Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Familien ebenfalls. Aber noch ist es nicht so weit, und ich kann das Leben genießen. Und zwar ohne den Druck, nach einer passenden Ehefrau Ausschau halten zu müssen.«
»Wie überaus klug«, murmelte sie.
Natürlich traf das, was er sagte, auf viele Menschen zu, Frauen wie Männer, denn nicht selten wurden die Ehen von den Eltern arrangiert. Allerdings meist ohne Zustimmung der Betroffenen, die in der Regel nicht glücklich über solche Bevormundung waren. Nicht so Swanley – er sah bloß die damit verbundenen Vorteile. Sie selbst konnte sich nicht vorstellen, eine so wichtige Entscheidung über ihr Leben jemand anderem zu überlassen.
Sie schaute ihm hinterher, nachdem er sich mit einer Verbeugung und dem Versprechen, noch einmal mit ihr zu tanzen, verabschiedet hatte, und spürte Wehmut in sich aufsteigen. Sie war sich nicht sicher, ob dieser charmante, attraktive junge Mann überhaupt einen eigenen Willen besaß. Oder er hatte einfach noch nicht die Frau kennengelernt, für die es sich zu kämpfen lohnte.
»Miss Leland, ich hoffe doch, dass Sie sich amüsieren?«
Susanna drehte sich um und sah Lord Greenwich neben sich stehen, der ihr ein neues Glas Champagner reichte. Sie nahm es dankend, weil das erste zu ihrer eigenen Überraschung bereits leer war.
»Es ist ein wundervoller Abend, Mylord«, sagte sie und meinte das auch so. Na ja, zumindest aufs Wetter bezogen stimmte es, schränkte sie für sich ein.
»Ich habe Sie mit Swanley sprechen sehen. Ein guter Junge«, meinte Greenwich.
»Zwar habe ich gerade erst seine Bekanntschaft gemacht, aber ich muss Ihnen zustimmen.«
»Halten Sie nach jemandem wie ihm Ausschau und vergessen Sie Wade.« Seine Worte klangen wohlmeinend, doch sie erschreckten Susanna.
Schnell nahm sie einen Schluck von ihrem Champagner, ehe sie mit großen, unschuldigen Augen zu dem väterlich wirkenden Earl aufsah. »Mr Wade? Warum erwähnen Sie den überhaupt …?«
»Miss Leland, Sie scheinen mir etwas arglos zu sein. Wade schenkt Ihnen viel zu viel Aufmerksamkeit.«
»Aber das ist doch genau das, was sich eine junge Dame wünscht. Einen Verehrer.«
»Wade entspricht nicht dem Idealbild eines Verehrers«, erklärte er düster.
»Warum nicht, Mylord? Natürlich habe ich Gerüchte gehört, doch das ist vermutlich nur Klatsch und Tratsch. Woher soll man schließlich wissen, ob es stimmt oder nicht?«
»Es ist eine Tatsache, dass der Umgang mit ihm dem Ruf einer jungen Dame abträglich ist.«
Ihr Gesichtsausdruck musste wohl Unbehagen verraten, denn er fügte schnell hinzu: »Nicht dass irgendjemand in Bezug auf Sie so denken würde, Miss Leland.«
Ihr Herz raste, und sie bemühte sich verzweifelt, ihre Aufregung zu verbergen. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass man ihre Gespräche mit Leo Wade so auslegen könnte.
»Ich spreche von einer anderen jungen Dame«, erklärte Lord Greenwich mit Nachdruck.
»Von einer bestimmten? Und es handelt sich nicht bloß um ein Gerücht?«
Er schaute sich schnell um, ob sie belauscht wurden, und senkte dann die Stimme. »Die bewusste Lady war sehr kokett, dem Tanzen zugetan und stand gerne im Mittelpunkt. Allerdings nie in unangebrachter Weise – bis sie mit Mr Wade zusammentraf. Sie verbrachte zu viel Zeit in seiner Gesellschaft. Und schließlich sah man sie als eine Frau von lockerer Moral an, deren Ruf dahin war. Als dann noch herauskam, dass sie lediglich eine unbedeutende Mitgift zu erwarten hatte, gab es nichts mehr, was für sie sprach.«
Susanna schluckte. »Dann ist sie also immer noch unverheiratet?« Eine alte Jungfer wie ich, dachte sie.
»Äh«, sagte er und betrachtete angelegentlich seine Schuhspitzen. »Nein, sie hatte das Glück, einen Mann zu finden, der sie trotzdem heiratete.«
»Oh.«
»Aber dem ging ein sozialer Abstieg voraus. Sie musste eine Anstellung als Gesellschafterin bei einer alten Dame annehmen«, fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu.
»Vielen Dank für Ihre mahnenden Worte, Lord Greenwich«, erklärte sie ernst. »Nur keine Sorge. Ich weiß, was für ein Mensch Mr Wade ist.«
»Wunderbar. Ich habe mir bloß Gedanken gemacht, dass eine Frau wie Sie, die …« Er brachte seinen Satz nicht zu Ende und errötete.
Sie neigte den Kopf zur Seite und wollte fast schon um Aufklärung bitten. Eine Frau in ihrem Alter? Ein Blaustrumpf? Doch sie widerstand der Versuchung und sagte verbindlich: »Sie meinen eine Frau, die nicht verheiratet ist?«
»Ja, genau, weil es schwer ist, ohne die entsprechende
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