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Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Rendezvous (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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beruhigen, aber die Folgen ihres Streits schufen Qualen, die sie nicht beiseiteschieben konnte.
    Sie wollte diesen unsichtbaren Abgrund nicht, den sie zwischen ihnen spürte. Sie wollte nicht die Vertrautheit verlieren, die gerade erst begonnen und ihr das Leben mehr als erträglich gemacht hatte. Und doch konnte sie ihre Angst nicht einfach begraben, dass er ihren Vater noch im Grabe zu weiterer Schande verdammen würde, und dieser gute Mann nicht einmal in der Lage war, sich zu verteidigen.
    Sie blickte über den Tisch hinweg in seine Richtung, während Silber gegen Porzellan klirrte. Die Damen sprachen über die Kleider, die sie sich für die Saison gekauft hatten, und die Männer diskutierten die Jagd und Politik. Kurz erwiderte er ihren Blick und lächelte.
    Es war nicht sein gewinnendes Lächeln, das sie verzaubern sollte. Nicht einmal das Lächeln eines Freundes. Es war ein beruhigendes, das besagte, dass sich die unpassende Braut an diesem Abend gut genug geschlagen hatte.
    In dieser Nacht kam er nicht in ihr Zimmer. Ein bestimmter Moment kam, in dem sie einfach wusste, dass er nicht kommen würde.
    Das schmerzte und erschreckte sie. Ihr Herz fühlte sich hohl an, so als ob etwas Lebenswichtiges entfernt worden war.
    Dann dachte sie über den kleinen Streit nach, der diese Entfremdung verursacht hatte. Auch wenn er nur kurz gewesen war, hatte er doch ein Chaos aus starken Emotionen hervorgerufen. Auf ihrer Seite Zorn und Schmerz und Angst. Und auf seiner?
    Ebenfalls Zorn, als sie ihm gesagt hatte, dass er es zu Ende führen würde, auch wenn er sie dabei verletzen musste. Sie spielte seine Reaktion innerlich noch einmal durch. Sein Gesichtsausdruck – er drückte nicht nur Zorn aus. Er hatte außerdem erschrocken gewirkt und … verletzt? Bestürzt?
    Plötzlich erschien ihr die Auseinandersetzung in einem neuen Licht. Von dieser neuen Perspektive aus war sie nicht die Einzige, die gekränkt worden war. Eine leichte Panik wallte in der Leere auf, als sie sich vorstellte, wie sie für ihn ausgesehen und geklungen haben musste.
    Dieses Treffen in der Mühle hatte ihn aufgewühlt. Er wollte nicht darüber sprechen und ihr nichts von der Richtung sagen, in die es deutete. Er versuchte, sie zumindest eine Weile davor zu verschonen. Im Gegenzug warf sie ihm vor, ihm sei ihr Glück egal.
    Sie fand einen Morgenmantel und zog ihn über. Dann wickelte sie einen langen Schal um sich. Sie würde zu ihm gehen und sich entschuldigen. Nicht dafür, dass sie sich gekränkt fühlte oder beunruhigt und zornig. Sie würde sich dafür entschuldigen, dass sie vergessen hatte zu fragen, warum er ebenfalls beunruhigt und zornig war.
    Er war nicht in seinem Zimmer. Enttäuscht sah sie sich im Raum um. Sie hatte mit jeden Schritt hierher ihren Mut zusammengenommen, und nun war alles umsonst.
    Dann drangen Geräusche aus dem Ankleidezimmer an ihr Ohr. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sah, dass die Tür sich öffnete. Ihre nachdenkliche Stimmung brachte sie dazu, sich über diese Reaktion zu wundern. Es war keine Angst. Ganz und gar nicht. Es war Aufregung und Vorfreude darauf, die Dinge wiedergutzumachen.
    Es war nicht Sebastian. Der alte Butler, der als sein Kammerdiener fungierte, sah sie durch die Tür hindurch an.
    »Er ist zum Observatorium gegangen«, sagte er. »Schwer zu sagen, wann er zurückkommen wird, Madam.«
    »Wo ist dieses Observatorium?«
    »Es wird nur so genannt. In Wirklichkeit ist es eine Gartenlaube. Sie liegt hinter dem Hauptgarten und einem kleinen Wäldchen an einer Lichtung auf der anderen Seite.«
    Sie verließ den Raum und ging die Treppe hinunter. Die Nacht war nicht besonders kalt und ihr Schal würde sie warm halten. Sie würde ihn finden, ihm sagen, was sie zu sagen hatte, und wieder gehen. Und vielleicht würden sie dann am nächsten Morgen keine Fremden mehr sein.
    Der Kosmos beruhigte ihn häufig. Seine Größe nahm die Dunkelheit in sich auf, die er in seiner Seele trug. Ein Tropfen Gift hat keine Wirksamkeit, wenn man ihn in den Ozean schüttet.
    Doch in dieser Nacht, wie in manchen anderen Nächten vor langer Zeit, berührte es ihn auf eine andere Weise. Die Schönheit des Weltalls bewegte ihn tief greifend. Er verlor die wissenschaftlichen Fakten aus dem Auge, das astronomische Interesse, und sah einfach hinauf, bis er selbst dort oben schwebte. Für einen langen Moment verschwanden das Teleskop und die Hütte, die Entfernung und seine Körperlichkeit.
    Solch außergewöhnliche Erlebnisse

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