Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Überall sind kleine Löcher hineingebissen. Die Milchkanne liegt umgestoßen auf der Wurstplatte, über die sich der Inhalt ergossen hat. Laura rauft sich die Haare bei dem Chaos, packt das unwillkommene Familienmitglied am Genick, wiegt es einen Moment in den Armen, streichelt ihm übers Köpfchen, und mit den Worten du armes, kleines Ding landet es wieder in der Box. Dieses Problem kann erst später gelöst werden.
    Helene erscheint zum Gehen bereit im Türrahmen. „Wir können sofort zum Doktor. Heute ist nicht viel los.“
    Während die Zwergin beim Arzt sitzt, erledigt Laura ihre Einkäufe. Unter anderem ersteht sie ein Katzenklo mit Streu und Dosenfutter. Nicht, dass sie die Mieze zu behalten gedenkt, aber ein würdiges Dasein soll sie im Baumgartnerschen Haus fristen, bis ein neues Heim für sie gefunden ist.
    Mit Helene ist vereinbart, dass sie zum Auto kommt, sobald sie fertig ist. Laura lauscht verträumt den Radiosongs, trommelt verspielt zu dem Rhythmus mit den Fingern aufs Steuer und denkt an Sven. Was er jetzt wohl gerade in diesem Moment macht? Vielleicht an sie denken, wie sie an ihn? Gerne würde sie seine Gedanken lesen können. Lange währen ihre Grübeleien nicht, denn wie in einem Actionfilm wird plötzlich die Beifahrertür aufgerissen. Mit einer bisher unbekannten Beweglichkeit stürzt Helene in den Golf, kopfüber mit einem hochroten Kopf.
    „Hast du einen allergischen Schock?“, mutmaßt Laura erschrocken.
    „Nicht nur das“, keucht die Zwergin , „ich habe eine Katzenhaarallergie.“
    Am liebsten würde Laura in schallendes Gelächter ausbrechen. Hat sich ihr Schwiegermonster mit dem Rachegeschenk von Erna und Anna doch tatsächlich ein Eigentor geschossen. Nur mit Mühe schafft sie es, ihrem Gesicht einen ernsthaften Ausdruck zu verleihen: „Und jetzt? Was sollst du tun?“
    „Das Viech muss weg. Auf der Stelle! Ich rufe sofort Erna an, dass ihr Sohn die Katze gleich abholt.“
    „Sicher tut es dir leid, dass du mir mein Geschenk wegnehmen musst“, kann sich Laura diese Ironie des Schicksals nicht verkneifen.
    Helene verzieht ihren Mund, unfähig darauf zu reagieren. Diesmal geht der Punkt eindeutig an ihre Schwiegertochter.
    „Jetzt musst du dich fünf Minuten gedulden. Ich bringe schnell das Katzenklo zurück, das ich eben gekauft habe.“
    Manche Probleme lösen sich eben von selbst.

Kapitel 17
     
    Laura hat seit langer Zeit nichts mehr von Sven gehört. Kein Wunder, denn sie hat ihm, entgegen Kerstins Ratschlag, nie mehr auf seine Anrufe und SMS geantwortet. Schließlich ist der Mann kein Masochist und hat es aufgegeben, einer so dummen Kuh wie ihr nachzuhecheln . Sie selbst hat sich seit einiger Zeit jede Woche heimlich den Promitreff gekauft und die ganze Tournee der Sixpackboys verfolgt. Ihr Herz scheint jedes Mal zu bersten, wenn sie die entsprechende Seite über das Date mit den Königinnen der Nacht aufblättert. Sie hätte es nicht ertragen, Sven mit einer anderen Frau in inniger Umarmung zu entdecken. Zum Glück wurde sie bisher nicht enttäuscht. Frieder, Sebastian, Felix und Moritz haben abwechselnd das jeweilige Date übernommen. Ob Sven wegen mir nicht mehr dabei mitmacht ?, hofft Laura im hintersten Winkel ihres Herzens. Seit sie nichts mehr von ihm hört, haben schwarze Wolken ihre Seele umhüllt. Kerstins ständige, gut gemeinte Tipps in Sachen Sven hat sie alle in den Wind geschlagen, um ihre Pseudoehe nicht zusätzlich zu gefährden. Seit der Auseinandersetzung wegen der Reportage im Promitreff über Lauras legendäres Dinner mit Sven hat sich Manfred komplett in seinen Schmollwinkel zurückgezogen. Alle Versuche, noch mal vernünftig mit ihrem Mann zu reden, schlugen fehl. Manfred scheint gar kein Interesse daran zu haben, sich mit ihr auszusprechen und gibt ihr keine Gelegenheit, sich in irgendeiner Form zu verteidigen. Den sonst häufig aus seinem Anwaltsrepertoire zitierten Spruch Im Zweifel für den Angeklagten hat er für seine Frau ersatzlos gestrichen.
    Kerstin behauptet nach wie vor steif und fest, dass Manfred die Gelegenheit, Laura abzustrafen, gesucht hat, um von sich selbst abzulenken. Je länger Laura darüber nachdenkt, desto mehr liegt sie auf der Lauer, um vielleicht einen Hinweis zu erhalten, was Manfred so treibt. Jedes Mal, bevor sie seine Hemden in die Waschmaschine steckt, schnüffelt sie daran, um das von Kerstin ins Feld geführte Frauenparfüm nach Trüffelschweinmanier zu entlarven. Sie konnte bisher nichts feststellen. Die