Ein silbernes Hufeisen
wahr?“ überprüfte sie zunächst behutsam ihren Freund, um endlich zu erfahren, was er sich wirklich wünschte von ihr. Bisher hatte er tapfer vorgegeben, allein an ihrer Gesellschaft und an ihrem Glück interessiert zu sein, aber warum sollte er nicht lügen, wie er es schon sooft zuvor getan hatte?
„Nun, es erscheint beinahe so,“ erwiderte er lediglich seufzend, dabei rieb er sich bekümmert die Hände und sah in die Nacht hinaus. „Aber ich kenne dich, mein Liebling. Du kannst alles verzeihen. Vielleicht bist du mir heute noch böse, aber irgendwann verwindest du es. Weil du mich noch liebst, mehr als es dir lieb ist.“
Weise drehte er den Kopf und fing ihren Blick in seinen schwarzen Augen, aber Guinievaire durfte ihm nicht glauben, sie musste es sich verbieten. Natürlich hatte sie ihn vermisst an jedem einzelnen Tag und sie musste wohl auch einräumen, dass er, und nicht Tony, der Grund dafür gewesen war, dass sie nicht noch ein zweites Mal mit Marion geschlafen hatte, nachdem sie sich schon nach dem ersten Mal gefühlt hatte, als habe sie Alex betrogen. Sie hatte ihm nicht jene Schmerzen zufügen wollen, die sie damals verspürt hatte, als sie geglaubt hatte, er betrüge sie, was sie derart verletzt und ihm entfremdet hatte, dass sie sich Tony zugewandt hatte, einzig um festzustellen, dass Alex ihr immer treu ergeben gewesen war. Dann war alles schrecklich schnell gegangen und mit einem Mal war sie morgens aufgewacht und ihre Beziehung war unmöglich geworden, was nach wie vor eine der furchtbarsten Erinnerungen in ihrem Leben war. Selbstverständlich hatte er recht, nach wie vor steckte ihr deshalb der Ärger in den Knochen, aber vielleicht war es selbst damals bereits zu spät gewesen für einen Bruch mit Alex? In ihrem Kopf, wer war da für sie der Mann ihres Lebens, ihre Familie, der einzige Mensch, bei dem sie sich geborgen und geliebt fühlte? Er allein war es, aber dies durfte nicht sein, er hatte ihr zu sehr weh getan mit der Hochzeit und seinem Schweigen und seiner Kontrolle und seinem unerträglichen Zögern. Es gab eine Chance für sie auf etwas Besseres, die sie alleine Tony, der sich ihres zerstörten Selbst angenommen hatte, zu verdanken hatte, und sie musste auf diese Chance beharren. Guinievaire schüttelte also schwach den Kopf, um die ausgesprochen wahrscheinliche Unterstellung, sie liebe Alexander noch, von sich zu weisen.
Dieser lachte jedoch lediglich leise über ihre zugegebenermaßen recht kläglichen Leugnungsversuche, dann ließ er langsam und rücksichtslos, wie er es immer gewesen war, einen kühlen Finger über ihre Schulter ihren Rücken hinab gleiten. Schauder entstanden unter den Linien, die er zog, bis seine Hand auf ihrer Hüfte zur Ruhe kam und er sie etwas näher an sich zog. Ganz von sich aus folgte sie ihm, starrte dabei jedoch beharrlich und verzweifelt hinaus in die Nacht. Ob sie ihn noch so heftig liebte wie früher oder ob sie ihm vielleicht tatsächlich wieder verzeihen würde, dies wusste sie nicht. Aber wie er sie berührte, dies stellte andere Dinge mit ihr an, und mit einem Mal hegte sie Gedanken, denen sie um keinen Preis nachgeben durfte, wollte sie ihren Plan, ein gutes Mädchen zu sein, wirklich und wahrhaftig durchsetzen. Zugleich war jedoch schon ein halbes Jahr vergangen und alle Nerven in ihrem Körper waren mehr als gespannt. Wie er es doch ausnutzte, dass er immer nur die Hand nach ihr auszustrecken brauchte und dass er sie immer berühren durfte, wann es ihm gefiel! Es konnte nicht geschehen.
Zögerlich legte Guinievaire also eine Hand auf seine Hand, um sie fortzunehmen, aber Alex neigte den Kopf herab, um sanft ihren Hals zu küssen und sie hielt sofort inne in ihrem Vorhaben. Dabei hatte sie noch nicht einmal bemerkt, wie sie ihre Seite gegen die seine gelehnt hatte, als wäre er magnetisch. Die Finger seiner freien Hand fuhren die Linien ihres komplizierten, mit vielen Steinen besetzten Kleides auf ihrem verschnürten Bauch nach bis Guinievaire auch nach ihnen griff und sie ein wenig drückte. Sie durfte nicht tun, was sie soeben tat, sagte sie sich dabei, aber sie hörte dennoch nicht auf damit.
„Prinzessin, denk an deinen achtzehnten Geburtstag,“ flüsterte Alex ihr derweil mit seiner schönen, tiefen Stimme in ihr wehrloses Ohr. „Seitdem gehörst du nur zu mir. Es war dumm von mir, Cici geheiratet zu haben, und es war dumm, dich nicht gefragt zu haben. Aber, Liebling, es ist nicht zu spät. Du weißt, wie sehr ich bereue,
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