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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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klein wie sie selbst.
    «Ich konnte dir nicht sofort die Wahrheit sagen, Mike. Weißt du, ich will diese Wahrheit doch selbst nicht. Ich wünschte, ich hätte nie diese Rechnung gefunden. Aber ich werde dich nie wieder belügen, nie mehr. Ich werde Gerswein auch nicht wiedersehen, wirklich nicht, Mike. Er ist ein Arschloch. Glaubst du mir, Mike? Das musst du mir glauben. Du darfst keine Dummheiten machen, hörst du, Mike. Du hast mir richtig Angst gemacht in der Nacht, als du gesagt hast, du willst ihn erschießen. Das hast du nur so gesagt, oder? Weil du wütend warst und eifersüchtig. Aber du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Du darfst ihm nichts tun, dafür stecken sie dich ins Gefängnis. Und dann habe ich keinen Menschen mehr, der mich richtig liebt. Sie lieben mich eigentlich alle, aber keiner so wie du.» Mike, Mike. Mike! Als ich zur Tür ging, hing sie an meinem Hals, lachend, weinend, kichernd, schluchzend, küssend. Du lässt mich doch nie allein, Mike. Wir bleiben für immer zusammen. Wir werden nichts falsch machen. Habe ich schon gesagt, dass sie lebendiger war als jede andere Frau? Ja, ich glaube, ich hab’s schon ein paar Mal gesagt. Aber ich kann es nicht oft genug wiederholen, weil es die Wahrheit ist. Die einzige Wahrheit. Wie habe ich sie geliebt damals. Ich liebe sie immer noch. Warum ich überhaupt zur Agentur fuhr an dem verfluchten Dienstag, weiß ich nicht. Es gab keinen vernünftigen Grund. Ich wollte nur hören, ob Philipp sich noch einmal aus Hamburg gemeldet hatte. Und ich dachte, Hamacher hätte vielleicht keine Zeit, mich sofort zu informieren. Er war unterwegs wie so oft, als ich ankam, würde jedoch innerhalb der nächsten beiden Stunden zurück erwartet. Und Philipp hatte noch nicht wieder angerufen. Es gab nichts zu tun für mich, als Frau Gruberts vorwurfsvolle Miene zu betrachten und zu warten. Und zu wissen, dass ich wertvolle Zeit verplemperte. Spielte es denn eine Rolle, wohin die Familie Schmitting über Nacht ausgeflogen war? Vermutlich in eine Klinik, vielleicht hatte Helen in der Nacht Wehen bekommen und Philipp verplemperte wertvolle Zeit mit seiner Suche nach Rüdiger auf dem Unigelände. Aber sobald Philipp Rüdiger oder Ed oder Margarete zu packen bekäme, sobald sie hörten, wo Candy war, würde er erfahren, dass Helga nicht mit ihrem Mann irgendwo auf dem Atlantik den Meeresboden vermaß. Ich wusste es und hatte Angst, weil ich Candy nicht gefragt hatte, was diese Sätze in eine tote Telefonleitung bedeuteten.
    «Ich habe ihn, Muttileinchen. Du hast es gehört. Ich habe ihn. Jetzt gehört er dir.» Ich wusste genau, dass sie mich wieder belogen hatte. Sie konnte das eben, Herz-Schmerz-Geschichten aus dem Ärmel schütteln. Nur hin und wieder gaben ihre grünen Augen ein bisschen Wahrheit preis, wenn sie braun wurden und diese arktische Kälte ausstrahlten. Es ging auf und ab in meinem Innern, die reinste Achterbahnfahrt. Einmal sah ich mich heimkommen und eine verlassene Wohnung vorfinden. Und ein paar Minuten später sah ich mich die Diele betreten. Sie wartete mit dem Essen auf mich, schlang die Arme um meinen Nacken und fragte:
    «Bist du mir noch böse, Mike?» Nein, ich war ihr überhaupt nicht böse. Weshalb denn auch, wenn Gerswein nur ihr Bein betatscht hatte. Um zwei Uhr war Hamacher noch nicht zurück und auch noch kein Anruf aus Hamburg eingegangen. Ich griff zum Telefon, um ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebte und dass ich mir nicht vorstellen konnte, noch einmal ohne sie zu leben. Sie hob nicht ab. Sie wird Einkäufe machen, wollte ich mir einreden, oder einen Spaziergang. Es ist herrliches Wetter. Und wenn sie heute Abend nicht für uns gekocht hat, fahren wir in das beste Steakhaus und essen dort das Allerbeste auf der Karte. Kurz vor drei kam Hamacher endlich zurück. Was mir so alles durch den Kopf ging, konnte ich ihm nicht sagen. Wir sprachen nur über Candys Geständnis. Hamacher erkundigte sich zweifelnd:
    «Und sie bleibt dabei, Gerswein sei ihr Vater?»
    «Ich bin überzeugt, dass es so ist», antwortete ich.
    «Na schön», meinte er.
    «Dann fahr nach Hause. Ich rufe dich an, sobald ich etwas von Philipp höre.» Ich fuhr heim und kam in eine verlassene Wohnung. Candys Tasche und der Rucksack standen immer noch hinter der Schlafzimmertür. Aber ihre Jacke mit den großen Taschen, in denen man so viel unterbringen konnte, war nicht da. Und es war heiß draußen, viel zu heiß für so eine Jacke. Der schwarze Schlauch fehlte

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