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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Shorts, eine Zahnbürste, einen Rasierapparat, solche Sachen. Er schien nie viel Gepäck zu haben. Ich könnte sie Ihnen schicken, wenn Sie möchten.«
    »Nein.«
    Ein Schweigen folgte, das ich beenden mußte.

    »Es ist interessant für mich, Sie kennenzulernen, Isobel. Und auch unheimlich. Sie sehen ihm so ähnlich. Aber Danny hat nie über seine Familie gesprochen. Vielleicht hat er gedacht, daß ich nicht die Art Frau bin, die man seiner Mutter vorstellt. Er ist auf schreckliche Weise fortgegangen. Und ich bin nicht sicher, was das alles für einen Sinn hatte, auch wenn mir das für Sie alle sehr leid tut.«
    Wieder Schweigen; ich fing an, etwas unruhig zu werden. Was sollte ich mit dieser Frau anfangen, die mich mit Dannys Blick anstarrte?
    »Ich weiß selbst auch nicht so recht«, sagte sie endlich.
    »Vielleicht ist es dumm, aber ich wollte Sie kennenlernen, Sie sehen. Ich wollte das schon seit Ewigkeiten, und ich befürchtete, jetzt würden wir uns vielleicht nie begegnen.«
    »Das ist verständlich, unter diesen Umständen. Ich meine, daß wir uns vielleicht nie getroffen hätten.«
    »Die Familie ist in einer schrecklichen Verfassung.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    Ich hatte mir nicht gestattet, an Dannys Eltern zu denken.
    Isobel hatte in ihre Kaffeetasse gestarrt, aber jetzt hob sie die dunklen Augen mit den schweren Lidern und sah mich an. Ich spürte einen Schauer von Sinnlichkeit und biß mir so fest auf die Zähne, daß es schmerzte.
    »Kommen Sie zur Beerdigung?«
    »Nein.«
    »Das haben wir uns gedacht.«
    Mir kam ein schrecklicher Gedanke.
    »Sind Sie vielleicht nur gekommen, um mich zu bitten, nicht zu erscheinen?«
    »Nein, natürlich nicht. Das dürfen Sie nicht denken.«
    Isobel wirkte, als nehme sie allen Mut für einen großen Sprung zusammen.

    »Isobel«, sagte ich, »gibt es etwas, das Sie mir sagen möchten, denn falls nicht …«
    »Ja, gibt es«, unterbrach sie mich. »Ich kann mich nicht so gut ausdrücken, aber ich wollte Ihnen sagen, wissen Sie, daß Danny vor Ihnen jede Menge Affären, jede Menge Frauen hatte.«
    »Also, danke, Isobel, daß sie den ganzen Weg mit dem Zug hierhergekommen sind, um mir das zu sagen.«
    »Das meine ich nicht. So war er eben, das wissen Sie, und er hatte immer Erfolg bei Frauen. Aber was ich sagen wollte, ist, daß es bei Ihnen anders war. Sie waren anders für ihn.«
    Plötzlich merkte ich, daß ich in Gefahr war, die emotionale Kontrolle über mich zu verlieren.
    »Das habe ich auch gedacht, Isobel. Aber so ist es nicht ausgegangen, nicht? Ich nahm das gleiche Ende wie die anderen, verlassen und vergessen.«
    »Ja, ich weiß davon, und ich weiß nicht, was ich sagen soll, nur daß ich es nicht glauben konnte. Ich konnte es nicht glauben.
    Ich glaube es nicht.«
    Ich schob meine Kaffeetasse zur Seite. Ich wollte die Begegnung beenden.
    »Nein, aber sehen Sie, es ist passiert, was immer Ihr Instinkt Ihnen sagt. Es war ein freundlicher Impuls zu kommen und es mir zu sagen, aber es nutzt nichts. Was soll ich mit dem anfangen, was Sie sagen? Um ehrlich zu sein, ich versuche gerade, alles hinter mich zu bringen und weiterzuleben.«
    Isobel sah bestürzt aus.
    »Ja, also, ich wollte Ihnen etwas geben, aber vielleicht möchten Sie es nicht.«
    Sie kramte in ihrer Tasche und nahm einige fotokopierte Seiten heraus. Ich konnte sofort erkennen, daß die kühne Handschrift darauf von Danny stammte.
    »Was ist das?«

    »Danny hat mir ungefähr zweimal im Jahr geschrieben. Das ist eine Kopie seines letzten Briefes an mich. Ich weiß, daß der Bruch für Sie schrecklich gewesen sein muß. Und dann das Sterben. Ich nehme an, es war außerdem eine öffentliche Demütigung.«
    »Ja.«
    »Ich bin doch nicht taktlos, oder? Ich dachte bloß, dieser Brief könnte vielleicht eine Art Trost sein.«
    Ich heuchelte Dankbarkeit, wußte aber eigentlich nicht recht, wie ich reagieren sollte, obwohl ich den Brief nahm, behutsam.
    Dann stieg sie wieder in den Zug, und ich winkte kurz einer Frau zu, von der ich wußte, daß ich sie nie wiedersehen würde.
    Ich war fast versucht, den fotokopierten Brief ungelesen wegzuwerfen.

    Eine Stunde später war ich beim CID der Polizeizentrale von Stamford. Eine Polizistin brachte mir Tee und ließ mich an Chris Angeloglous Schreibtisch Platz nehmen. Ich schaute auf sein Jackett, das über der Rückenlehne seines Stuhls hing, auf das Foto von einer Frau und einem dicklichen Kind, spielte mit den Stiften, und dann erschien Angeloglou

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