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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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das nicht sagen, weil sie zu der Zeit zur Kur gewesen war und später nur von Leo gehört hatte, wie Hals über Kopf das gegangen sei. Eigentlich hatte Helga nämlich während der Semesterferien in Köln bleiben und fürs Studium arbeiten wollen. Aber dann sei ein Anruf aus Hamburg gekommen, hatte Leo erzählt. Helgas Mutter hätte einen Schlaganfall erlitten. Leo war unendlich traurig gewesen und Frau Scherer nach der Rückkehr aus ihrer Kur bitter enttäuscht, weil sie sich nicht von Helga hatte verabschieden können und dann erst mal nichts mehr von ihr gehört hatte.
    «Anfangs hab ich mich oft drüber geärgert und gedacht, schreiben könnte sie ja mal oder mal anrufen.» Bis dahin hatte Frau Scherer mir im Prinzip nichts Neues und auch kaum etwas von Bedeutung erzählt. Aber das kam nun, als ich einfließen ließ, Helga sei im Juli oder August in die Staaten gezogen und hätte dort wohl erst einmal alle Hände voll zu tun gehabt.
    «Unsinn», protestierte Frau Scherer.
    «Wer hat Ihnen denn das erzählt?» Meine Antwort wartete sie nicht ab. Natürlich hatte Helga in Amerika eine Schwester gehabt, die Margarete mit ihrem Mann Ed oder Ted und den beiden Söhnen Tom und Rudy. Den letzten Namen sprach Frau Scherer sehr amerikanisch aus. Ich hörte zum ersten Mal von einem zweiten Vetter. Candy hatte während der Zugfahrt nur von Vetter Tom, seiner Frau Heather und den Kindern gesprochen. Gedanken über diese kleine Unterschlagung konnte ich mir nicht machen, weil Frau Scherer eifrig weitersprach. war Helga auch für zwei Wochen drüben gewesen. Aber war sie ins Elternhaus zurückgekehrt. Es musste sich doch jemand um die alte Mutter kümmern. Der Vater lag schon seit November unter der Erde. Der war ja gestorben, kaum dass Helga mit dem Studium begonnen hatte. Die beiden älteren Schwestern lebten in weiter Ferne, da blieb nur Helga. Ihre hilflose Mutter in ein Heim abzuschieben, hätte sie nie übers Herz gebracht. Fast ein Jahr lang hatte Helga die alte Frau aufopfernd gepflegt. Das wusste Frau Scherer ganz genau. Im Frühjahr war die Mutter gestorben, und Helga wollte nach der ersten Trauer nun ihr Studium an der Universität in Hamburg wieder aufnehmen. Das hatte sie selbst erzählt, als sie im Sommer, ungefähr ein Jahr nach ihrem Auszug, nochmal zu Besuch gekommen war. Nur für einen Nachmittag, das müsse so im Juli oder August gewesen sein, meinte Frau Scherer. Helga hatte Studienunterlagen von der Kölner Universität gebraucht und einen Rat von einem Professor, der erst abends Zeit für sie hatte. Helga wusste nämlich nicht, ob sie weiterhin drei Studienfächer belegen oder vielleicht die Philosophie aufgeben sollte. Die Wartezeit hatte sie sich mit einem Kaffee bei Frau Scherer vertrieben, sich tausendmal dafür entschuldigt, dass sie nie angerufen oder geschrieben hatte. Aber es sei sehr anstrengend gewesen, die Mutter zu pflegen, Tag und Nacht bereit stehen, nie mehr als zwei Stunden Schlaf an einem Stück. Da wäre sie zu gar nichts gekommen. Wie auch immer, dieser kurze Besuch sprach ja wohl gegen einen Umzug in die Staaten. Von dort kam niemand nur so vorbei, um fehlende Papiere zu holen und mit einem Professor zu sprechen. Da ließ man sich die Unterlagen mit der Post schicken und rief den Professor an. Dass Helga im Sommer seit Monaten verheiratet gewesen und sogar schon Mutter geworden sein sollte, hörte Frau Scherer zum ersten Mal und glaubte es so wenig wie alles andere, was ich von Candy gehört hatte. Nein, also wirklich, das wurde ja immer doller. Wer erzählte denn so einen Blödsinn? Das junge Mädchen etwa, das am Samstag da gewesen war und behauptet hatte, Helgas Nichte zu sein?
    «Die Nichte», wiederholte ich und bemühte mich, es nicht zu sehr nach einer Frage klingen zu lassen. Frau Scherer nickte eifrig.
    «Hat sie gesagt. Sie wäre die Tochter von der Margarete. Das stimmte aber nicht, oder?» Statt ihr darauf zu antworten, erkundigte ich mich:
    «Warum sollte das nicht stimmen?»
    «Na, die Margarete war doch damals schon über vierzig», erklärte Frau Scherer.
    «Und ich meine, Helga hätte gesagt, dass ihre Schwester keine Kinder mehr kriegen könnte. Sie hat mal heftig mit Leo diskutiert, ob es Sünde ist, wenn Mann und Frau zusammenkommen, ohne ein Kind zeugen zu wollen. Leo meinte, das sei nicht im Sinne des Herrn. Und daraufhin sagte Helga, dann dürfte ihre Schwester auch nicht mehr mit ihrem Mann verkehren. Kann aber auch sein, dass sie die andere gemeint hat, die aus

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