Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
gefallen. Sie würde dem Mädchen helfen und damit auch Mr Wade. Sie machte kehrt, um mit den Randolphs zum Wintergarten zu gehen. Dort angekommen begann sie mit möglichst lauter Stimme zu sprechen. »Sie brauchen mir nicht zu danken! Miss Randolph ist ein vernünftiges Mädchen, das selbst über viele Talente verfügt.«
»Wir wissen nicht recht, wo sie hingegangen ist«, meinte Mrs Randolph und runzelte die Stirn.
Alle drei ließen den Blick über Farne und Sträucher schweifen, sahen aber niemanden. Susannas verkrampfte Schultern entspannten sich ein wenig.
»Sie wollte sich hier mit uns treffen. Das hat sie doch gesagt, oder?«, fragte Mrs Randolph ihren Mann.
Sich mit ihnen im Wintergarten treffen, dachte Susanna und fühlte sich etwas unbehaglich. Bedeutete das etwa, dass Victoria geplant hatte, in einer kompromittierenden Situation erwischt zu werden? Oder wie reimte sich die Geschichte sonst zusammen?
»Sie wollte uns irgendetwas zeigen«, erklärte Mr Randolph. Seine Lippen verzogen sich unter dem buschigen Schnauzer zu einem Lächeln, als er Susanna ansah. »Zu Hause verbringt sie Stunden im Garten.«
»Mama?« Victoria erschien weit hinten auf einem Weg und kam um den Springbrunnen herum auf sie zu. Fröhlich rief sie: »Ist es nicht herrlich hier?« Dann wandte sie sich an Susanna. »Hallo, Susanna. Begleitest du meine Eltern und mich auf einer Runde durch diesen wunderschönen Garten?«
»Nein, ich bin deinen Eltern nur zufällig im Gang begegnet.« Susanna widerstand dem Drang, an dem Mädchen vorbei nach hinten zu schauen. Hatte Wade sich versteckt, oder gab es gar eine andere Tür aus dem Wintergarten hinaus? Wie auch immer, die Situation war gerettet und der Ruf des leichtsinnigen Mädchens gewahrt.
»Ich überlasse Sie dann jetzt Ihrem Spaziergang«, sagte Susanna und verabschiedete sich. »Gute Nacht!«
Leo stand in der heißen, dunklen Sommernacht auf dem Balkon und sah durch die geöffneten Glastüren in Susannas Zimmer. Obwohl der Mondschein den Teppich in helles Licht tauchte, war das Bett am anderen Ende des Zimmers in undurchdringliche Schatten gehüllt.
Er trat in den Raum und wartete darauf, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Susanna war eine undeutlich zu erkennende Gestalt in einem weißen Nachthemd, die wegen der Hitze ohne Decke bäuchlings auf dem Laken lag.
Plötzlich stieß sie einen spitzen Schrei aus und setzte sich aufrecht hin. »Wer …? Um Himmels willen, Mr Wade!«
Er war es gewohnt, sich unbemerkt in Schlafzimmer zu schleichen, und ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Amüsiert beobachtete er, wie sie blitzschnell im Dunkeln nach ihrem Morgenmantel am Fußende des Bettes griff und ihn schnell überzog.
Doch seine Belustigung wich, als er Gelegenheit bekam, sie näher zu mustern. Ihre Hüften waren runder und üppiger, als er gedacht hatte, und sofort musste er an das Gemälde denken. Als sie ins Mondlicht trat, sah er, dass sie ihr rotbraunes Haar zu einem langen Zopf geflochten hatte, der ihr über die Schulter fiel. Sie hielt den Morgenmantel am Hals zusammen und wisperte: »Sie müssen sofort gehen. Sie trauen sich wirklich was. Beinahe hätte Ihr Junggesellendasein heute Abend ein schändliches Ende gefunden. Reicht Ihnen dieses eine Mal nicht?«
»Aha, Sie wussten also, dass ich da war. Dann ist es nur angemessen, dass ich hergekommen bin, um mich bei Ihnen zu bedanken.«
»Das hätten Sie auch morgen tun können«, antwortete sie seufzend.
»Ich konnte nicht schlafen.«
»Warum? Träumen sie von Miss Randolph?«
» Sind Sie eifersüchtig?« Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Das lief ja noch besser, als er gedacht hatte.
»Eifersüchtig? Vielleicht habe ich die Randolphs ja direkt zum Wintergarten geführt, um mich zu rächen.« Sie wirbelte herum und ging zur Tür, um zu horchen.
»Es ist weit nach Mitternacht, Susanna. Keiner wird uns hören. Und ich weiß, dass Sie die Randolphs nicht zu mir geführt haben. Im Gegenteil. Ich konnte hören, wie Sie sich mit ihnen unterhalten haben. So laut, dass ich es mitbekommen musste. Sie wollten mich warnen.«
»Mir ging es eher um Miss Randolph.«
»Vielleicht bin ich ja derjenige, der wegen der angeblich so unschuldigen Miss Randolph gewarnt werden müsste. Sie hat mich geküsst, nicht umgekehrt.« Er kratzte sich am Kopf. »Ich war wirklich verblüfft. Schon klar, dass Sie mir nicht glauben werden …« Seine Stimme wurde immer leiser und sein Blick immer
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