Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
wartet. Was mag die wieder für Überraschungen parat haben? Auf der einen Seite wünscht Laura ihrem Sohn von ganzem Herzen, dass sich sein Traum vom Medizinstudium erfüllt, auf der anderen Seite hat sie Angst vor seinem Auszug. Mit der Zwergin und Manfred allein, ohne die Rückendeckung von Max, dieses Szenario mag sie sich gar nicht ausmalen.
Max balanciert den Teller mit der Milch hinaus und platziert ihn gleich in der Box. Gierig schlabbert die Mieze daraus.
„Willst du nicht deinen Brief endlich aufmachen?“, erinnert Laura an den Grund, warum er sie ursprünglich gesucht hat.
„Schau du nach. Ich traue mich nicht. Bestimmt ist es eine Absage!“
Laura überlegt nicht lange, reißt den Umschlag auf und liest. Max kann an ihrem Mienenspiel zunächst nicht erkennen, was drinsteht. „Mensch, Ma, spann mich nicht auf die Folter!“
Laura ringt sich ein Lächeln ab: „Du hast den Medizinplatz!“
„Was? Wirklich?“ Max umarmt seine Mutter und führt dann vor Freude einen Indianertanz auf dem Rasen auf. Plötzlich hält er inne. „Und wo?“
„In Berlin!“
Augenblicklich schlägt Max’ Freude in Enttäuschung um. „Aber das ist ja total weit weg. Mindestens sechshundert Kilometer. Da will ich nicht hin.“
„Hey“, versucht Laura ihn zu trösten, „freu dich doch, dass du überhaupt einen Platz bekommen hast und das nur nach einem Jahr Wartezeit. Das ist doch sensationell.“
Max lässt sich ins Gras fallen. „Aber ich bin gerade mal einige Monate mit Eva zusammen. Wenn ich so weit weg studiere, kann ich sie nicht mehr sehen.“
„Du hast fünf Monate Semesterferien, und Eva wird im nächsten Jahr mit ihrer Ausbildung fertig. Dann kann sie sich eine Stelle in Berlin suchen, wenn eure Liebe hält.“
„Ja, wenn sie hält!“ Max’ anfängliche Euphorie über seinen Studienplatz ist wie weggeblasen.
Insgeheim kann Laura ihren Sohn sehr gut verstehen. Distanzen in der Liebe scheinen manchmal unüberwindbar.
„Vielleicht gibt es nach einigen Semestern die Möglichkeit, nach München zu wechseln. Jetzt freu dich erst einmal, dass es geklappt hat!“
„Bist du nicht traurig, wenn ich in Berlin wohne?“
„Doch, natürlich hätte ich dich lieber in der Nähe, aber wir können uns nicht alles im Leben aussuchen und müssen uns ab und zu mit Kompromissen abfinden.“
Max nimmt erneut neben seiner Mutter Platz. „Du hast wie meistens recht. Besuchst du mich in Berlin?“
Laura nickt und hält mühsam die Tränen zurück. Um Ablenkung bemüht, weiht sie Max in ihre Pläne hinsichtlich des Motorradfahrens ein. Begeistert will er sofort ihre neue Montur begutachten und findet es klasse, dass sie endlich mal etwas für sich selbst tut und nicht immer nur für die Familie.
„Und was sollen wir mit der Mieze anstellen?“, grübelt Max, „ich kann sie schlecht mit nach Berlin nehmen.“
„Erst einmal stelle ich nachher Helene zur Rede. Es ist ihr Problem, die Katze an Erna zurückzugeben.“
„Genau, du darfst bei Oma nicht mehr klein beigeben. Bald bin ich weg und kann dich nicht mehr unterstützen.“
Das Abendessen verläuft alles andere als harmonisch. Ernas und Annas Geschenk ist der Auslöser für Differenzen bei Tisch.
Helene ist an Scheinheiligkeit nicht mehr zu übertreffen: „Ist es nicht reizend von den beiden, dir das Geschenk zu geben, obwohl du sie ausgeladen hast?“
„Ich hatte sie gar nicht eingeladen, folglich konnte ich sie nicht ausladen“, ist Lauras aufmüpfige Antwort und zu Manfred gewandt, „was sagst du denn zu unserem Familienzuwachs?“ Wenn sie gehofft hat, ihr Mann würde ihr wenigstens jetzt einmal zur Seite stehen, so hat sie sich gründlich geirrt.
Ausnahmsweise betupft Manfred mit einer Serviette seinen Mund, bevor er in Helenes Horn tutet: „Ich finde es auch nett von den beiden. Katzen sind pflegeleicht, niemand muss Gassi mit ihnen gehen, sie verjagen die Maulwürfe im Garten und fangen die Mäuse im Gartenhäuschen.“
„Igitt, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Anschließend schleppt sie die erbeuteten Viecher ins Haus“, ekelt es Laura.
„Das machen nur Kater, du hast eine weibliche Katze“, verwirft die Zwergin ihre Bedenken.
„Ach, du weißt ja gut Bescheid. Wolltest wohl selbst keinen Kater im Haus, weil es dich vor Mäusen gruselt.“
„Hört auf mit der Streiterei! Wir können es ja mal mit dem Katzerl probieren“, schlägt das Oberhaupt der Familie vor und wird durch einen heftigen Niesanfall von Laura
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