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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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vorher angerufen.» Sie legt die Stirn in Falten, als wolle sie damit ausdrücken vor dem Unfall , und ich mache es ihr nach, um ihr zu zeigen, dass kein Grund besteht, das Kind beim Namen zu nennen. Tina bedeutet Jamie mit einer Geste zu rutschen und lässt sich dann unaufgefordert auf die Bank in unserer Nische gleiten.
    «Highschool!», sage ich. «Ich habe Sie im Jahrbuch gesehen. Wir kennen uns von der Highschool, richtig?»
    «Ja, Süße, Highschool!» Sie hat einen kaum hörbaren Südstaatenakzent, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er antrainiert ist, weil sie darauf steht, oder ob sie tatsächlich aus dem Süden stammt. Ich stelle mir vor, dass sie aus Texas ist. Ja, sie wirkt wie jemand, der aus Texas kommen könnte. «Das ist wirklich unglaublich!», sagt sie. «Ich esse sonst nie Pizza. Aber ich komme gerade aus dem Büro, und mein Kühlschrank ist leer, also habe ich im Vorbeigehen schnell hier haltgemacht.»
    «Tina» – Sam wischt sich die Hand an der Serviette sauber und streckt sie ihr entgegen –, «Samantha. Nells Freundin aus dem College. Wir sind uns …» Sie zieht die Augenbrauen zusammen und versucht, sich zu erinnern, und einen Moment lang bin ich neidisch. Sie muss nur ein bisschen darüber nachdenken, und schließlich wird es ihr einfallen. «Ach, ja, wir sind uns vor ein paar Jahren begegnet – beim Brunch im Balthazar.» Sie wendet sich an mich. «Wir waren damals zusammen beim Brunch und sind ihr über den Weg gelaufen.»
    «Natürlich! Hallo, hallo!» Ich glaube, ich habe noch nie einen Menschen mit so viel Enthusiasmus erlebt.
    «So klein ist die Welt», bemerkt Jamie.
    «Und du!» Tina wendet sich an ihn. «Du bist in aller Munde! Nachrichten für die Post ! American Profiles! » Sie streckt die Hand aus. «Tina Marquis. Freut mich sehr!»
    «Also, Tina», beginne ich in dem Versuch, sie ein bisschen zu bremsen. «Ich habe dich angerufen? Einfach so, um wieder in Kontakt zu kommen?» Das erscheint mir seltsam, es sieht meinem alten Ich so gar nicht ähnlich.
    «O Gott, nein!» Sie lacht. «Sobald wir die Highschool hinter uns hatten, hast du uns alle fallen lassen wie heiße Kartoffeln.» Ah, ja. Dachte ich’s mir doch. «Der Rest von uns – die Crew, wie wir uns nannten – hat sich in den Winterferien öfter auf ein paar Drinks getroffen oder im Sommer zum Grillen – aber du warst nach der Schule sofort verschwunden. Ich habe gehört, dass ein paar von uns letzte Woche bei deiner Party waren.» Sie sackt ein wenig auf der Bank zusammen, ein Augenblick der Aufrichtigkeit. «Ich war nicht in der Stadt. Es tut mir leid, ich wäre gern gekommen.»
    «Da ich dich zuvor gar nicht erst erkannt habe, nehme ich die Entschuldigung gerne an.» Ich lächle sie an, weil es das ist, was mein neues Ich nun mal tun würde. Tun sollte. Vielleicht ist es sogar das, was ich sowieso tun wollte.
    «Ach, gut, da bin ich aber froh.» Sie greift über den Tisch und schenkt sich ohne zu fragen einen Schluck aus meiner Coladose in ihren Pappbecher. «Aber um auf deine Frage zurückzukommen. Du hast mich angerufen, weil ich Immobilienmaklerin bin.»
    «Habe ich nach einer neuen Wohnung gesucht?» Vielleicht wollte ich ja genau das! Mich von Peter trennen und ein neues Leben beginnen. Ich werfe Sam einen fragenden Blick zu, doch sie ist genauso erstaunt wie ich.
    «Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht genau, was du vorhattest», sagt Tina. «Du hast dir von mir alle möglichen Sachen zeigen lassen: Lofts, Wohnungen in Häusern ohne Lift, Häuser mit Portiers. Du hast nicht viel darüber gesagt, was du suchst. Nur, dass ich es weder deiner Mutter – als ob ich so was tun würde! – noch deiner Schwester erzählen dürfte.»
    Ich mache eine Geste mit der Hand, um anzudeuten, dass sie doch bitte zum Punkt kommen möge.
    «Also. Du hast mich angerufen, ich habe dir ein gutes Dutzend Wohnungen gezeigt, und du hast dich in eine davon verliebt, in Gramercy – hohe Balkendecken, eine Wand komplett geziegelt, offener Kamin, und dann … na ja … dann hast du dich nicht wieder gemeldet. Ich dachte, du hättest kalte Füße bekommen. Ein paarmal habe ich es noch bei dir versucht, aber dann hatte ich einen neuen Interessenten an der Hand und habe ihm die Wohnung vermittelt. Kurz vor dem … vor deinem Unfall hast du mir noch mal aufs Band gesprochen, ich daraufhin dir. Das ging dann noch eine Zeitlang hin und her, bis wir einen neuen Termin vereinbart haben.» Sie schnappt sich eine Peperoni von Jamies

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