Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
umher. Natürlich würde es Fragen geben. In diesem Gasthaus war eine Pistole abgefeuert worden und jeder hatte es gehört.
Ein lautes Durcheinander näherte sich der Tür. Stimmen, schwere Schritte und Aufregung. Dann plötzliche Stille. Knarrend öffnete sich die Tür einen Spalt.
»Sagen Sie nichts«, ordnete der Domino erneut an.
Die Tür flog weit auf. Dahinter stand der Gastwirt mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Als er sie beide sah, veränderte er sich zu Erleichterung, fast augenblicklich abgelöst von Verärgerung. Hinter ihm verrenkten sich eine Reihe von Schaulustigen, um ebenfalls in den Raum hineinzusehen.
»Es ist niemand tot«, verkündete der Wirt über seine Schulter. Während sich diese Neuigkeit über den Flur verbreitete, trat er in das Zimmer und verschränkte seine Arme. Er betrachtete die Armwunde seines Gastes, dann den Stuhl, auf dem Audrianna saß, und schließlich die immer noch auf dem Boden liegende Pistole.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Audrianna. »Ich wusste schon bei Ihrer Ankunft, dass Sie nichts als Ärger bringen würden. Das hier ist ein respektables Gasthaus und ich werde nicht … «
»Summerhays! Was zur Hölle … « Ein neues Gesicht tauchte in der Menge vor der Tür auf, ein hübsches noch dazu, mit blauen Augen und sehr langen, dunklen Locken.
Dieser Neuankömmling schob sich an den anderen vorbei, bis er es über die Türschwelle geschafft hatte. Er betrachtete die Szene und schüttelte seinen Kopf. »Schlecht getan, Summerhays. Sehr schlecht getan.«
Audrianna begriff mit einem Mal entsetzt, wie das hier aussehen musste. Ein Mann und eine Frau allein in einem Gasthaus … Der Mann durch eine Pistole verwundet … Sie alle dachten, dass sie und der Domino Liebende waren, es einen Streit gegeben und sie auf ihn geschossen hatte!
»Du blutest, Summerhays«, bemerkte der unbekannte Gentleman. »Hast du eine Kugel abbekommen?«
Langsam wurde ihr klar, dass dieser imposante Herr nicht mit dem Gastwirt sprach, sondern mit dem Domino. Summerhays . Bei der Untersuchung gegen ihren Vater hatte es einen Parlamentsabgeordneten Summerhays gegeben. Lord Sebastian Summerhays. Er war der Bruder des Marquess von Wittonbury, und er war rücksichtslos, grausam und unerbittlich gewesen.
Aber wie konnte er der Domino sein? Er wusste doch besser als jeder andere, dass ihr Vater tot war und …
Sie starrte ihn an, als ihr die Wahrheit bewusst wurde.
»Die Kugel ist hier in meiner Wand.« Der Wirt beugte sich vor, um den Schaden zu begutachten. »Aber dass sie auf seinen Arm oder Schlimmeres gezielt hat, ist eindeutig. Diese Frau hier hat ohne Zweifel auf ihn geschossen und er hatte Glück, dass sie keine gute Schützin ist.«
Die Menge vor der Tür stimmte dieser Meinung zu. Einige gaben die Neuigkeit weiter, dass eine Frau versucht hatte, ihren Liebhaber zu erschießen. Die Beschuldigung hallte wie ein Echo durch das Gebäude.
»So war es nicht.« Lord Sebastian riss sich die Reste seines Ärmels ab und benutzte die Fetzen, um sie auf den großen, dunklen Streifschuss an seinem Oberarm zu pressen. »Hier war ein Eindringling, ein Dieb. Ich habe versucht, mich zu verteidigen und er griff mich an. Während des Handgemenges ging die Pistole los.«
»Das klingt ziemlich unwahrscheinlich«, murmelte der Gastwirt.
»Zweifeln Sie mein Wort als Ehrenmann an?«, fragte Lord Sebastian drohend.
»Ich zweifle gar nichts an, Sir. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, überlasse ich das lieber dem Friedensrichter. Sie können ihm alles über den dreisten Dieb erzählen, der in ein belegtes Zimmer eindringt und dann ohne Beute flieht.« Der Wirt bedachte Audrianna mit einem abschätzigen Blick. »Sollen wir einen Arzt aus Brighton kommen lassen, Sir? Oder kann diese Frau hier die Wunde ausreichend versorgen, während wir auf den Friedensrichter warten? Ich werde mich darauf verlassen, dass Sie als Ehrenmann tatsächlich warten und nicht heimlich fliehen.«
Lord Sebastian entfernte den Fetzen von seinem Arm und untersuchte den Streifschuss. »Sie haben mein Wort. Wir kommen mit der Wunde schon zurecht. Lassen Sie frisches Wasser und saubere Tücher heraufbringen. Außerdem wird die Dame ein anderes Zimmer für die Nacht brauchen, also sorgen Sie bitte dafür.«
»Die anderen Zimmer sind alle belegt und ich werde auch niemanden fortschicken, um sie unterzubringen. Und angesichts dessen, was sie getan hat, will ich auch nicht, dass sie durch mein Gasthaus wandert. Ich habe keine
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