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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Candy sah mich kommen und machte ihn aufmerksam.
    «Sieh mal, Herzchen, da kommt Unterstützung. Weißt du, wer das ist? Das ist der Schnüffler, der mir geholfen hat, dich zu finden. Was meinst du, auf wessen Seite er sich jetzt stellt?» Gerswein schaute mir entgegen und verlangte:
    «Schaffen Sie mir diese Verrückte vom Hals.»
    «Das kann er nicht», sagte Candy.
    «Wenn er noch einen Schritt näher kommt, drücke ich ab.» Ich war noch etwa drei Meter entfernt. Sicherheitshalber rief sie mir noch zu:
    «Bleib, wo du bist, Mike! Ich meine es ernst.» Daran zweifelte ich nicht.
    «Warum?», fragte ich. Bestimmt nicht sehr einfallsreich. Aber was soll man sonst fragen in solch einer Situation? Sie lachte, ein hässliches, abfälliges Lachen.
    «Bist du so blöd, Mike, oder tust du nur so? Du hast es mir doch selbst erzählt. Aber ich wusste es auch vorher schon. Genau an dieser Stelle hat meine Mutter gelegen – vor neunzehn Jahren im August. Ich habe Fotos davon gesehen. Abzüge von Polizeifotos.» Kann sein, dass ich geflucht habe. Kann sogar sein, dass ich erfasste, was ich während der Fahrt im Intercity für Candy gewesen war. Nicht der Erstbeste, sondern ein Mann, der wusste, was mit ihrer Mutter geschehen war. Kleiner Irrtum von ihrer Seite. Ich hatte bisher nur gewusst, was Hartmut Bender mir über eine unbekannte Tote erzählt hatte.
    «Ich weiß nicht, was dieses verrückte Weib sich einredet», ließ Gerswein sich vernehmen.
    «Nenn mich nie wieder verrückt, du Schwein», fauchte Candy ihn an.
    «Los, sag jetzt, was du getan hast. Und sprich laut, damit Mike dich verstehst. Ich kenne nur den Polizeibericht. Sie konnten nicht mit Bestimmtheit sagen, ob eine Vergewaltigung stattgefunden hatte. Aber du hast sie nicht mit Gewalt nehmen müssen. Sie hat sich garantiert noch einmal freiwillig für dich hingelegt und geglaubt, sie sei im Himmel. Und dahin hast du sie dann ja auch befördert.» Ich dachte, es ginge ihr nur darum, ein Mordgeständnis zu erpressen, und ich sollte es bezeugen. Ihre Hand in der Jackentasche drückte fester gegen seinen Unterleib. Er wurde ganz starr vor Panik. Seinen Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. So viel Abwehr, so viel Furcht.
    «Jetzt nimm doch das Ding weg», bettelte er.
    «Gleich», sagte Candy.
    «Ich will zuerst hören, wie es war, sie zweimal mit deinem Porsche zu überfahren. Es war doch der Porsche, nicht wahr? Im Polizeibericht stand etwas von schwarzen Lacksplittern. Warum du es getan hast, brauchst du nicht zu erklären, das weiß ich. Sie war dir lästig. Aber du hättest sie einfach wegschicken können. Sie wäre gegangen. Warum musstest du ihr Gesicht zerstören? Sie war so hübsch. Warum musstest du ihr auch noch die Papiere wegnehmen? Hattest du Angst, dass sie Frau Scherer erzählt hatte, mit wem sie sich trifft?» Die nächsten Sätze gingen an mich.
    «Tante Gertrud hat erst nach über einem Jahr erfahren, warum sie nicht zurückgekommen ist, Mike. Aber Tante Gertrud wusste, warum sie hierher gekommen war. Um ihren Liebsten noch einmal zu sehen und ihm alles Glück zu wünschen für sein weiteres Leben, auch wenn er sie nicht daran teilhaben lassen wollte.»
    «Das ist ein Irrtum», sagte Gerswein, ob zu ihr oder zu mir, blieb ungewiss.
    «Ich habe damit nichts zu tun.»
    «O doch», widersprach Candy.
    «Sie hat dich aus Heidelberg angerufen. Tante Gertrud stand daneben und hat mitgehört. Du hast zugesagt, sie noch einmal zu treffen, an dem Platz, an dem sie so glücklich mit dir war. Das muss hier gewesen sein. Und wer außer dir hätte wissen sollen, dass sie um zehn Uhr abends hier war?»
    «Ich habe es nicht geschafft», sagte Gerswein mit flehentlichem Blick auf mich.
    «Mein Schwiegervater gab ein Essen, ich konnte nicht weg. Tun Sie doch etwas.»
    «Du bittest den Falschen», erklärte Candy.
    «Mike wird dir nicht helfen. Er wartet darauf, dass ich endlich abdrücke. In der vergangenen Nacht hat er gesagt, dass er es selbst tun will.» Ich wollte etwas unternehmen. Die letzten Schritte gehen, ihr die Hand aus der Jackentasche ziehen, ihr die Pistole wegnehmen. Verhindern, dass sie sich mit dem Ding unglücklich machte. Blöder Ausdruck, aber wie soll man es sonst nennen? Nur konnte ich nicht gehen. Ich war nicht etwa vor Entsetzen oder sonst etwas wie gelähmt. Es war ein Genuss, ein Triumph, ein Sieg, eine Gewissheit. Er war nie mein Konkurrent gewesen, er war nur ein Mörder. Natürlich suchte er nach Ausflüchten. Aber wie Hartmut

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