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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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try sometimes, you just might find – you get what you need! Oh yeah!»
    Und dann, in dem Augenblick, als meine Mutter Anderson die Bloody Mary auf sein Tischchen stellt, spüre ich es erst, dann fühle ich es, und dann ist es, als bestünde das ganze Flugzeug aus Rührei: so brutal durcheinandergeschüttelt und gestoßen, dass meine Wangenknochen beben, als würde ich jeden Augenblick implodieren, nach innen zusammenfallen. Wir werden nach unten gezogen, in einen luftleeren Raum, ein schwarzes Loch, ein Bermudadreieck, das uns fest im Griff hat und nie wieder loslassen wird. Die Schwerkraft zerrt an meiner Haut, schleudert mich mit voller Wucht nach hinten in den Sitz. Rachel fängt an zu schreien, und ich will ihr sagen, dass alles gut wird, aber als ich mich zu ihr drehe, hat sie sich in Tina Marquis verwandelt, und Tina Marquis reißt an ihrem Sicherheitsgurt, springt auf und rennt Richtung Heck. Als gäbe es dahinten irgendetwas, das sie retten könnte. Ich will ihr zurufen, dass sie zurückkommen soll, dass es unser Schicksal ist zu überleben, solange wir nur in dieser Reihe bleiben, aber es ist zu spät. Anderson hat den Kopf zwischen den Knien, hebt den Arm und drückt auch meinen Kopf herunter. Und dann sage ich in die winzige Lücke hinein, die zwischen uns geblieben ist: «Danke. Du hast mir das Leben gerettet.»
    Er schüttelt den Kopf, weil er mich nicht hören kann. Die kreischenden Motoren klingen wie Schweine auf der Schlachtbank, und um uns herum herrscht blanke Hysterie. Dann, wie ein Omen, werden die Motoren plötzlich still, als hätte das Kreischen sich einfach in Luft aufgelöst, und ich weiß, jetzt dauert es nicht mehr lange, bis ich in dem Feld in Iowa erwache und jemand kommt, um mich zu retten. Aber wer? Peter? Jamie? Rory?
    Und dann kommt der Aufprall, um uns herum ist überall Feuer, aber genau wie in Wirklichkeit bin ich am Leben. Festgeschnallt hänge ich kopfüber in meinem Sitz, das Blut läuft mir im Gehirn zusammen, und ich sehe überall Sterne und weiße Wirbel. Ich strecke den Hals, obwohl meine Wirbelsäule mich anfleht, es sein zu lassen, und spähe nach oben, arbeite mit aller Kraft gegen die Schwerkraft an.
    Ich bin nicht in einem Maisfeld in Iowa.
    Anderson windet sich stöhnend neben mir. Ich kämpfe darum, bei Bewusstsein zu bleiben, alles mitzubekommen.
    Ich bin hier, in dem Haus, dem großen weißen Haus mit der breiten Veranda, wo ich damals den Sommer verbracht habe, weit weg von meinem anderen Leben. Wo er die andere Hälfte seines Lebens verbracht hat, weit weg von seinem Leben mit uns.
    Meine Muskeln geben auf – als wollten sie wir können dich nicht ewig halten sagen –, und mein Kopf plumpst nach unten. Dunkle Arbeiterstiefel mit schwarzen Striemen an den abgewetzten Kappen kommen in mein Blickfeld, und ich kämpfe – Verdammt! Kämpfe! – darum, die Augen offen zu halten, den Hals nach oben zu recken.
    «Hallo, Nell», sagt eine Frauenstimme, und mein Blick folgt zwei langen Beinen bis hinauf zu ihrem Gesicht. «Ich bin Heather. Schön, dich wiederzusehen.»

    Endlich wache ich wieder auf. Es ist Viertel nach sechs. Mir wurde erzählt, ich sei schon immer ein Morgenmensch gewesen – daran hat sich nichts geändert. Nur, dass mein Verstand jetzt ständig angeschaltet ist, ununterbrochen auf Hochtouren läuft, unabhängig davon, ob der Rest von mir ruhiggestellt ist oder nicht.
    Im Schlafzimmer ist es dunkel. Der Herbst hat inzwischen offiziell Einzug gehalten: Die Sonne geht jeden Morgen ein bisschen später auf und jeden Abend ein bisschen früher unter und nimmt den letzten Hauch warmer Luft mit sich, der einen noch bis auf die Knochen wärmen könnte. Von draußen dringt gedämpft der Verkehrslärm herauf, es klingt fast wie eine Welle, die sich am Ufer bricht. Sonst ist es still. Keine Geräusche, kein Licht, kein gar nichts. Reine Leere.
    Der Traum lässt mich nicht los, obwohl ich wach bin. Die Stones haben sich tief in meine Gehörgänge gegraben, und die Erinnerung an die Silvesternacht ist so real, wie sie nur sein kann. «You can’t always get what you want! You can’t always get what you want!»
    Die Ironie bringt mich zum Lachen – wie wahr!  –, und ich summe die Melodie vor mich hin, schwinge die Beine aus dem Bett und freue mich darüber, so beweglich zu sein. Ich schäle mich aus meinem klammen Pyjama und werfe ihn – Yes! Zwei Punkte! – in den Wäschekorb. Etwas an der Bewegung – der Schwung des Arms oder das Abknicken des

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