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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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gesund, meine Seele war heute entflogen, was wollte ich mehr. Dem Herrn sei Lob und Dank für sein Werk.
    Als wir ins Hotel zurückkamen, war die Zimmertür aufgebrochen, unsere Taschen waren durchwühlt, das Geld und Orianas Karten waren weg. Joshua und Eileen waren vor ein paar Stunden abgefahren.

11
    – Warum hast du mir das verschwiegen?
    – Weil du nervös geworden wärst.
    – Warum hast du es überhaupt mitgenommen?
    Ich zuckte mit den Schultern, sah aus dem Fenster und überlegte, ob es eine Erklärung gab.
    – Für Fälle wie diesen? Aus Sentimentalität? Keine Ahnung, ich hänge dran. Es ist wie ein Talisman für mich.
    Eine Plastikhülle nach der anderen riß ich von dem dunklen Rechteck, das ich etliche Male durch eine Maschine geschickt hatte, die luftdicht verschweißt. Ich wußte nicht, ob Oriana sauer war. Gestern abend hatte sie verzweifelt ausgesehen. Drei Tage fast ohne Geld. Was wir noch bei uns gehabt hatten, reichte gerade mal, um morgen das Zimmer zu bezahlen. Wir waren weit weg vom Flughafen, wir besaßen keine Kreditkarten, die anderen waren hier nicht gültig, es gab keine Möglichkeit, sich irgendwo Geld zu leihen. Was sollten wir tun.
    – Siehst du, hatte ich gesagt, um Oriana aufzuheitern, war doch gut, daß wir soviel ausgegeben haben. Sonst hätten die beiden jetzt noch mehr.
    – Glaubst du wirklich, daß sie es waren?
    – Warum sollten sie sonst verschwinden, ohne sich zu verabschieden?
    – Aus Scham, murmelte sie fragend und war anscheinend erleichtert, daß wir die beiden nicht wiedersehen würden.
    – Was machen wir, Mesut? hatte sie gefragt, die Tarotkarten sind auch weg. Können wir neue besorgen? Können wir irgendwie …? Sie hatte auch nicht gewußt, was.
    – Du mußt auf den Strich. Das ist die einzige Möglichkeit. Du kannst an einem Tag mehr verdienen, als wir bisher ausgegeben haben. Oder noch besser, wir ziehen als Sexwanderzirkus durch die Gegend, du und ich, Arioi.
    – Das ist nicht witzig.
    – Es ist auch nicht witzig gemeint.
    Sie hatte mich angesehen und versucht herauszufinden, ob ich das womöglich wirklich ernst meinte. Das hatte mich gekränkt.
    – Oriana, wir sind verkatert aufgewacht, wir waren bei Myrie, und danach war es wunderschön. Und jetzt entspann dich, vertrau mir, okay? Laß uns ins Bett gehen und friedlich einschlafen. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Sieh die Vögel, sie säen nicht, sie ernten auch nicht, sie haben keinen Keller und keine Scheune und der Herr ernährt sie doch. Wieviel besser sind wir als die Vögel! Sorg nicht für den morgigen Tag, denn er wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat, hatte ich deklamiert, doch sie hatte mich nur skeptisch angesehen.
    – Mach die Augen zu, gib mir die Hand, ich nehm dich mit, du mußt dich um nichts kümmern, hatte ich gesagt.
    Oriana hatte die Augen geschlossen, mir die Hand hingehalten, ich hatte die Innenfläche geküßt, hatte ihr das Kleid ausgezogen, hatte sie auf den Arm genommen und ins Bett gelegt. Ich war mir meiner Sache sicher, und ich freute mich, als sie nach einigem Hin– und Herwälzen endlich einschlief.
     
    – Glaubst du, das funktioniert? fragte sie harsch. Sie schien tatsächlich sauer zu sein.
    – Das hier, sagte ich, ihren Tonfall ignorierend, und hielt das Haschisch hoch, das ich mittlerweile ganz ausgepackt hatte, das hier ist eine weltweit gültige Währung. Vergiß Travellerschecks, Bargeld, Kreditkarten, das hier ist schwarzes Gold. Es wird überall begehrt und geraucht, und es ist fast überall illegal. Wir werden einen guten Preis erzielen.
    Es waren etwa fünfzig Gramm schwarzer Afghane, den ich in meine Tasche eingenäht hatte und seit einem Jahr überallhin mitschleppte, seit ich aufgehört hatte zu rauchen. Wahrscheinlich hatte die Qualität gelitten, aber das war jetzt zweitrangig.
    – Wenn du erwischt wirst?
    Ich schüttelte den Kopf. Das würde mir nicht passieren, da war ich mir sicher.
    – Du kannst die Sprache nicht, du kennst dich hier nicht aus. Wie willst du das machen? Ich habe Angst. Was passiert, wenn sie dich erwischen, wenn du ins Gefängnis kommst? Wie hoch sind hier die Strafen für so etwas? Das ist ja nicht gerade wenig, was du da hast. Wie konntest du mir das verschweigen?
    Ich brach kleine Stückchen von der weichen Masse ab und rollte sie zu Kugeln, etwa so groß wie meine Daumenkuppe.
    – Wir müssen an die Küste, sagte ich, in einen dieser Touristenorte. Vertrau mir. Bitte. Sei nicht

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