Ein sueßer Kuss als Antwort
herangeritten war, bot sich seinen Augen ein idyllischer Anblick. Am Ufer des Baches, der durch den Park floss, unter den ausladenden Ästen eines Kastanienbaumes, spielte sich ein buntes Treiben ab. Eine Magie lag in der Luft, eine Ahnung von Glück und Verheißung. Kurz entschlossen ließ Lucas seinen Hengst in Richtung des fröhlichen Grüppchens traben.
Miriam, die Amme, die Alice im Kinderwagen hin und her schob, versank in einen tiefen Knicks, als sie Seiner Lordschaft ansichtig wurde. Die junge Frau bewunderte ihren Dienstherrn mit einer Vehemenz, die an Heldenverehrung grenzte. Normalerweise zog sie sich scheu zurück, sobald Lucas das Kinderzimmer betrat – was in letzter Zeit immer öfter der Fall war. Sarah hatte ihr erklärt, dass er wahrscheinlich nicht wegen der Kinder kam, sondern wegen seiner Gattin, die einen Großteil ihrer Zeit dort zubrachte. Was auch immer der Grund sein mochte, die Kinder jedenfalls waren glücklich, ihren Vater häufiger zu Gesicht zu bekommen. Seine Lordschaft nahm sich auch jedes Mal Zeit, mit ihnen zu spielen und ihnen zuzuhören, wenn sie mit ihren kleinen Nöten und Sorgen zu ihm kamen.
Als sie sich aus ihrem Knicks erhoben hatte, wagte Miriam einen verstohlenen Seitenblick auf Seine Lordschaft, der ihrer Meinung nach der schönste Mann auf Gottes Erde sein musste, mit seinen schwarzen Locken, die ihm verwegen in die sonnengebräunte Stirn fielen.
Lucas’ Blick wanderte zu dem flachen Gewässer, in dem die Kinder vergnügt planschten, und zu Eve … seiner Frau, die am Ufer stand und aufpasste, dass den Mädchen nichts passierte. Wenn sie wüsste, was für ein Liebreiz von ihr ausgeht, dachte er.
Er saß ab und band den Zügel seines Hengstes an einen niedrig hängenden Ast. „Hättet ihr etwas gegen einen weiteren Gast bei eurem Picknick?“
Eve fuhr erschrocken herum. Als sie ihren Gatten sah, trat ein warmer Ausdruck in ihre Augen, und sie lächelte ihn an.
„Aber nicht im Geringsten, Lucas.“ Der Nachmittag im Hyde Park mit seinem schrecklichen Ausgang kam ihr in den Sinn. Welch ein Unterschied zu damals, dachte sie.
„Da hat aber jemand eine Menge Spaß“, sagte er schmunzelnd und blickte zu Sophie und Estelle hinüber, die laut kreischend im seichten Wasser standen und sich an den Händen hielten, um nicht auf den glatten Steinen auszurutschen.
„Wo ist denn Abigail?“, fragte er, während er auf Eve zuging.
„Da drüben“, antwortete sie und deutete auf das kleine Mädchen, das selbstvergessen Blumen pflückte. „Sie hat sich vorgenommen, so viele Gänseblümchen zu sammeln, bis sie eine Kette daraus winden kann, die um den ganzen Baum herum reicht. Würde es dir etwas ausmachen, einen Moment auf Sophie und Estelle aufzupassen, während ich Sarah behilflich bin, die Picknickkörbe auszupacken?“
„Keineswegs, meine Liebe“, erwiderte Lucas. Er ließ sich im Gras nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baumstamm. Während er Estelle und Sophie im Blick behielt, war er in Gedanken bei Eve, und er gab sich seinen Fantasien hin, wie es wäre, wenn er sie endlich in den Armen hielte.
Bisweilen sah er zu ihr hinüber. Wie schön sie ist, dachte er dann. Wie für die Liebe geschaffen. Das leichte Sommerkleid hob ihren makellosen Teint hervor, und das flirrende Sonnenlicht brachte ihr Haar zum Leuchten.
Morgen würde er abreisen. Das hieß, heute war seine letzte Nacht auf Laurel Court. Lucas nahm sich vor, an diesem Abend besonders charmant und aufmerksam zu sein. Und vielleicht … bei Kerzenschein und Champagner … war heute die Nacht, in der seine Frau sich ihm hingeben würde.
Eve schien seine Blicke zu spüren. Sie ließ das Tischtuch, das sie im Gras ausbreiten wollte, sinken. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um. Lucas redete mit Abigail, die zu ihrem Vater getreten war, um ihm mit der ihr eigenen Ernsthaftigkeit etwas zu erklären.
Eve füllte ein Glas mit Limonade und gab es Lucas. „Hier. Du siehst aus, als könntest du ein erfrischendes Getränk vertragen“, sagte sie scherzend.
„Was? Soll das heißen, ich hätte eine kleine Abkühlung nötig?“, rief er in gespielter Entrüstung.
„Lucas, ich bitte dich!“ Eve unterdrückte ein Kichern. „Wir sind nicht alleine …!“
Er lachte laut auf. „Keine Sorge, Eve, ich werde schon nichts sagen, was für Kinderohren nicht geeignet ist.“
„Was ist mit meinen Ohren?“, erkundigte sich Abigail.
„Mit deinen Ohren ist alles in Ordnung“, beruhigte Lucas sie.
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