Ein sueßer Kuss als Antwort
unglaublich gestiegen, aber glaube mir, das ist erst der Anfang.“
„Was meinst du damit?“
Lucas nahm einen Schluck Brandy. „Den Eisenbahnbau. Bald wird es keine Pferdekutschen mehr geben. Schon jetzt werden Meilen von Schienen verlegt, die die Städte miteinander verbinden. Wir können mit einem Aufschwung rechnen, und ich habe vor, dabei zu sein. Damit nicht genug. Ich werde in die Glas- und die Kupferindustrie investieren. In überhaupt alle Wirtschaftszweige, die sich im Norden, in Manchester, Liverpool und andernorts entwickeln.“
Mit stummer Bewunderung lauschte Eve seinen Worten. So gefiel er ihr. So voller Unternehmungslust und Tatendrang. Das war nicht mehr der Lucas, der sich mürrisch und bedrückt in sein Schicksal ergab. Er war wieder ganz der Alte. Nach vorn blickend und entschlossen.
„Darauf trinken wir, Lucas!“ Henry hob sein Glas. „Ich wünsche dir von ganzem Herzen Erfolg!“
Eve, die ahnte, dass die beiden Männer sich in ein Gespräch über Kohleminen, Eisenbahnbau und Ähnliches vertiefen würden, beschloss, sich zurückzuziehen. „Wenn ihr mich entschuldigen würdet“, verabschiedete sie sich lächelnd. „Ich sehe nur noch kurz nach den Kindern und gehe dann zu Bett. Es war ein langer Tag. Ich bin mir sicher, Henry, dass Sie bei Lucas in den besten Händen sind.“
Sie verließ den Salon, aber nicht, ohne den vielsagenden Blick, den Lucas ihr zuwarf, bemerkt zu haben.
In ihrem Schlafzimmer hüllte sich Eve in ihren seidenen Morgenmantel und machte es sich in einem Sessel vor den Kamin gemütlich. Tiefes Wohlbehagen durchströmte sie. Nach den langen Wochen der Anspannung schien sich allmählich alles zum Guten zu wenden. Sie hoffte für Lucas, dass seinen Bemühungen Erfolg beschieden sein würde, nicht zuletzt, weil ihrer aller Zukunft damit gesichert wäre.
Bald schweiften ihre Gedanken jedoch ab. Sie dachte daran, wie gelöst Lucas bei dem Picknick gewirkt hatte. Und noch eine ganz andere Szene drängte sich ihr auf. Eine Szene, die schon bald drei Wochen zurücklag. Eve schloss die Augen. Ihr war, als könne sie wieder Lucas’ Lippen spüren, seine Arme, die sie fest umschlungen hielten … an jenem Vormittag am See.
Ein Geräusch im Nebenraum schreckte sie aus ihren Träumereien. Sie lauschte den Schritten, die ihr inzwischen so vertraut waren. Seit der Nacht nach ihrer Hochzeit hatte Lucas ihr Zimmer nicht wieder betreten. Was ist nur mit mir los? dachte sie. Warum geht mir dieser Mann nicht aus dem Kopf? Nie hatte Andrew ihre Gedanken in solchem Ausmaß beschäftigt … geschweige denn die Regungen ihres Körpers. Sie wusste jetzt, dass sie keine Ruhe finden würde, bis sie Lucas gewährte, was er von ihr wollte. Und sie womöglich von ihm?
Das war nicht die Vernunftehe, die sie geplant hatte. Dazu war die Anziehung zwischen ihnen zu stark. Sie lauschte. Die Schritte im angrenzenden Zimmer waren verklungen, aber unter der Türschwelle drang noch ein schwacher Lichtschein hervor. Lucas wartete auf sie. Eve wusste es mit absoluter Gewissheit.
Wie von einer fremden Macht getrieben, erhob sie sich und ging auf die Tür zu. Eine Sehnsucht erfüllte sie, die sie noch nie in ihrem Leben verspürt hatte. Sie streckte die Hand aus und öffnete die Tür.
Das Erste, was sie erblickte, war das riesige Bett. Fast wäre sie wieder geflohen, aber dann bemerkte sie Lucas, der in einem Sessel vor dem Kamin saß und sie unter halb geschlossenen Lidern hervor betrachtete. Er hatte seinen Gehrock, sein Gilet und sein Krawattentuch abgelegt und die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen zurückgerollt. Der offene Halsausschnitt gab seine gebräunte Brust frei.
Eve fühlte sich im dünnen Stoff ihres Morgenmantels seltsam entblößt, doch nun gab es kein Zurück mehr.
Lucas erhob sich, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Ich habe dich erwartet, Eve.“
„Ich weiß.“
„Obwohl ich gestehen muss, dass ich annahm, dein innerer Kampf dauere länger …“
Eve fühlte sich wie eine Maus, die gleich von der Katze verspeist werden würde.
„… Gott sei Dank war Henry ziemlich müde und wollte nur noch ins Bett“, fuhr Lucas fort. Genau wie ich, wenn auch aus anderen Gründen. Ich bin froh, dass du dich eines Bessren besonnen hast, Eve. Das Gesetz sieht vor, dass eine Ehe vollzogen werden muss.“
„Daran brauchst du mich nicht zu erinnern“, murmelte Eve verlegen.
„Habe ich dir nicht vorausgesagt, dass dieser Moment kommen würde?“
„Ja. Und?“ Trotzig hob sie den
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