Ein Sommer und ein Tag
Einweihungsfeier für mein neues Sofa geladen, das ich am Labor-Day-Montag gekauft habe und mir ein paar Tage später per Express liefern ließ. Es ist riesengroß, rechtwinklig und, genauso wie ich es wollte, rot – zu modern, zu groß für die Wohnung, aber ich liebe es jetzt schon abgöttisch. Es ist ein Symbol , sagte ich zu Peter, als er abends nach Hause kam und bei dem Anblick nach Luft schnappte, sich aber klugerweise jeden weiteren Kommentar sparte. Es ist ein Symbol für meinen Neuanfang. Peter nickte und gab mir einen Begrüßungskuss. Dann holte er sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich auf die Couch, um sie einzuweihen. Die Heilsarmee kam, um das alte Sofa abzuholen, und während ich dabei zusah, wie sie das Monster durch meine Wohnungstür bugsierten, hoffte ich, dass auch dies ein symbolischer Akt sein könnte: dass sie alles Alte mitnehmen und Platz für das Neue schaffen würden. Ich hatte sonst kaum etwas, worauf ich hoffen konnte, und so schien mir dieser Wunsch nur vernünftig.
Anderson taucht mit einer Orchidee zu meiner Coucheinweihung auf, meine Mutter und Tate bringen Brownies mit, Rory schleppt drei prall gefüllte Tüten mit Gerichten von ihrem Lieblingsvietnamesen an, und Jamie kommt mit schweißnassen Händen.
Rory drapiert die geöffneten Pappschachteln mit Essen in der Durchreiche, und die Wohnung ist erfüllt von Tellerklappern, ploppenden Weinkorken und fröhlichen Gesprächen.
Peter hat den Fernseher eingeschaltet, aber auf stumm gestellt, während wir darauf warten, dass es endlich neun wird. Als ich mich auf meine neue lippenstiftfarbene Couch setze, ergreift mich auf einmal das Gefühl, trotz all der widrigen Umstände beinahe glücklich zu sein. Vielleicht meinte meine Mutter ja genau das, als sie sagte, ich wäre glücklich, wenn ich es nicht besser wüsste. Vielleicht ist das auch mit dem Im-Augenblick-Leben gemeint: die kleinen Freuden in sich aufnehmen und zulassen, dass sie sich unterwegs vielleicht in größere verwandeln. Im Moment bin ich vor allem dankbar: Jamie, weil er mir hilft, die Fäden meines Lebens wiederaufzunehmen und zu entwirren. Meiner Schwester, die sich wie eine vertraute Verbündete anfühlt, auch wenn sie es offensichtlich nicht immer gewesen ist. Anderson, der mit Sicherheit genug eigene Päckchen zu tragen hat – seine Unfähigkeit, allein zu sein, seine Hollywood-Attitüde, seine Liebe zum Alkohol –, der sich davon aber nicht in seiner Loyalität zu mir und zu meinen Päckchen beirren lässt. Und auch Peter, der bewiesen hat, dass er festen Willens ist, jeden Sprung nach vorne zu wagen, um den ich ihn bitte, auch wenn ich ihn überhaupt nicht darum hätte bitten sollen. Und, Gott steh mir bei!, sogar meiner Mutter und Tate, auch wenn sie mir beide instinktiv furchtbar auf die Nerven gehen, aber da ich gerade dabei bin, diese Instinkte – selbst wählen, kontrollieren! – neu zu ordnen, ja, auch ihnen.
Ungeachtet Andersons Weigerung, aktiv an meinem Porträt mitzuwirken, hat Jamie einen Weg gefunden, ihn trotzdem mit einzubauen. Er ist Bestandteil der Hintergrundgeschichte. Ich sehe zu ihm rüber, um rauszufinden, ob er sich ärgert, doch er fängt meinen Blick auf und zuckt nur mit den Schultern. Ein Zugeständnis vielleicht, dass wir ab jetzt für immer in der Hintergrundgeschichte des anderen eine Rolle spielen. Damit ist der Fall erledigt. Es sind diverse Ausschnitte aus Filmen zu sehen, in denen er mitgespielt hat. Die meisten davon habe ich nicht gesehen, obwohl sie mir im Allgemeinen vage bekannt vorkommen.
«Oh, Gott!», lacht Rory, und es ist schön, sie lachen zu hören. «Ich wusste gar nicht, dass du in Battleship Wars mitgespielt hast!»
«Ja. Der bisherige Höhepunkt meiner Karriere!», schießt er lächelnd zurück.
«Aber jetzt ruft Steven Spielberg nach dir», werfe ich ein.
Wie auf Kommando klingelt das Telefon, und Anderson zwinkert mir zu.
«Das muss er sein.»
«Lass es klingeln», sage ich zu Peter, der Anstalten macht, ans Telefon zu gehen. «Wer auch immer das ist, kann bis nach der Sendung warten.» Das Telefon klingelt immer noch sehr häufig, obwohl ich schon seit sechs Wochen wieder zu Hause bin – die Medien, Reporter. Meistens rufen sie in der Galerie an, aber ab und zu immer noch hier in der Wohnung.
Kurz vor dem Werbeblock erscheint Jamie wieder im Bild, um den nächsten Abschnitt anzukündigen – er tut es mit unbewegtem Gesicht und mit haargenau der richtigen Portion Ernsthaftigkeit in
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