« Er war vom 8. März 1996
    datiert. Das war der Tag, an dem es passierte, an dem er mit Finn wegging. Schmerz schnürte mir die Kehle zu, und ich kämpfte mit den Tränen.
    »Kommen wir wieder zu spät in die Schule, Mummy?«
    »Was? Nein! Nein, natürlich kommen wir nicht zu spät in die Schule, wir kommen ganz früh. Komm schon.«

    »Ich habe einfach da unterschrieben, wo sie gesagt hat.«

    »Aber Sally, wie konnten Sie das tun, ohne hinzusehen? Es war ihr Testament, und sie war ein verzweifeltes junges Mädchen.«
    »Tut mir leid.« Sally putzte weiter den Herd. Das war alles.
    »Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, Linda, bevor Elsie zurückkommt.«
    »Sie hat gesagt, es wäre nichts.« Lindas Augen füllten sich mit Tränen. »Eine Formalität.«
    »Haben Sie es nicht gelesen?«
    Sie zuckte bloß mit den Achseln und schüttelte den Kopf.
    Warum waren sie nicht so neugierig gewesen wie ich?

    Michaels Haus war nicht groß, aber auf eine kühle und modische Weise hübsch. Das untere Geschoß war ein einziger offener Raum, und die Fenstertüren in der ordentlichen Küche gingen auf einen gepflasterten Hof mit einem kleinen, konischen Brunnen hinaus. Ich sah mich um: vollgestellte Bücherregale, farbenfrohe Teppiche auf strengem Fußboden, manierierte Schwarzweißzeichnungen an heiteren weißen Wänden, Topfpflanzen, die grün und fleischig aussahen, Fotos von Booten und Steilhängen ohne einen einzigen Menschen darauf.
    Wie konnte ein Allgemeinarzt sich einen solchen Stil leisten?
    Nun, zumindest wurde er dem Status gerecht, den er bald haben würde. Wir saßen an einem langen Refektoriumstisch und tranken richtigen Kaffee aus Tassen mit zarten Henkeln.
    »Sie hatten Glück, mich zu erwischen. Ich habe Notdienst«, sagte er. Dann griff er über den Tisch und nahm meine Hand in seine beiden Hände. Mir fiel auf, daß seine Fingernägel lang und sauber waren.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Sam?«
    Als wäre ich eine Patientin. Ich zog meine Hand weg.
    »Bedeutet das, daß Sie nicht in Ordnung sind?« fragte er.

    »Hören Sie, das ist eine schreckliche Sache, schrecklich für Sie und auch für mich. Wir sollten versuchen, uns gegenseitig da durchzuhelfen.«
    »Ich habe Finns Testament gelesen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Hat sie es Ihnen gezeigt?« Ich schüttelte den Kopf, und er seufzte.
    »Also, geht es darum?«
    »Michael, wissen Sie, was in ihrem Testament steht? Sie haben eine Kopie davon.«
    Er seufzte.
    »Ich weiß, daß ich der Testamentsvollstrecker bin, was immer das bedeutet. Sie hat mich darum gebeten.«
    »Meinen Sie damit, daß Sie keine Ahnung haben?«
    Er schaute auf seine Uhr.
    »Hat sie alles Ihnen hinterlassen?« fragte er mit einem Lächeln.
    »Nein. Sie hat alles Ihnen vermacht.«
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht gefror. Er stand auf und ging an die Glastür, wandte mir den Rücken zu.
    »Nun?« fragte ich.
    Er drehte sich um.
    »Mir?« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Warum sollte sie das tun?«
    »Aber darum geht es nicht, richtig?«
    Michaels Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist alles so …«
    »So unethisch«, sagte ich. »Zweifelhaft.«
    »Was?« Michael blickte auf, als hätte er mich erst jetzt gehört.
    »Warum hat sie das getan? Was wollte sie damit bezwecken?«

    »Werden Sie es akzeptieren?«
    »Was? Das kommt alles so plötzlich.«
    Auf einmal hörten wir ein piepsendes Geräusch, und er steckte die Hand in die Jackentasche.
    »Tut mir leid, ich muß sofort los«, sagte er. »Ich bin wie vor den Kopf geschlagen, Sam.« Dann lächelte er. »Samstag.« Ich schaute verwirrt.
    »Segeln, erinnern Sie sich? Könnte

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