Ein sueßer Kuss als Antwort
nahm einen Schluck von seinem Brandy. „Ich hätte nicht gedacht, dass es ein Problem ist, eine Kinderfrau zu finden.“
Lucas zuckte die Schultern. „Ich auch nicht. Und von den wenigen Bewerberinnen, die sich gemeldet haben – drei, um genau zu sein –, ist eigentlich nur eine tauglich.“
„Wieso stellst du sie nicht auf Probe ein, um zu sehen, wie sie mit den Kindern zurechtkommt?“
„Die Kinder sind nicht das Problem. Abigail und Sophie sind begeistert von ihr.“
Henry schüttelte verständnislos den Kopf. „Wieso stellst du sie dann nicht ein?“
„Weil es sich um Mrs. Brody handelt.“
Henry verschluckte sich beinahe an seinem Brandy. „Mrs. Brody ? Lucas, du erlaubst dir einen Scherz mit mir, oder?“
„Im Gegenteil.“ Lucas erzählte seinem Freund ausführlich von Eves Besuch.
„Wir haben uns gestritten, dass die Fetzen flogen“, schloss er. „Aber ihr Angebot könnte für uns beide von Vorteil sein, und ich muss innerhalb der nächsten Tage jemanden finden.“
Sein Blick fiel auf Mrs. Brodys Visitenkarte, die immer noch auf dem Mahagonitisch lag. Er nahm sie in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. Eve Brodys Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf. Sie war ohne Zweifel außerordentlich attraktiv und hatte ihm vom ersten Augenblick an gefallen. Was er sich nicht erklären konnte, war die Zerrissenheit, die sie bei ihm hervorrief. Einerseits verspürte er jedes Mal, wenn er sie sah, den Drang, sie ungestüm an sich zu ziehen, andererseits trieb sie ihn binnen kürzester Zeit zum Wahnsinn. Aber die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, stand hier nicht zur Debatte – es ging um Wichtigeres. Sorgfältig erwog Lucas das Für und Wider von Eves Angebot – und das Für gewann.
Als Lucas die Residenz der Seagroves betrat, erfüllten ihn widerstreitende Gefühle. Er übergab dem Lakaien Hut und Handschuhe und herrschte ihn an, er wünsche Mrs. Brody zu sprechen.
Eve, die herbeigeeilt war, um nachzusehen, um wen es sich bei dem unhöflich lauten Besucher handelte, hielt den Atem an. Schlagartig war es mit ihrer Ruhe vorbei. Die unbändige Kraft und der rastlose Tatendrang, die von Lucas Stainton ausgingen, schienen die Luft im Raum zum Vibrieren zu bringen. In dem eleganten tiefgrünen Mantel, der seinen dunklen Typ unterstrich und seine blauen Augen betonte, wirkte er beunruhigend attraktiv.
„Lord Stainton!“
„Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mrs. Brody.“
Ohne Umschweife marschierte Lucas an ihr vorbei und entließ den verdutzten Dienstboten mit der knappen Anweisung: „Sie können gehen.“
Konsterniert folgte Eve ihm in den Salon und schloss die Tür hinter sich.
„Wir müssen miteinander reden“, erklärte Lucas geradeheraus und blickte Eve fest an. „Es gibt da noch einiges zu klären.“
Eve hob die Brauen. „Ach ja?“
„Ich hätte zumindest so höflich sein sollen, Ihnen in Ruhe zuzuhören.“
„In der Tat.“ Eve verbiss sich ein Lächeln. „Es war äußerst unzivilisiert, wie Sie mir die Tür gewiesen haben. Sie sind also hier, um sich zu entschuldigen?“
Er schaute sie irritiert an, dann nickte er: „Genau.“
„Dann entschuldige ich mich dafür, dass ich Sie geohrfeigt habe.“
„Heißt das, Sie bereuen es?
„Nicht im Geringsten.“ Eve hob das Kinn. „Sie hatten es verdient.“
„Stimmt. Damit wären wir quitt.“
Unerwartet huschte ein Lächeln über sein Gesicht, und Eve glaubte zu spüren, wie ihr Herz einen Moment lang aussetzte. Lord Stainton hatte ein Lächeln, das einen Eisberg zum Schmelzen bringen konnte … wenn er es darauf anlegte.
„Das heißt …?“ Eve sah ihn fragend an.
„Das heißt, dass ich bereit bin, mir Ihr Angebot wenigstens in Ruhe anzuhören. Ich bin ein vorsichtiger Mann, und es gibt so manches zu bedenken.“
In einer Einhalt gebietenden Geste hob Eve die Hand. „Bevor wir weiterreden, Lord Stainton, möchte ich Ihnen versichern, dass … dass ich normalerweise nicht einfach … nicht einfach fremden Gentlemen meine Aufwartung mache. Es war das erste … und sicher auch das letzte Mal.“
Lucas lächelte amüsiert. „Sie glauben gar nicht, wie mich das erleichtert.“
Er verschränkte die Arme und betrachtete Eve, die immer noch bei der Tür stand. Quer über den Raum hinweg trafen sich ihre Blicke. Etwas Faszinierendes ging von ihr aus, und erneut fragte sich Lucas, wie es kam, dass diese Frau ihm so unter die Haut ging. Sicher lag es auch an ihrem Auftreten und dem Kleid, das sie trug. Es
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