Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
gerät, kann sie sich nicht freuen, denn sofort erscheint Penelope vor ihrem inneren Auge. Sie wagt es nicht, in Svens Richtung zu schauen.
Er nähert sich mit riesigen Schritten, dreht den Rollstuhl zu sich herum und beugt sich zu ihr hinunter, sodass Laura ihm direkt in seine stahlblauen Augen blicken muss.
„Laura, endlich, geht es dir wieder besser?“, klingt seine Stimme ehrlich besorgt. „Du machst ja Sachen!“
Laura schaut verlegen nach unten und möchte auf der Stelle im Erdboden versinken.
Sven ahnt, was in ihr vorgeht und greift nach ihren Händen. Die Berührung löst sogleich eine Elektrisierung in ihr aus, und ein Kribbeln überzieht ihren ganzen Körper. Wie sehr hatte sie sich diesen Moment des Wiedersehens herbeigesehnt, und jetzt wünscht sie sich nichts mehr, als ihm nicht in die Augen blicken zu müssen.
Als Lauras Mund immer noch verschlossen bleibt, bricht Sven das Schweigen: „Du hast mich neulich abends mit Penelope gesehen, stimmt’s? Deshalb hast du nicht geklingelt.“
Sven erhält ein unmerkliches Nicken zur Antwort.
„Penelope ist die Frau von meinem Freund Ralf Bodde , der sich vor einigen Wochen beim Gleitschirmfliegen im Allgäu beide Beine gebrochen hat und für den ich hier einspringe, bis er aus der Reha wiederkommt und seinen Dienst aufnehmen kann.“
Laura erwacht aus ihrer Erstarrung und wagt kaum zu atmen:
„Bist du nicht mit ihr zusammen?“
Sven schmunzelt und benötigt einige Sekunden, um zu reagieren. „Wie kommst du denn darauf? Nein, natürlich nicht. Sie war bei mir, weil wir für jede Woche den Dienstplan neu aufstellen. Sie ist für die Verwaltung der Belegbetten zuständig, die an die Praxis angeschlossen sind. Penelope hat sich übrigens liebevoll um dich gekümmert und nach meiner Anweisung einige Sachen in Größe 38 gekauft.“
Laura zupft an ihrem Morgenmantel. „Das war also gar nicht Frau Stromeyer ?“
„Nein, aber deine Wirtin war es, die richtig entschieden hat, dass du in ärztliche Behandlung musst.“
„Was hatte ich denn?“
„Akuter Erschöpfungszustand mit hohem Fieber und Dehydration. Du warst nicht mehr ansprechbar. Wahrscheinlich hattest du in letzter Zeit sehr wenig Flüssigkeit zu dir genommen.“
„Ja, das stimmt. Außerdem war ich durch eine Erkältung geschwächt.“
Sven rückt einen Stuhl an Laura heran. „Frieder hat dir ja bereits erzählt, dass ich die Sixpackboys verlassen habe.“
„Warum hast du das getan?“ Laura weiß es zwar, möchte es aber zu gern von Sven selbst hören.
„Die Begegnung mit dir hat mein Leben auf den Kopf gestellt.
Es schmerzte zu sehr, jeden Abend, wenn ich auf der Bühne stand, an dich zu denken, in dem Bewusstsein, dich nie wiederzusehen.“
Laura saugt seine Worte in sich auf: „Ich habe es auch kaum ertragen, mein Leben wieder so zu führen wie vorher. Verzeih, dass ich dir nie geantwortet habe, aber ich hielt es für erträglicher. Ich bin so erzogen worden, dass man eine Ehe nicht leichtfertig aufgibt, nur weil man dem Charme eines anderen erliegt. Ich habe erst nach und nach begriffen, dass meine Gefühle für dich tiefer sind und keine Momentaufnahme. Dass auch du mich ehrlich liebst, ahnte ich erst, als ich von Harry erfuhr, dass du die Sixpackboys verlassen hast.“
„Die letzten Monate waren schlimm. Ich konnte mir einfach nicht erklären, warum du nicht in meiner Suite auf mich gewartet hast.“
Laura berichtet von dem Album mit den Königinnen der Nacht und dem Zettel vom Fotografen des Promitreffs , was sie zur Flucht nach Hause getrieben hatte, aber auch von ihrer Zerrissenheit. „Mir wurde erst nach und nach klar, dass ich mit Manfred nicht mehr wie bisher zusammenleben kann. Als ich mit ihm darüber sprechen wollte, erfuhr ich zufällig durch seinen Kanzleipartner von seiner Affäre mit einer Staatsanwältin. Da zerbrach alles in mir, an das ich bis dahin geglaubt hatte, an meine Ehe, mein Vertrauen zu Manfred und seine Loyalität mir gegenüber. Ich fühlte mich als Schwiegermutter-Sklavin und Hausmagd missbraucht und beschloss, keine Minute länger in Bad Hollerbach mein Leben zu fristen.“
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du wirklich bei mir bist. Du wirst jetzt erst wieder ganz gesund, dann haben wir viel Zeit, über alles zu reden. Wenn deine Werte morgen alle in Ordnung sind, nehme ich dich nach der Sprechstunde mit nach Hause. Ich habe dieses Wochenende keinen Bereitschaftsdienst.“
Endlich kehrt in Lauras blasses Gesicht etwas Farbe
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