Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Methoden sie wählten.
Manchmal glaubte er, dass Susanna vermutlich die härteste Nuss darstellte. Er musste erst einen Zugang zu ihr finden, sie verstehen, bevor er sie überlisten konnte. Sie für sich zu gewinnen, sie zu bekommen, das wurde immer wichtiger als die Wette – ja, wichtiger als die Wahrheit.
Susanna stand neben den offenen Terrassentüren und ließ sich von der leichten Brise die erhitzte Haut kühlen. Sie hatte heute Abend mehr getanzt als bei großen Bällen mit mehr als zweihundert Gästen. Sie spürte eine angenehme Erschöpfung und war gleichzeitig sehr zufrieden mit sich. Alle hatten sie aufgefordert, sogar Mr Tyler – nun ja, bei ihm musste Lady Bramfield ein wenig nachhelfen, und entsprechend einsilbig war die Unterhaltung verlaufen. Stammelnd redete er übers Wetter und schaute ansonsten verlegen über ihre Schulter in eine andere Richtung. Vielleicht versuchte er ja bloß, nicht in ihren Ausschnitt zu starren, oder war das bloß Wunschdenken?
Lord Swanley brachte ihr ein Glas Champagner. Sie nippte dankbar daran, während sie in sein Gesicht schaute. »Danke, Mylord. Sie haben eine Dame aus höchster Not gerettet.« Susanna erschrak. Hatte sie das wirklich soeben gesagt? Das klang ja ganz, als würde sie flirten. Hitze stieg ihr in die Wangen. Rebecca wäre verblüfft, wenn sie ihre vernünftige Schwester jetzt sehen könnte!
Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Rebecca! Sie vermochte sich nicht daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal auch nur für ein paar Tage von ihr getrennt gewesen war. Obwohl sie sich in Temperament, Denkweise, Interessen und Lebenszielen stark voneinander unterschieden, waren sie einander innig verbunden. Was würde Rebecca davon halten, dass Susanna drauf und dran war, ihre Prinzipien über Bord zu werfen? Ihre Cousine Elizabeth fände es sicher gut. Sie war wie die meisten Mädchen und Frauen überzeugt, dass man nur in der Ehe wahre Erfüllung finden konnte.
Aber Rebecca? Die jüngere Schwester war anders. Sie wünschte sich schon seit langer Zeit Abenteuer und Nervenkitzel, und die Wette wegen des Gemäldes kam ihr da nicht ungelegen. Und wenn sie an eine Ehe dachte, dann musste es mit Sicherheit die große Liebe sein. Susanna wusste, dass Rebecca auch ihr das wünschen würde. Eine Vernunft- oder Versorgungsheirat fände sie kaum akzeptabel.
Nur wo sollte sie so etwas finden? Bis auf Leo Wade hatten sich die Herren nicht gerade besonders um sie bemüht, und der verfolgte ganz eigensüchtige Interessen. Nein, auf die große Liebe, die sie wie der Blitz traf, durfte sie kaum hoffen.
»Sie sehen so nachdenklich aus«, meinte Lord Swanley. »Ist es unhöflich zu fragen, was Sie gerade denken?«
Was für ein angenehmer Wandel. Ein Gentleman, der sich Gedanken darüber machte, was sie beschäftigte. Sie schaute ihn unter gesenkten Wimpern hervor an. Hatte Elizabeth ihr nicht dazu geraten? »Ich habe überlegt, was für wunderbare Gastgeber Ihre Eltern sind. Allein der heutige Abend war etwas ganz Besonderes.«
Er nickte grinsend, wobei ihm eine Strähne seines schwarzen Haares in die Stirn fiel. »Die beiden mögen solche Feste, zumal jetzt, wo meine Schwester das entsprechende Alter erreicht hat …«
»Aber Sie denken bei solchen Einladungen auch an Sie, oder täusche ich mich?«, unterbrach sie ihn lächelnd.
Er lachte. »Ja, durchaus. Wir sollen andere junge Leute in privater Umgebung kennenlernen.«
»Lord Swanley, Sie werden in der Hinsicht bestimmt keine Probleme haben.«
Er räusperte sich und wirkte verlegen, was ihn ganz besonders liebenswert erscheinen ließ.
»Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass die jungen Damen mich nur wegen meines Charmes mögen«, erwiderte er trocken. »Da spielen schon der spätere Titel und das Vermögen eine gewichtige Rolle. Und es gibt nicht wenige, für die nur das zählt.«
»Ich verstehe«, meinte sie leise und nahm noch einen Schluck vom Champagner. »Ich stamme mütterlicherseits aus herzoglichem Haus. Für manche ist das ein Ansporn.«
Er nickte. »Deshalb habe ich beschlossen, die Entscheidung meinen Eltern zu überlassen.«
Sie musste husten und hielt sich die Hand vor den Mund. »Wie meinen Sie das?«
»Da ich nie genau weiß, welche Motive der Zuneigung einer Dame zugrunde liegen, lasse ich meinen Eltern in dieser Sache freie Hand. Ich weiß, dass ihnen mein Wohlergehen am Herzen liegt, und bin mir sicher, dass die Frau, die sie für mich wählen, mich glücklich machen wird. Und die
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