Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
unterbrochen.
„Hast dich scheinbar am See erkältet“, fährt er anschließend fort, „oder war dein Loverboy krank, als er dich küsste?“
„Wer hat wen geküsst, Fredi?“ Die Zwergin bekommt rote Ohrläppchen vor Sensationslust.
„Ach ja, Mutter, du weißt es noch nicht. Deine Schwiegertochter hat sich in Köln mit einem Stripper vergnügt.“ Manfred schaut nicht vom Teller auf, sondern beschmiert in aller Seelenruhe eine neue Brotscheibe mit Leberwurst, als wäre sein Statement das Normalste der Welt.
Laura springt auf und knallt ihre Serviette auf den Tisch: „Du bist unmöglich und gemein!“ Keine Sekunde wird sie weiter bei den beiden Giftspeiern ausharren. Wie gut, dass Max das alles nicht mitbekommen hat, der mit seinen Studienneuigkeiten zu Eva rübergegangen ist. Er wird seinem Vater und seiner Großmutter selbst beibringen müssen, dass er Medizin zu studieren gedenkt und nicht Jura. Bisher war dies Lauras und sein Geheimnis. Manfred wunderte sich zwar, warum Max nach dem Abitur nicht gleich mit Rechtswissenschaft in München begonnen hat, akzeptierte aber sein Argument, ein Jahr mal etwas Abstand von der Lernerei nehmen zu wollen. Zu Manfreds Zeit sorgte die Bundeswehr dafür.
Laura ist froh, dass sie ihre Motorradeinkäufe noch rechtzeitig in ihre Höhle geschleppt hat. Dieses Thema hätte Helene und Manfred sicher auf die Palme gebracht und statt das Kätzchen zurück zum Bauernhof, hätte sie die neue Kleidung zurück ins Geschäft bringen müssen.
Erschöpft und völlig gefrustet fährt Laura den PC hoch. Nur eine Mail von Kerstin kann ihre Laune heben. Leider ist das Postfach leer.
Laura steht zum ersten Mal in ihrer Ehe nicht als Erste auf. Sie verspürt nach dem gestrigen Eklat absolut keine Lust, der Zwergin und ihrem Mann das Frühstück zu bereiten. Max wird sowieso bei Eva geschlafen haben. Welch wohliges Gefühl, einmal länger unter der warmen Bettdecke ausharren zu dürfen und sich Wachträumen hinzugeben! Sie hat jedoch die Rechnung ohne Helene gemacht, die genau zehn Minuten später zur Tür reinplatzt, natürlich ohne anzuklopfen.
Mit hochrotem Kopf und nur mit einem kurzärmeligen Nachthemd bekleidet stürzt sie zu Laura ans Sofa.
„Schau dir das an! Es juckt tierisch! Was hast du uns da eingeschleppt?“, faucht sie wie ein Feuer speiender Drache.
Laura wirft einen Blick auf Helenes hingehaltene Unterarme, ohne sich groß zu bewegen. Tatsächlich weisen diese einen massiven Hautausschlag auf.
Das Schwiegermonster reißt ihr die Decke vom Körper, um zu begutachten, ob Laura ebenfalls Quaddeln hat.
„Spinnst du jetzt total!“, empört sie sich und schlingt die Decke wieder um sich. „Wie du gesehen hast, habe ich keinen Ausschlag.“
Helene kratzt wie von Sinnen mal an ihrem rechten Arm, mal an ihrem linken. „Fahr mich sofort zu Dr. Meier! Ich halte es nicht mehr aus. Schon die ganze Nacht habe ich mir um die Ohren geschlagen.“
„Lass dich bitte von deinem Sohn fahren. Ich habe keine Zeit.“
Der Zwergin fällt die Kinnlade herunter, und sie vergisst die Kratzerei . „Fredi muss pünktlich bei Gericht sein, und dein Sohn hat heute Frühdienst. Und wieso hast du keine Zeit?“
Laura gähnt und streckt sich demonstrativ, bevor sie antwortet: „Ab heute bin ich nicht mehr eure Bedienstete, und wenn du etwas von mir möchtest, dann musst du mich schon ganz nett bitten.“
Helene blickt ihrer Schwiegertochter entgeistert ins Gesicht, als würde sie an deren Verstand zweifeln.
Vorsichtshalber lenkt sie in einem milderen Tonfall ein: „Aber ich habe bitte gesagt! “
„Das habe ich wohl überhört!“
„Dann bitte ich dich jetzt, mich zum Arzt zu fahren!“
Laura entfährt ein Seufzer: „Meinetwegen, aber gib mir eine halbe Stunde zum Anziehen und wenigstens zu einer Tasse Kaffee. Ruf inzwischen besser in der Praxis an, damit wir nicht zu lange warten müssen!“
Helene trollt sich aus der Höhle, und Laura kann nicht begreifen, dass ihre gefassten Vorsätze ständig manipuliert werden. Sie hat einen Verdacht, woher der Ausschlag der Zwergin herrühren könnte, hat aber bewusst geschwiegen. Was wohl die Mieze macht? Die ist gänzlich in Vergessenheit geraten. In der Küche wartet gleich die Bescherung. Mangels Katzenklos befindet sich die Notdurft des Tierchens vor dem Kühlschrank. Niemand hielt es für nötig, diese wegzuwischen. Das Kätzchen hockt auf dem Esstisch und schleckt sich sein Mäulchen. Der Gouda ist zum Schweizer Käse mutiert.
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