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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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zusammengerollt da, das Gesicht halb in einem angewinkelten Arm vergraben, die Beine angezogen. Und ich sah sie mit diesem alten Bock. Ich wusste, warum sie nicht mit mir hatte schlafen können, ehe sie ihn getroffen hatte. Eine Jungfrau für den Dreckskerl, damit er sich einbilden konnte, er wäre immer noch der Größte. Es tat so entsetzlich weh. Meine Brust fühlte sich an, als wäre sie mit glühendem Blei ausgegossen, und mein Kopf, als hätte ihn jemand in einen Schraubstock gespannt. Ich hätte sie aus dem Bett prügeln mögen.
    «Steh auf, du Miststück! Was hast du dir dabei gedacht, du verlogenes Aas?» Aber ich torkelte nur bis zur Schlafzimmertür, hielt mich am Rahmen fest und schaute sie an. Jetzt lag sie in meinem Schatten, schlief immer noch fest. Das dünne Laken unter eine Achsel geklemmt, darüber die nackte Schulter. Und ich wusste genau, wie weich und glatt ihre Haut war, wie warm und lebendig. Viel lebendiger als jede Frau, die ich vor ihr gehabt hatte. Ihr Anblick wurde unscharf. Nein, nicht der Cognac und das Bier. Die paar Promille hatte ich doch locker weggesteckt. Es war nur Salzwasser, begleitet von heiseren Lauten, die sich anhörten wie von einem jungen Hund. Wie ein Welpe, den man den ganzen Tag gehätschelt hat, um ihn nachts vor der verschlossenen Schlafzimmertür jaulen und winseln zu lassen. Da kann er ganz schön laut werden. Candys Arm rutschte nach unten, sie drehte den Kopf, richtete sich auf.
    «Mike?» Pause. Trotz der Dunkelheit, in der ihr Gesicht lag, konnte ich erkennen, wie sie gegen das Licht anblinzelte.
    «Was machst du denn da, Mike? Wo warst du so lange?» Der junge Hund winselte immer noch. Ich wischte mit dem Handrücken über die Wangen und unter der Nase vorbei. Candy schwang die Beine aus dem Bett, kam zögernd und verunsichert auf mich zu, blieb dicht vor mir stehen. Den Kopf ein wenig zurückgelegt, damit sie mir besser ins Gesicht sehen konnte.
    «Mike, was hast du denn? Weinst du? Mike, sag doch etwas. Warum weinst du denn? Warum kommst du so spät? Ist etwas passiert?» Du elendes Miststück. Ich weiß nicht, ob ich es sagte oder nur dachte. Ich dachte es wohl nur, denn Candy reckte sich auf Zehenspitzen, schlang die Arme um meinen Nacken, rieb ihr Gesicht an meinem Hemd und bettelte:
    «Mike, bitte, wein doch nicht so. Sag mir, was passiert ist. Es ist bestimmt nicht so schlimm, wie du meinst. Hast du einen Unfall gehabt? Oder ist etwas mit deiner Mutter?» Endlich brachte ich die Zähne richtig auseinander. Mutter war mein Stichwort.
    «Hör auf. Ich muss dir doch nicht erzählen, was passiert ist. Hat es wenigstens Spaß gemacht, sich von diesem Dreckskerl flachlegen zu lassen? Los, sag schon!» Ich spürte, wie sie zusammenzuckte, aber sie rückte nicht von mir ab. Ich griff in meinen Nacken, um ihre Arme zu lösen, aber sie hatte die Finger ineinander verschlungen und drückte sich noch fester gegen mich.
    «Mike, was redest du denn? Du bist ja betrunken.» Wir standen immer noch unter dem Türrahmen. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, meine Arme um sie zu legen, obwohl ich das Gefühl hatte, wenn ich das nicht gleich täte, würde ich an meiner Unfähigkeit ersticken.
    «Ich bringe ihn um», sagte ich.
    «Ich knall das elende Schwein ab. Ich schieß ein ganzes Magazin in ihn rein.» Ich spürte, wie sie an meiner Brust den Kopf schüttelte, hörte sie flüstern:
    «Jetzt rede doch keinen Unsinn, Mike. Du hast doch gar keine Pistole.»
    «Ich kann mir ein halbes Dutzend beschaffen», erklärte ich.
    «Kaliber neun Millimeter, das macht schöne, große Löcher. Und morgen komme ich auch an den Schlüssel vom Waffenschrank.»
    «Aber es gibt überhaupt keinen Grund, warum du ihn erschießen solltest, Mike. Was hast du nur plötzlich?»
    «Ich kann dir gleich zwei Gründe nennen», sagte ich.
    «Er hat deine Mutter auf dem Gewissen und dich gefickt.» Diesmal blieb der Kopf an meiner Brust ruhig liegen.
    «Armer Mike, was redest du dir ein? Wie kommst du auf solche Gedanken?» Ihre Hände in meinem Nacken lösten sich, begannen den Haaransatz zu kraulen.
    «Jetzt sei vernünftig und komm ins Bett. Es ist schon spät, und es ist überhaupt nichts passiert. Ich habe dir doch gesagt, ich mache ihn ein bisschen an, damit er denkt, er kann mich haben. Aber ich halte ihn mir vom Leib. Das habe ich dir gesagt.» Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Ich verstand sie kaum.
    «Komm jetzt. Komm ins Bett. Wir reden, wenn du ausgeschlafen und wieder nüchtern

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