Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

interessiert gewesen wäre? Warum hat er ihr Intimes aus seinem Leben wie die Geschichte mit seiner Frau Lisa erzählt? Alle Gedankenspiele helfen nicht weiter, sie ist und bleibt eine einfache Hausfrau aus Oberbayern, die durch einen Zufall für kurze Zeit am Promidasein schnuppern durfte. Auf Svens Tournee wird es viele Königinnen der Nacht geben, die sich dann auch einbilden dürfen, von ihm oder einem anderen Sixpackboy begehrt zu werden. Bei dieser Vorstellung wird Laura ganz übel. Eine andere Frau in Svens Armen, zu ihrem Lieblingssong tanzend, nein, das will sie nicht wahrhaben. Das darf nicht sein.
    Ein Schluchzer schüttelt sie derartig, dass sie das Motorrad zu weit nach links zieht, und allein ein Hupkonzert einen Zusammenprall mit einem überholenden Auto verhindert.
    Endlich kündigt ein Schild den nächsten Rastplatz an. Laura muss dringend eine Pause einlegen und einen starken Kaffee trinken, um einigermaßen wach zu bleiben. Gerade mal ein Drittel der Strecke Köln - Bad Hollerbach ist bewältigt, und bei dem geringen Tempo dauert die Fahrt mindestens bis Mitternacht. Soll sie zu Hause Bescheid geben, dass sie unterwegs ist? Das aus der Jackentasche hervorgeholte Handy zeigt eine erhaltene SMS an:
     
    Wo bist Du? Suche Dich überall. Warum bist Du ohne eine Nachricht einfach verschwunden? In Sorge, Dein Sven
     
    „Pah, in Sorge! Wer’s glaubt, wird selig!“, murmelt Laura vor sich hin und kann ein kleines Glücksgefühl in der Magengegend nicht leugnen, dass ihm ihr Verschwinden offensichtlich nicht gleichgültig ist. Soll sie ihm antworten? Nein, nicht jetzt, vielleicht später!
    Nach weiteren fünfzig Kilometern und einem erneuten Beinaheunfall siegt Lauras Vernunft über den Willen, es noch an diesem Tage bis Bad Hollerbach zu schaffen.
    In einer kleinen, unweit der Autobahnausfahrt gelegenen Pension findet die Gebeutelte endlich ein wenig Ruhe. Sie schickt eine entsprechende SMS an Max, dass sie erst morgen eintreffen wird.
    Sven erhält keine Rückmeldung von ihr, denn sie ist entschlossen, den Kontakt ein für alle Mal komplett abzubrechen, obwohl drei Anrufe von ihm auf dem Handy registriert sind.
    Laura weiß nicht, was ihn in der Krisensitzung erwartete, während sie im Liegestuhl auf der Dachterrasse träumte, sonst würde sie sicher nicht so hart mit ihm ins Gericht gehen und an seiner ehrlichen Zuneigung zu ihr zweifeln.
    Harry war nämlich nicht nur außer sich wegen Moritz’ Erkrankung, sondern knallte Sven selbiges Zeitungsfoto vor die Nase, das Manfred bereits auf seinem Flug ins Auge gestochen war. Der Ertappte zog die Stirn kraus und kratzte sich am Kinn. Wirklich zu blöd, dass er nie vorsichtig genug sein konnte und irgendein Paparazzo oder eine Paparazza genau den Moment nutzte, als er Laura am Fühlinger See küsste.
    „Was soll ich davon halten?“, brüllte Harry los. „Das ist eindeutig die Frau von der Maharadscha-Nummer neben dir auf dem Handtuch, und du bist ihr näher, als dein Vertrag es erlaubt.“
    „Hey“, verteidigte sich Sven, „ich kannte Laura bereits vor der Show, und es war ein unglaublicher Zufall, dass sie die Königin der Nacht wurde. Ich habe nichts Vertragsbrüchiges mit ihr angestellt.“
    „Na, schön“, erwiderte Harry etwas besänftigt, „aber du weißt, dass solche Entgleisungen ein gefundenes Fressen für die Presse sind. Die nächsten Gewinnerinnen wollen dann auch so eine Rundumbetreuung von euch. Willst du das?“
    Den Zerknirschten vortäuschend, schüttelte Sven den Kopf und dachte dabei an Laura in seiner Suite. Gut, dass Harry davon nichts ahnte. Er wiederum hatte keine Idee, dass seine Traumfrau längst das Weite gesucht hatte.
    Während Sven an diesem Abend auf der Bühne nicht ganz bei der Sache ist und einige Male aus dem Takt kommt, schläft Laura traumlos den Schlaf der Gerechten.
    Sehr früh am nächsten Morgen setzt sie einigermaßen erholt die Fahrt fort und erreicht, diesmal von Tränen und Regen verschont, Bad Hollerbach. Alles ist so, wie sie es einige Tage zuvor verlassen hat. Nichts deutet auf die außergewöhnlichen Ereignisse der letzten Zeit hin.
    Die Gartenzwerge begrüßen sie in Reih und Glied und scheinen sie frech anzugrinsen und zu sagen: „Und was hat dir die ganze Tour gebracht? Bist du eine andere geworden?“
    Mit einem unguten Gefühl verstaut Laura die Harley in der Garage. Inzwischen muss Manfred ja spätestens Bescheid wissen, aber bis zum Abend gibt’s Schonfrist, weil er heute schon wieder in