Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
ihrem Kopf herum. Bettlaken zusammenknüpfen und über den Balkon abseilen? So ein Quatsch, sie sieht zu viele Actionfilme, wenn auch nur Manfred zuliebe. Den Zimmerservice rufen? Keine gute Idee, das dauert zu lange und würde ihre Dummheit dokumentieren.
In ihrer Verzweiflung trommelt Laura gegen die Aufzugtür und landet mehr aus Versehen auf einem Knopf an der Zierleiste. Fünf Sekunden später kündigt ein Rauschen den hochfahrenden Fahrstuhl an, dessen Schiebetür sich automatisch öffnet. Laura glaubt an die guten Geister, die sie rief, und kann durchatmen. Was sie nicht weiß, ist, dass man zum Hinaufgelangen zur Suite zwar eine Chipkarte benötigt, aber nicht fürs Hinunterfahren in die Lobby. Doch woher soll Laura solche Sicherheitsmechanismen kennen, die der uneingeschränkten Flucht bei Feueralarm dienen? Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass sie eine Suite betreten hat. Egal, es ist geschafft, der Weg aus dem Hotel und damit aus Svens Umgebung scheint frei. Hoffentlich will der Trophäensammler nicht ausgerechnet nach oben fahren, wenn sie unten ankommt. Das Zittern ihrer Knie verrät, wie aufgewühlt sie innerlich sein muss. Ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen sich zum Glück nicht, und das heimliche Verlassen des Hotels stellt keinerlei Problem dar.
Der freundliche Portier zieht seinem Job entsprechend den Zylinder, als Laura aus der Drehtür ins Freie tritt.
„Beehren Sie uns bald wieder, gnädige Frau! Einen wunderschönen Tag!“
Laura bringt ein kurzes Nicken zustande, denn ein mächtiger Semmelknödel steckt ihr im Hals und erstickt jede Höflichkeitsfloskel im Keim. Dabei möchte sie dem Mann am liebsten an den Kopf werfen, dass sie diesen Ort der Wahrheit und Erkenntnis über Svens vorgetäuschte Gefühle ganz sicher nie wieder aufsuchen wird.
Nur mühsam kann sie ihre Tränen zurückhalten, bis sie in ihrem eigenen Hotelzimmer, die Tür hinter sich zuknallend, dem Wasserfall freien Lauf lässt. „Was habe ich dämliche Kuh mir eingebildet? Eine Provinztussi bin ich“, klagt sie sich selbst an.
Während Laura ihre Siebensachen zusammenpackt, versucht sie mit Eigenbeschimpfungen ihre Hilflosigkeit zu bekämpfen. Keine Sekunde länger als nötig wird sie in Köln bleiben!
Kapitel 14
In Windeseile stürmt Laura mit ihrem Gepäck und in Motorradmontur das Treppenhaus des Hotels hinunter. Keuchend legt sie der verdutzten Empfangsdame den Zimmerchip auf den Tresen.
„Sie wollen abreisen?“
„Ja, ein Notfall in der Familie!“, lügt Laura druckreif.
„Das tut mir leid, aber ich kann Ihnen die bereits bezahlte Nacht nicht erstatten! Dann hätten Sie vor zwölf Uhr auschecken müssen.“
„Das ist in Ordnung!“ Laura hat einzig den Wunsch, so schnell wie möglich ihren Rückweg nach Bad Hollerbach anzutreten. Doch die Angestellte lässt sie nicht so ohne Weiteres aus ihren Klauen. „Haben Sie etwas aus der Minibar getrunken?“
„Nein, und ich habe auch keine Handtücher geklaut!“ Mit ungewohnter Schärfe wendet sich Laura einfach zum Gehen. Sie hat gründlich die Nase voll von Köln, obwohl die tolle Stadt gar nichts für ihren desolaten Zustand kann.
Als sie gerade die Harley in der Tiefgarage starten will, brummt ihr Handy in der Innentasche ihrer Lederjacke. Soll sie nachschauen, wer es ist? Sven? Der ist der letzte Mohikaner, mit dem sie jetzt sprechen will. Aber wenn es Kerstin ist, die endlich Gelegenheit zum Telefonieren hat? Bestimmt möchte die Freundin wissen, ob sie wieder zu Hause ist. Nachdem Laura den Zündschlüssel wieder nach links gedreht hat, schaut sie aufs Display. Es ist Sven, den sie sofort wegdrückt. Dieser Typ kann ihr mal den Buckel runterrutschen.
Dem Navi folgend führt der Weg aus Köln hinaus in Richtung Süden. Jeder Entfernungskilometer, der die Harleyfahrerin von Sven trennt, verschafft ihr freiere Atemwege.
Unglücklicherweise schlägt das gute Wetter nach etwa einhundert Kilometern Fahrt plötzlich um. Nieselregen außerhalb des Helms und Tränen innerhalb verschlechtern die Sicht und verhindern eine zügige Heimreise. Lauras Glieder schmerzen jetzt schon. Sie ist einfach fertig mit den Nerven, woran die letzte schlaflose Nacht Schuld trägt und vor allem die Tatsache, dass sie sich wie ein dummer, verliebter Teenager verhalten hat. Wie konnte sie einem Mann wie Sven, für den alles nur Show bedeutet, bloß auf den Leim gehen? Aber hätte er seine ganze Freizeit für Laura geopfert, wenn er nicht wirklich an ihr
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