Ein sinnlicher Schuft
Sir.«
Er schüttelte sie ein wenig und zwang sie, ihn wieder anzusehen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du.« Ein boshaftes Grinsen verzerrte plötzlich sein attraktives Gesicht. »Jetzt weiß ich es. Du bist die kleine Näherin aus dem Theater. Du bist die, über die Chantal sich immer beschwert hat, die keine gerade Naht hinbekam.«
Pru strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und schaute Gaffin fest an. »Und du bist der Typ, über den sie sich beschwerte, weil er nie einen hochgekriegt hat.«
Wieder schüttelte Gaffin sie, dieses Mal allerdings eine Spur brutaler. Colin knurrte. »Ich an Ihrer Stelle würde das lieber nicht machen«, während Pru die Gunst des Augenblicks nutzte, und mit aller Kraft zu treten begann, gegen Knie und Schienbeine, egal wohin.
»Verdammt!« Der harte Ganove versetzte ihr einen Stoß und verzog vor Schmerz das Gesicht.
Colin lachte. »Unterschätze niemals eine Frau mit spitzen Stiefeln, mein Freund.«
Gaffin brüllte zornig los und war mit einem Schritt bei Pru, packte sie am Arm und riss sie hoch. »Dir werde ich schon noch Manieren beibringen, du kleine Hexe.« Er hob die Hand und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Ohne einen Laut von sich zu geben, ließ sie sich zusammensacken. In Situationen wie dieser war es ratsam, keinen Widerstand zu leisten. Außerdem drehte sich alles in ihrem Kopf.
»Schuft!« Colin versuchte sich voll wilder Entschlossenheit zu befreien und sich auf Gaffin zu stürzen, doch seine Bewacher waren in der Überzahl.
»Stellt ihn ruhig«, befahl der in seiner Ganoven- und Mannesehre gekränkte Anführer. »Ich muss mich um etwas anderes kümmern.«
Er zerrte Pru auf die Füße und starrte in ihr Gesicht. »Du heulst ja gar nicht«, stellte er verwundert fest.
Pru war schwindelig, und ihr Gesicht fühlte sich an, als sei in ihrem Kiefer ein Feuer ausgebrochen, aber die Genugtuung loszuheulen, die würde sie ihm nicht gönnen. »Es würde mir nicht im Traum einfallen, Ihnen den Gefallen zu tun.«
»Oh, spielen wir jetzt die feine Dame, ja?« Er grinste. »Genau wie Chantal.« Er ließ seinen Blick über Prus Körper wandern. Sein Grinsen wurde breiter. »Du bist nicht so hübsch wie sie, aber du hast eine Figur, die das mehr als wettmacht. Ist es das, was der da in dir sieht? Fühlt sich schließlich alles gleich an, wenn das Licht aus ist, wie?« Er schnaubte verächtlich. »Erzähl mir nichts, du bist wie Chantal. Glaubst, ein Mann wie er würde dich am Ende heiraten. Siehst dich schon in seinem Haus wohnen, seine Kinderchen hüten, seine Dienstboten rumscheuchen und sein Geld ausgeben. Hab ich recht?«
Er wirbelte sie zu sich herum und drehte ihr Gesicht dorthin, wo Colin von ein paar Männern auf den Boden gedrückt wurde. »Hast du gehofft, das sei auch sein Traum? Er … und du? Dabei hat er die ganze Zeit an Chantal gedacht.«
Gaffin warf den Kopf zurück und lachte. Obwohl er böse und gemein war und sie verspotten wollte, entsprachen seine Worte der Wahrheit. Und diese Erkenntnis traf Pru zutiefst. Seit jenem verdammten Kuss auf der Bühne war ein kleiner Funke genau dieser Hoffnung in ihr nicht mehr erloschen. Ein winziges Fünkchen nur, mehr ein Wunschtraum, aber es war da.
Bestimmt würde Gaffin das merken und darauf herumtrampeln, ihre Gefühle in den Dreck zerren, doch zu ihrer Überraschung ließ er sie los und stieß sie von sich, ging stattdessen mit großen Schritten zu den Männern hinüber und zerrte einen nach dem anderen von Colin weg, wobei er zornig brüllte.
»Was macht ihr da, ihr Idioten?« Er nahm einem etwas aus der Hand, das aussah wie ein Klumpen klebriger brauner Erde. »Ihr habt ihn mit Opium vollgestopft?«
Pru stöhnte leise. Auch das noch! Opium war gefährlich. Zu viel davon konnte tödlich sein. Im Theater gingen Gerüchte um, dass einige Schauspieler es genommen hatten, um ihren Misserfolg zu vergessen, und an einer Überdosis gestorben waren.
Gaffins Männer protestierten. »Was denn? Du hast gesagt, wir solln ihn ruhigstellen. Und ruhig is er jetzt.«
»Genau, ruhigstellen meinte ich, nicht umbringen. Das Gesetz schaut nicht weg, wenn einer von den feinen Herren getötet wird, du Idiot! Außerdem soll er mir verraten, wo Chantal steckt.«
Die anderen Männer protestierten. Manx spuckte voller Verachtung aus. »Du kümmerst dich viel zu viel um diese Hure und zu wenig ums Geschäft. Gold kann man durch sieben teilen, deine Frau nich.«
Gaffin ging drohend auf den Mann zu. »Du forderst
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