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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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du sie besser kennst als flüchtig. Hast du was mit ihr?» Das ging ihn nichts an, fand ich und schwieg. Sein Grinsen verlor sich, er zog seine Schlüsse aus meiner Schweigsamkeit. Die nächsten Fragen kamen wie aus einem Schnellfeuergewehr abgeschossen:
    «Seit wann kennst du sie? Wo, wie und unter welchen Umständen hast du sie kennen gelernt? Was weißt du von ihr? Was davon ist bewiesen?» Und so weiter. Er schloss mit:
    «Legst du deine Hände für ihre lauteren Absichten ins Feuer? Man darf nicht vergessen, wo Gerswein sitzt. Da könnte ein Wirrkopf leicht auf dumme Gedanken kommen und ein Fanal setzen wollen.»
    «Blödsinn», sagte ich.
    «Wo sitzt er denn?»
    «Hardthöhe», sagte Hamacher. Das Verteidigungsministerium.
    «Das wusste ich nicht», gab ich zu.
    «Aber sie will ihm bestimmt keine Geheimnisse entlocken, die den Weltfrieden gefährden könnten. Sie will auch kein Attentat auf ihn verüben, um in die Geschichte einzugehen. Dafür lege ich die Hand ins Feuer. Sie will ihn nur zu ihrer Mutter bringen.»
    «Na schön», meinte Hamacher und lehnte sich etwas entspannter in seinem Stuhl zurück.
    «Dann erzähl mir einfach mal, was du über sie weißt und von wem du es erfahren hast. Fangen wir ganz vorne an. Name?»
    «Schmitting», wiederholte ich.
    «Candida, genannt Candy.» Da ich mir denken konnte, welche Fragen als Nächste kämen, nannte ich ihm auch gleich die anderen Daten, die ich ihrem Ausweis entnommen hatte, Geburtsdatum, Geburtsort und die Adresse in Hamburg-Blankenese. Ich verschwieg auch nicht, dass ich ihren Personalausweis schon in der Hand gehalten hatte.
    «Nobles Pflaster», meinte Hamacher.
    «Und warum erzählt sie Gerswein etwas anderes? Er gab am Freitag die Informationen durch, die er bereits hatte. Von einer kranken Mutter war nicht die Rede, auch nicht von einer Affäre in früheren Jahren. Das hätte er mir gesagt. Bei mir muss er kein Blatt vor den Mund nehmen.»
    «Was hat sie ihm denn erzählt?», fragte ich auf Vorsicht bedacht. Ihre Schilderung des Treffens mit Gerswein musste ja nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen – tat sie aber. Hamacher nahm seinen Computer zu Hilfe, las vom Monitor ab. Da ich vor dem Schreibtisch saß, konnte ich nicht mitlesen.
    «Candy Schmitt, achtzehn Jahre alt, Schülerin, wird im nächsten Jahr ihr Abitur machen, will Journalistin werden, schreibt bereits für die Schülerzeitung. Angeblich hat sie seine Geheimnummer von einer Lehrerin, wie die heißt, wollte sie ihm aber nicht verraten. Er ist vor allem an dieser Lehrerin interessiert.»
    «Ich habe ihr geraten, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen», behauptete ich. Hamachers Miene war ein Meisterwerk der Selbstbeherrschung.
    «Ja, dann wundert mich nichts mehr. Candy Schmitt lebt nämlich zurzeit beim Stiefbruder am Wiener Platz in Köln-Mülheim. Der Stiefbruder heißt Michael Schröder, ist achtundzwanzig Jahre alt und Steuerberater.» Mir war danach zu lachen, aber das hätte Hamacher mir wahrscheinlich sehr übel genommen.
    «Ist die Lehrerin auf deinem Mist gewachsen?», wollte er wissen.
    «Nein, die gibt es wirklich», sagte ich.
    «Sie unterrichtet in Aachen und ist eine frühere Kommilitonin ihrer Mutter. Am Samstag hat Candy Gerswein auch einen Namen genannt, der stimmt allerdings nicht. Hat Hartmut das nicht mitbekommen? Oder war er am Samstag noch nicht auf Posten?» Hamacher schüttelte den Kopf.
    «Gerswein legt keinen Wert darauf, bei einem Schäferstündchen belauscht zu werden. Er hat mir nicht gesagt, wann er sie trifft, sonst wäre Hartmut trotzdem zur Stelle gewesen.» Er wollte es nun von Anfang an wissen und ließ mich nicht aus den Augen, als ich ihm eine durchaus glaubwürdige Version bot. Der zufolge hatte ich vor gut einem Jahr ein freies Wochenende in Hamburg verbracht und in einem Schnellimbiss Candys Bekanntschaft geschlossen. Ich war auch mal zum Tee bei Mami und Dad eingeladen worden. In den vergangenen Monaten hatte sich die Beziehung dann durch telefonische Kontakte weiter gefestigt. Rein platonisch! Per Telefon ging es ja auch nicht anders. Candy brauchte eben ab und zu einen Menschen, mit dem sie über Mami und das Elend daheim reden konnte. Und vor zwei Wochen hatte sie dann plötzlich ganz aufgelöst vor meiner Tür gestanden. Dass ich sie bisher nie erwähnt hatte, nun, ich hatte es bis gestern Abend für meine Privatsphäre gehalten. Dass ich mich nach Candys Auftauchen in der Agentur nicht bemüßigt gefühlt hatte, den leicht abgekürzten

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