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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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unverblümt die Tatsachen unter die Nase gerieben. Unerträglich selbstgefällig enthüllte sie mir, dass es kein One-Night-Stand war. Dass Peter und Ginger über ein Jahr lang miteinander geschlafen haben und dass Peter mich verließ – ihretwegen –, um mit ihr zusammenzuziehen, sich ein neues Leben mit ihr aufzubauen und sie so zu lieben, wie er mich nicht geliebt hat. All das hat er mir selbst erzählt, ehe ich ihn damals rausgeworfen habe. Er hat mir all das erzählt, und trotzdem hat es mir keiner gesagt, als es wirklich darauf ankam. Weil ich es selbst nicht mehr wusste.
    Zwei Monate später stand er wieder vor der Tür, geknickt und gebrochen vor Verzweiflung und Reue über seine wahnwitzige Entscheidung – weil er sie natürlich nicht liebte! Weil er so ein Idiot gewesen war, zu glauben, er würde sie lieben! Und dass er alles tun würde, alles, damit ich ihm verzieh.
    Das alles hat Ginger Jamie erzählt, und all das hat Jamie Paige erzählt. Im Vertrauen. Die Idee war, dass Seite sechs ein kleines Appetithäppchen drucken und er dann als Quotenfänger das große Interview mit Ginger in American Profiles senden würde. Aber selbst der größte Knüller kann zerknüllt werden, und Jamie ist wohl doch nicht der große Profi, für den er sich hält. Paige hat den Trumpf selbst ausgespielt.
    Zwanzig Minuten später weiß ich immer noch nicht, auf wen ich die größte Wut habe: auf Jamie, auf Rory, auf Samantha, auf meine Mutter, auf Peter? Die Liste ist viel zu lang, um darüber nachzudenken.
    «Es war keine Abwägung aus Vernunft», gesteht Samantha leise. «Wir wussten wirklich nicht, was wir tun sollten. Wir wollten alle, dass du eine zweite Chance bekommst, und auch wenn es keinem von uns gefallen hat – dass Peter mit seinem Verhalten einfach so davonkommen sollte –, wollten wir doch trotzdem eurer zweiten Chance nicht im Weg stehen.»
    «Das ist doch Blödsinn!», schimpfe ich.
    «Ich habe versucht, dich zu warnen, damals in der Galerie», merkt Rory an, weil sie natürlich, wie immer, eine Scheißausrede parat hat.
    «Wovon zum Teufel sprichst du?», frage ich. Anderson stellt mir ein Glas Wein in die Durchreiche, und ich trinke zu viel, zu schnell.
    «Ich wollte, dass Peter dableibt und Anderson dich nach Hause bringt, um dir damit zu zeigen, dass ich nicht einverstanden bin.»
    «Aha. Das war also deine Art, mir zu sagen, dass mein Mann mich ein Jahr lang betrogen hat? Zickig sein und andere Leute herumkommandieren?» Ich schreie jetzt, wünschte, ich könnte diesen Augenblick, diesen Teil meines Lebens auch einfach vergessen. Es ist viel einfacher, wenn alles ausradiert ist. Ich wünschte, mein neues Ich wäre immun gegen diese fürchterliche Wut. Aber ich bin es nicht, ich kann es nicht sein, und ich stehe wieder ganz am Anfang. «Weil das nämlich bei dir ganz normal ist, Rory!»
    «Jetzt mach mal halblang!», murrt Rory, und einen Augenblick lang bin ich fassungslos, dass sie es wagt, entrüstet zu sein. «Wir mussten dich selbst jahrelang so ertragen!»
    «Wage es nicht, jetzt den Spieß umzudrehen», kreische ich. Ich hätte ihr am liebsten rechts und links eins auf ihre perfekten Wangenknochen gegeben. «Hier geht es um die Tatsache, dass ich ohne das, was ihr mir erzählt, keinerlei Ausgangspunkt dafür habe, wer ich bin. Und ihr habt es mir verschwiegen. Ihr habt es mir verschwiegen! Also, was sagt das über mich? Was sagt das über euch ?»
    «Über dich sagt das überhaupt nichts», mischt Anderson sich ein.
    «Steck deine Nase nicht in Sachen, die dich nichts angehen», fährt Rory ihn an.
    «Ich versuche nur zu helfen», antwortet er erstaunlich unfreundlich.
    «Hör zu», schreit Rory, wieder an mich gerichtet. «Ich habe dir die Nachricht schon einmal überbracht, ja? Ich war diejenige, die es dir erzählt hat. Nicht Peter. Ich habe es rausbekommen und bin damit zu dir gekommen, und das hast du mir nie verziehen!»
    «Das ist doch lächerlich!», schreie ich zurück. «Wieso hätte ich dir das nicht verzeihen sollen?»
    «Weil du ihn augenblicklich rausgeworfen hast, während er nur darauf gewartet hat», sagt sie geradeheraus. «Er war auf der Suche nach einer Ausrede, nachdem er schon ein Jahr mit ihr zusammen war. Und dann hast du dich gegen mich – gegen mich – gewendet und gesagt, hätte ich dir nichts davon erzählt, hätte er niemals einen Fuß vor die Tür gesetzt! Totaler Schwachsinn! Und als er dann wieder bei Sinnen war und bei dir angekrochen kam, warst du so sauer

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