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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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trotzdem das Paradies. Und jedes Mal werde ich daraus vertrieben. Wird es immer so weitergehen?» Und:
    «Mit niemandem kann ich noch über (Herz) reden. Nicht einmal», da kam ein winziges Löwenhaupt,«versteht, dass ich gar nicht anders kann. Gottlos hat er mich genannt und von Sünde gesprochen. Wie kann es Sünde sein, wenn man liebt? Wenn man die Berührungen braucht, an nichts anderes mehr denken kann. Alles hat sich verändert, nur die ewig Gestrigen sind hinter der Entwicklung zurückgeblieben, berufen sich auf ihren Gott und seine Verbote. Das kann er nicht verboten haben, das nicht. Aber was hilft mir diese Einsicht? Ich wollte mir auch ein Stück von der Freiheit nehmen, und das ist nun mein Leben. Die wenigen Augenblicke, in denen er mich spüren lässt, was es bedeutet, eine Frau zu sein, und dazwischen die Hoffnungslosigkeit.»
    «Da wusste sie schon, dass er verheiratet war», erklärte Candy. Ich wies sie darauf hin, dass sie einen Denkfehler machte. Wenn sie die Erdkugel gleichsetzte mit Erdmann, dem Vermieter, konnte in der betreffenden Wohnung auch irgendeine Studentin gelebt haben, vielleicht eine Freundin von Helga, die ihr und dem Herz stundenweise Obdach gewährt hatte. Ein verheirateter Mann konnte seine Geliebte nicht so ohne weiteres in die eheliche Wohnung bringen. Darüber hatte Candy noch nicht nachgedacht, weil ihre Mutter den Tagebüchern zufolge in Köln keine Freundinnen gehabt hatte.
    «Dann war es vielleicht eine Bekannte von ihm oder eine Freundin von Leo Scherer», sagte ich.
    «Leo hatte bestimmt keine Freundin», meinte sie.
    «Deine Mutter war doch auch mit ihm befreundet», sagte ich und bot noch einmal meine Hilfe an. Zuerst lehnte sie wieder ab.
    «Nein, Mike. Das möchte ich nicht. Du schuldest meiner Mutter nichts. Das muss ich ganz allein schaffen, sonst hat es keinen Wert, verstehst du?»
    «Von Hamacher wolltest du dir doch auch helfen lassen.»
    «Das ist doch ganz etwas anderes, Mike. Einen Detektiv hätte ich bezahlen müssen. Für das Geld habe ich hart gearbeitet. Und jetzt habe ich ja einen neuen Ansatzpunkt. Ich werde noch einmal mit Herrn Erdmann reden.»
    «Und du glaubst, dass er dir Auskunft gibt, wenn du ihm mit einem neuen Ansatzpunkt kommst? Zu Hamacher hast du gesagt, du hättest dich falsch benommen.»
    «Ja, weil ich gleich wütend geworden bin, Mike. Aber wenn ich mich dafür entschuldige …» Da hatte ich mich getäuscht. Sie wollte bei ihrer Suche meine Hilfe nicht, und dafür hatte sie gute Gründe, aber das begriff ich erst viel später. An dem Montagabend musste ich noch eine ganze Weile argumentieren, mich förmlich aufdrängen, ehe Candy nachgab und wissen wollte:
    «Warum tust du das alles für mich, Mike?»
    «Weil ich dich mag», sagte ich.
    «Nein, weil du dich in mich verliebt hast», widersprach sie.
    «Weil du denkst, wenn du so viel für mich tust, muss ich mich irgendwann revanchieren.»
    «Nein, das denke ich nicht», behauptete ich. Sie betrachtete mich nachdenklich. Immerhin wusste sie, dass ich auf dem Video gesehen hatte, was sie sich in Hamachers Büro geleistet hatte.
    «Du machst dir wirklich keine Hoffnungen, dass ich dann vielleicht eher mit dir – du weißt schon.»
    «Nein», sagte ich noch einmal. Sie lächelte weich und zärtlich:
    «Jetzt hast du gelogen, Mike. Aber du bist lieb. Und ich will nicht, dass du irgendwann glaubst, ich hätte deine Gefühle ausgenutzt. Ich mag dich sehr. Als du mich geküsst hast, das war schön, ein ganz warmes Gefühl im Innern. Vielleicht war ich deshalb gestern so garstig zu dir, weil ich mich auch in dich verliebt habe. Und weil ich es nicht richtig finde, dass ich glücklich bin, solange meine Mutter leidet.» Sie saß schon die ganze Zeit neben mir auf der Couch, die Seiten mit dem Klartext und das codierte Tagebuch im Schoß. Nun legte sie alles auf den Tisch und den Kopf an meine Schulter. Eine halbe Stunde Zärtlichkeit gewährte sie mir. Ich wollte nicht, dass sie sich mir verpflichtet fühlte, und wusste nicht, wie weit ich gehen durfte. Nur ein paar Küsse. Und ein lahmes Gefühl in den Knien. Um elf zog ich die kleine Couch für sie aus. Sie holte das Bettzeug aus meinem Schlafzimmer und lächelte unsicher.
    «Bist du mir böse, Mike?»
    «Warum sollte ich?»
    «Weil ich noch nicht mit dir schlafen will.»
    «Ich kann warten», sagte ich. Beim Frühstück am Dienstagmorgen war sie nervös und fahrig. Zweimal fiel ihr das Messer aus der Hand, statt in die Zuckerdose tauchte sie

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