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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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bisschen belegt.
    «Ist dein Auto wieder in Ordnung? Das hat ja lange gedauert.» Ich hätte gerne gefragt, ob ich reinkommen dürfe. Aber ich wollte nicht unverschämt sein, mich auch nicht selbst unentwegt auf die Feuerprobe stellen. Deshalb sagte ich:
    «Ja, ich musste warten, sie hatten die Bremsbeläge nicht auf Lager, konnten sie aber besorgen. – Soll ich mich schon mal ums Essen kümmern?»
    «Für mich nicht.» Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    «Ich habe gar keinen Hunger. Ich bin so nervös, Mike.» Das war ich auch, ging in die Küche, sogar dort duftete es nach dem Badezusatz. Und plötzlich hatte ich keine Lust mehr, für mich allein etwas zu kochen, verstaute nur meine Einkäufe. Im Kühlschrank lag ein Päckchen mit frischem Wurstaufschnitt, frisches Brot war ebenfalls da. Das hatte Candy besorgt, ebenso drei Flaschen Cola. Sie konnte ohne das Zeug nicht leben. Ich machte mir Kaffee und deckte den Tisch, wie ich es gewohnt war aus den Jahren der Einsamkeit, die ich nie als solche empfunden hatte. Hin und wieder hörte ich noch ein Wasserplätschern. Doch der Kaffeegeruch verdrängte allmählich den betörenden Duft, zumindest in der Küche. Nach einer Weile hörte ich, dass sie aus der Wanne stieg, das Wasser wurde abgelassen. Danach brauchte sie noch etwa eine halbe Stunde, ehe sie ausgehfertig in der Küche erschien. Das weiße Kleid mit den Streublümchen hob das Kind in ihr überdeutlich hervor, obwohl sie den Gummizug so weit über die Oberarme heruntergezogen hatte, dass ihre Schultern frei lagen und der Ansatz des Busens deutlich zu sehen war. Die weißen Sandaletten machten sie noch kleiner, als sie ohnehin war. Dazu ein leichtes Make-up und das dunkelblonde Haar sorgfältig mit meinem Fön in Form gebracht.
    «Wie sehe ich aus?» Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, der Rock mit all seinen Volants schwang um ihre Beine und bedeckte sogar dabei noch züchtig die Knie.
    «Hinreißend», sagte ich.
    «Wenn du Gerswein in dieser Aufmachung von deiner Mutter erzählen willst, wird er dir gar nicht richtig zuhören können.» Sie biss sich auf die Lippen, senkte den Kopf, schaute zweifelnd an sich hinunter und zupfte das Oberteil über die Schultern hinauf.
    «Meinst du, es ist zu gewagt?»
    «Es ist nicht gewagt», sagte ich.
    «Es ist zauberhaft. Wo bist du denn mit ihm verabredet? Soll ich dich hinfahren?»
    «Nicht nötig, Mike. Ich wusste ja nicht, ob du dein Auto wieder mit zurückbringst, und habe mir ein Taxi bestellt.» Damit war meine erste Frage nicht beantwortet. Darauf kam sie auch nicht zurück, erörterte stattdessen, wie sie von einem Artikel für die Schülerzeitung auf ihre Mutter kommen könnte.
    «Du weißt nicht zufällig, in welchem Ministerium er arbeitet? Meinst du, ich sollte erst mal über Umweltschutz mit ihm sprechen? Oder soll ich ihn ganz direkt fragen, ob er auch manchmal Kinderheime und Krankenhäuser besucht? Das machen Politiker ja oft. Und das wäre ein guter Ansatz, finde ich. Danach könnte ich ihm erzählen, dass meine Mutter sehr krank ist und früher in Köln studiert hat. Ich glaube nämlich, es ist besser, wenn er von allein darauf kommt, wer ich bin.» Um halb zwei holte sie ihr Handtäschchen, einen Block und ihren Stift aus dem Schlafzimmer. Eine Schülerin, die aufbrach, um einen Politiker zu interviewen, musste ja etwas zu schreiben dabei haben. Ich bekam noch einen Kuss. Dann ging sie zur Tür.
    «Wann ungefähr bist du wieder hier?», fragte ich noch.
    «Weiß ich nicht. Drück mir die Daumen, Mike.»
    «Tu ich», versprach ich. Die Ersatzschlüssel, die ich ihr überlassen hatte, nahm sie mit. Als sie die Wohnungstür hinter sich zuzog, klang es wie der Startschuss zu einem entsetzlich öden Nachmittag. Dabei hatte ich große Pläne, wollte mich als Übersetzer betätigen, fand aber das zweckentfremdete Gebetbuch nicht und vermutete, Candy, habe es mitgenommen. Mit sehr viel Eifer und eisernem Willen hätte es sich durchaus in das rote Täschchen quetschen lassen. Mir war nicht danach, ersatzweise faul auf der Couch zu liegen und Musik zu hören. Ich konnte mich kaum mehr daran erinnern, dass ich solche Mußestunden vor gut zwei Wochen noch herbeigesehnt und genossen hatte. Ist schon komisch, wie man sich in so kurzer Zeit an einen Menschen gewöhnt; Candys unermüdliche Stimme und ihre Lebendigkeit verwandelte die gesamte Wohnung innerhalb von Sekunden in ein Nest voll junger Spatzen. So ähnlich wie ein Spatzennest sah meine Wohnung

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