Ein süßer Traum (German Edition)
Masochistin.«
»Der Punkt ist, ich …« – sie hatte sagen wollen: »Ich mag«, sagte dann aber: »Ich liebe diesen Mann wirklich. Ja.«
»Er ist ein guter Kerl«, sagte ihr Sohn.
»Bist du schon in Julias Wohnung gezogen?«
»Die ist so ein antikes Refugium, ich ertrage es nicht, es zu ruinieren. Aber ja, natürlich werden wir sie benutzen.«
»Angenommen, Ruperts Frau wohnt in der Souterrainwohnung …«
»Genau wie die arme Phyllida.«
»Aber ich hoffe, nicht für immer. Rupert sagt, dass Meriel es gar nicht erwarten konnte, ihn loszuwerden. Selbst schuld.«
»Also gut. Meriel im Souterrain. Sophie und ich oben im Haus. Wir schlafen in Sylvias altem Zimmer, und ich arbeite weiter im Wohnzimmer. Also bleiben für dich und Rupert und die beiden Kinder sechs Zimmer: die auf Andrews und meiner Etage und deine Zimmer. Und es gibt natürlich diese ewig treue Küche.«
»Ich hätte gar nicht daran gedacht, wenn ich nicht wüsste, dass das Haus praktisch leer steht. Und es würde uns ein bisschen Bewegungsfreiheit geben …«
»Es ist keine schlechte Idee.« Mit der Energie, mit der er alles machte, nahm er die Suppenteller weg und brachte gegrillten Fisch. Er schenkte Wein ein, leerte sein Glas und füllte es wieder.
»Und du und Sophie?«
»Andrew war nicht gut für Sophie. Es ist immer dasselbe. Sie sagt, Roland war wie ein schwarzes Loch, wenn es drauf ankam, und Andrew – also, beim besten Willen … Aber er ist schon ein Schwächling, das musst du doch zugeben? Er
engagiert
sich nicht«, erklärte ihr Sohn und grinste, als würde er das Verständnis einer Komplizin erwarten. »Während ich mir die Leute auflade«, sagte er, um seinen Standpunkt zu vertreten. »Es gibt in der Vergangenheit Opfer, die das beweisen, gut abgenagt und verstümmelt, und die habe ich mir
aufgeladen
. Nein, du weißt nichts von ihnen. Und jetzt habe ich mir Sophie
aufgeladen
.«
»Zwei Irre in einem Haus«, sagte Frances.
»Elegant formuliert.«
»Und nicht zum ersten Mal. Aber was soll’s, Kinder von zehn und zwölf sind ohnehin bald erwachsen.«
»Zunächst einmal ist mir nicht aufgefallen, dass Andrew und ich – oder Sylvia – etwa keine Familienbasis brauchen, sogar als Erwachsene. Und zweitens – na ja, ich habe deine gebieterische Art, mit Zeit umzugehen, bis vor Kurzem nicht verstanden. Was sind vier Jahre? Sechs Jahre? Zehn? Nichts. Nur ein Atemzug. Wenn jemand stirbt, kapiert man das sofort … und da ist noch etwas. Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass die Kinder vielleicht lieber bei dir sind als bei ihrer kriminellen Mutter?«
»Kriminell! Sie ist krank.«
»Sie ist mit ihrem dämonischen Liebhaber abgehauen, oder nicht? Sie hat sie abserviert.«
»Nein, sie hat sie mitgenommen. Aber jetzt sind sie – abserviert.«
»Ich hoffe, sie sind zumindest annehmbar. Sind sie das?«
»Bis jetzt haben sie sich von ihrer besten Seite gezeigt.«
»Verfolgen dich diese ganzen Wiederholungen nicht?«
»Doch. Oh doch, allerdings. Und es ist schlimmer, als du ahnst. Meriel ist die Tochter von Sebastian Heath – du kennst den Namen wahrscheinlich nicht mehr? Doch? Das war ein berühmter Kommunist, genau wie Johnny. Er wurde von den Genossen in der Sowjetunion verhaftet und verschwand für immer.«
»Wenn man einen Vater hat, dem von der eigenen Seite ein Genickschuss verpasst wurde, ist das wahrscheinlich eine hinreichende Erklärung für ein gewisses Maß an emotionaler Verwirrung.«
»Und dann hat ihre Mutter Selbstmord begangen. Sie war auch Kommunistin. Danach ist Meriel bei einer kommunistischen Familie aufgewachsen – aber jetzt sind sie offenbar keine Kommunisten mehr.«
»Also hatte sie eine Kindheit, die man getrost als kaputt bezeichnen kann.«
»Daher mein Gefühl, dass mich immer das Gleiche verfolgt.«
»Arme Ma«, sagte er fröhlich. »Mach dir nichts draus. Und denk bloß nicht, dass deine Unterkunftsprobleme auf die Dauer gelöst sind, wenn du herkommst. Ich habe vor zu heiraten.«
»Sophie!«
»Du lieber Gott, nein. So verrückt bin ich nicht. Sie ist nur meine Freundin. Wir sind Freunde. Aber ich sehe mich definitiv nach einer Frau um. Und dann heirate ich und kriege vier Kinder, nicht zweieinhalb wie du. Und dann brauche ich dieses Haus.«
»Gut«, sagte seine Mutter. »Keine Einwände.«
Das Abendessen war vorbei, und Frances merkte an, es sei spät und an der Zeit, dass Margaret und William zu Bett gingen. Das Mädchen stand auf, stellte sich vor sie hin
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