Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Praxis wenig.
Ihn zu spüren, einen lebendigen, drängenden Körper, ganz heiß vor Verlangen – diese Erfahrung ließ alles andere zurücktreten. Sogar ihre Prinzipien.
Was hatte er nur mit ihr vor? Wollte er sie verführen, um so hinter ihr Geheimnis zu kommen? Sie wusste es nicht zu entschlüsseln. Nach den Erfahrungen gerade eben fürchtete sie bloß, vielleicht doch schwach zu werden und ihm alles zu erzählen. Schließlich hatte sie soeben ihre eigene Verletzlichkeit erfahren.
Susanna straffte sich. Das durfte sie nicht zulassen, unter keinen Umständen, weil es nicht nur um sie ging. Sie schwor sich, sich das nächste Mal nicht wieder derartig in seinen Bann ziehen zu lassen.
Kapitel 8
Die Nacht war schwülheiß, und obwohl die Fenster weit offen standen, schlief Susanna schlecht. So kam es, dass sie schon im Morgengrauen auf den Beinen war, sich Brot und Käse holte, es zusammen mit ihrem Skizzenbuch einpackte und das Haus verließ. Bald war ihr Gesicht mit Schweiß bedeckt, und das Kleid klebte unangenehm feucht am Körper. Sie ging eine Weile die Landstraße entlang, ehe sie in einen schmalen Pfad einbog, der sie ans Ufer eines Flusses führte.
Sie war allein, und das Wasser lockte sie. Sie tauchte die Hände hinein und spritzte sich Wasser auf Gesicht und Hals. Dann knöpfte sie den Kragen auf, um ihre Haut noch mehr zu kühlen. Es dauerte nicht lange, und sie hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen, um mit gerafften Röcken ins herrlich kalte Wasser zu waten.
Danach setzte sie sich auf einen Baumstamm in den Schatten ausladender Äste, aß Brot und Käse und wollte gerade mit dem Skizzieren beginnen, als sie hinter sich Schritte vernahm.
»Was für eine Überraschung.«
Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Leos Stimme rief die Erinnerung an ihr dunkles Zimmer wach, und sie meinte wieder zu spüren, wie sich sein Körper angefühlt hatte.
»Werde ich etwa schon wieder verfolgt?«, fragte sie verhalten.
Neugierig öffnete sie die Augen, als er dicht an ihr vorüberging hinunter zum Fluss zu und sich unterwegs bereits seiner Jacke entledigte, sie einfach ins Gras warf. »Ich musste dir folgen«, sagte er und zeigte ihr sein verführerisches Grinsen. »Wen solltest du sonst malen?«
»Die Landschaft reicht mir«, erklärte sie fest.
Er knöpfte seine Weste auf und ließ sie auf die Jacke fallen.
»Was soll das denn werden?« Sie spürte, wie Neugier, Faszination und Erregung in ihr aufstiegen. Sie rief sich ihren Entschluss, ihm zu widerstehen, in Erinnerung. Aber konnte sie nicht trotzdem auf seine Spielchen eingehen? Entscheidend war nur, dass sie nicht die Kontrolle verlor.
Als Nächstes entledigte er sich seiner Stiefel und Strümpfe. Seine nackten Füße im Gras wirkten schockierend intim, obwohl es weiß Gott nicht die ersten Männerfüße waren, die sie zu Gesicht bekam.
»Was ist, wenn die anderen Damen einen Spaziergang zum Fluss machen«, mahnte sie ihn. »Hier gesehen zu werden …«
»Du weißt, dass in dieser Herrgottsfrühe alle noch schlafen. Die Sonne ist schließlich gerade erst aufgegangen.«
»Warum schläfst du nicht mehr?«
Seine Hände, die sich an den Kragenknöpfen zu schaffen machten, verharrten mitten in der Bewegung. Er sah sie an. Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden, und sein ganzer Körper wirkte angespannt. »Ich konnte nicht aufhören, an dich und diesen Kuss zu denken.«
Eine spöttische Bemerkung wäre jetzt passend gewesen, aber es wollte ihr nichts einfallen. Wie gebannt blieb ihr Blick auf ihn gerichtet, als er sich das Hemd über den Kopf zog. Von der Taille aufwärts war er nackt, und die Schönheit seines perfekt gebauten Körpers ließ ihren Mund seltsam trocken werden. Am liebsten hätte sie den flachen, muskulösen Bauch und den sich zur Taille verjüngenden Rumpf auf Leinwand gebannt – nur wenige Haare kräuselten sich auf seiner Brust.
Und dann drehte er sich um und stieg ins Wasser. Sie starrte ihn unverhohlen an und beobachtete das Spiel seiner Rückenmuskeln, als er tiefer in den Fluss watete, die Arme über den Kopf hob und untertauchte. Sie sprang auf, und der Malblock fiel ins Gras.
Er kam wieder hoch, warf das nasse Haar zurück und ließ sich auf dem Rücken treiben. »Kommst du auch rein?«, rief er ihr zu.
»Natürlich nicht.« Sie war froh, überhaupt ein Wort herauszubringen, denn sein Anblick verschlug ihr noch immer die Sprache. »Unsere Gastgeber würden das für äußerst unschicklich
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